Das II. Capitul.

Ob die Zauberer vnd Vnholden / die Leut / so noch wol auff / Frisch vnnd wacker seind / jhrer Gesundheit können vergwissen / vnnd dieselb jhnen erstrecken / auch den Krancken vnnd bresthafften zu Heylung vnd gesundheit verhelffen.

[157] Man hatt sich nit fast zubefremden / warumm es beinach allenthalbē durch die gantz Welt Zauberer vnd Vnholden gebe.68 Angesesehen weil der Sathan disen / die sich jhm verloben / vnnd zu seinem Dienst ergeben / stattliche grosse Verheissungen thut / wie er sie zu so grosser Reichthumb / Macht / Ehrn vnd Würden / vnd zu allem / was sie gelust / bringe vnnd jhnen beholffen sein wölle. Wiewol nuhn Verständige Leut dē betrug bald mercken / auch sonst die Hexen vnd Hexenmeister für sich selbst gemeinlich arme tropffen /vnnd Vnerständige Leut seind / die dahin gehn wie das Viech / vnnd von menniglich veracht werden /wann sie nicht von sonst enden her vnnd durch andere Mittel / gut / Ehr vnnd Reichthumb bekommen. Noch finden sich so vnselige Leut / die auß gutem wolbedacht vnd Mutwillig in den Stricken des Teuffels sich verwickelen: Etlich auß fůrwitz / etliche damit sie etlicher massen erkůndigen / ob er seinen grossen Zusagungen statt thu / vermeinend / daruon zukommen /wann es jnen nicht mehr gefällig: Aber nach dem sie einmahl darinn sich verstrickt / da findt man vnder Hunderten kaum dē zehenden / der sich widerumb kan außwicklen: Vngeacht / das viel der jhenigen / so dem Sathan sich ergeben / vnd Gott verleugenen / nach dem sie des Sathans betrugwerck merckē / nichts mehr darnach fragen / noch darauff achten: Jedoch sagen sie dem Sathan den kauff nicht auff / vnn versůnen sich nicht mit Gott. Vnnd von denen ist kein zweiffel / daß sie der Teuffel inn gutem Rhůwigem besitz hat / wiewol sie es nicht warnemmen noch mercken.

Vnd nach dem nichts köstlichers ist (die Seel außgenommen) dann die leibliche Gesundheit / hat etliche / so sie kranck wordē / das sehnlich begeren solche zuerlangen / dahin verführt / rhat bei dem Teuffel zusuchē: Innmassen der König Ochozias gethan: Aber /als der Prophet Elias seine Gesanten angetroffen / hat er jhnen gesagt: Gehet hin / zeigt ewerem Herren an /daß allein ein Gott im Himmel sey / den man vmb hülff anruffen müsse: demnach aber Ewer Herr des Baals Oraculum oder Rhätersstul hat vmb Rhat angesucht / so soll er sterben.69[157]

Etliche / wann sie auß dermassen vom schmertzen sehr gequelt werden / gerhaten sie einsmals inn solche vngedult / daß sie dem Teufel sich verlobē / allein heylūg zu erlangen.70 Gleich wie ein Advocat zu Pariß / den ich jetz vnbenant lasse der im 1571. Jahr ist deßhalben angeben worden / auch desselbigen bekantlich gewesen / daß auß begird heil zuwerdē / sich dem Teufel mit seim eigenen blut verschriben habe. Wiewol nun diß ein sträflich stuck an jhm / hat jhn doch solche entschuldigung / sie sey nun war oder nicht gewesen / zur Rettung vorgetragen.

