An meinen Freund Adam Bartsch

[165] Zum Namenstage.


Freund! hieß ich Adam, so wie du,

Ich hörte gern den Spöttern zu,

Die über Namen spassen,

Und sagen, es sei dumm gethan,

Zum Namenstag von Jedermann

Sich gratuliren lassen.


Sie meinen, es wär' ein's, ob man

Longinus, Christoph, Kilian,

Paul, oder Thomas hiesse;

Ich aber weiß, daß von den Herr'n

Sich mancher seinen Namen gern

Vom Leibe schneiden liesse.


Gesetzt, du hiessest Kilian,

Dein Mädchen Ursel: wärst du dann

Nicht wahrlich zu beklagen?

Denk nur, du müßtest in dem Schwung

Der innigsten Begeisterung:

Ach, liebste Ursel! – sagen.


Und hörte sie's gefällig an,

Und seufzte: Ach mein Kilian!

Sprich, müßtest du nicht lachen?[165]

Und würde nicht die Kleinigkeit

Den allerschönsten Liebesstreit

Zum Possenspiele machen?


Und dann erst die Unglücklichen,

Die einst Gregor den Siebenten

Zum Heiligen bekamen:

Sag, hiessen wohl die Armen gern

Vor aller Welt anjetzt den Herr'n

Mit dem verpappten Namen?


D'rum freue deines Namens dich!

Der wird aus dem Kalender sich

Zu keiner Zeit verlieren:

Ich, du und aller Menschentroß,

Wir müßten ja als vaterlos

Dagegen protestiren.

Quelle:
Aloys Blumauer: Sämmtliche Gedichte. München 1830, S. 165-166.
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