Etlich ergeben sich nicht demTeuffel / machen jhnen aber schlechte beschwerlichkeit / sich von den Zaubern heilen zulassen: Welcher Stimm doch Sanct Johannes Chrysostomus sagt / wie das ärgste Gifft zu fliehen sein.71

Nuhn sicht man aber / daß diß vngeschewet / es inn Hispanien ein Geschlecht von Zauberer hat / die man Salutadores, das ist / Begrüsser / Segensprecher vnnd Gesundmacher heisset / vnd darfür gehalten werden /als könten sie heylen vnnd Gesund machen.72 Auch hat sich im 1573. Jar zu Anjou ein alte Italiänerin gefunden / die allerley Kranheiten heylte: vnnd als jhr der Richter des Orts / solches heylens sich fortan nicht mehr anzumassen / absprache / vnd / wie man spricht / das Handwerck niderlegte / hat sie an das Parlament Appelliert: allda dann Johann Bautru / Herr zu Matrats / ein Advocat des Parlemets / mein Collega vnn Mitburger / jhre sach sehr geschicklich vnd artlich hat geführet. Aber es ward zu letst erwisen / daß die Mittel / die sie zur heylung brauchte / wider die Natur weren / als von Katzenhirn / welches ein recht Gifft ist / von Rappenköpffen / vnnd anderen dergleichen vngereimten stucken: welche genugsame anzeigung gaben / daß es nicht inn krafft etwas gutes öls oder heyl samer Salben zugienge inn massen vil frommer Leut auß mitleiden vnd Barmhertzigkeit gegen dē Armen zuthun pflegen: Sondern durch vnnatürliche Mittel / od' durch beschwörung vnd Versegnung.73

Jodocus Darmundanus schreibt / wie auch eine Zäuberin zu Bruck in Flandern gewesen: welche man für eine Heyligin gehaltē: Dieweil sie eine vnzahl krāckheiten stäts heylte.74 Aber erstlich vor allem /ehe sie etwas wolt heylen / begert sie / daß man ein steiff vertrawen auff sie setzte / daß sie einem helffen könne: Darnach befahl sie / daß man fastet / vnd zu etlichen gewissen mahlen das Pater noster spräche /oder eine Walfahrt zu Sanct Jacob oder S. Arnold vorneme. Letstlich ist sie vieler Zaubereien vberzeugt vnnd nach verdienst gestrafft worden.

Aber Philo der Hoch erleucht Hebreer / als er im Buche De Specialibus Legibus von den Zauberern redt meldt er daß die Kranckheiten / so durch Zauberwerck zu stehen / durch Natůrliche Artzney nicht mögen geheylt werden.75 Welchen auch der Inquisitor Sprenger in gleichem fall zufällt / als einer / der es / wie er meldt / durch vieler Vnholden Vrgicht hat er fahren. Gleich wie auch dieses die bekantnuß Barbe Dore von Senlis / so Anno 1574. duch vervrtheylung des Palements verprent worden / mit sich bringet vnd bestättigt.

Auch glaub ich wol / daß die Zauberer bißweilen das verzaubert vnn die Kranckheit / welche ein anderer Zauberer / oder sie selbst zugefügt haben / wol benemmen können: Jedoch nicht alle / nach allezeit: Vnd in massen sie selbst dessen bekandtlich / můssen sie offt das Zauberstuck / darmit sie einem helffen wöllen / eim oder einer andern zufügen / welchen es kräncke vnd tödte: oder můssen besorgen / daß das vnglůck vber sie außgange.76 Anlangend sonst andere kranckheiten / die durch kein Zauberei zustehn / da sind die Zauberer gleichsfalls bekandtlich / daß sie jhnen nicht helffen noch rhatn können.

Aber zuerfahren / ob es eine verhechßte oder Vervntrewete Kranckheit sey / da schreibt gedachter Sprenger / daß man solchs durch gegossen Pley in ein Geschirr voll Wassers vber den Patienten bewäre.77 Vnnd gleichwol schreibt er auch / daß die Vntrewschuß / von eim zugefůgt / offt von eim anderen / ja offt von denen / die es zugefůgt haben / selber nicht mögen hingenommen werdē. Dessen zu eim gewissen Exempel / will ich die Johannam Harwilerin / welche wie oben gemeldt / lebendig verbrent[158] worden / hie anziehen. Dieselb bekandt / sie hab daß Vntrew an ein Ort geworffen / da der / so jhre Tochter geschlagen gehabt / fůr vber gehn vnnd dauon sterben sollen: aber hab einen andern / so darůber gangen / einsmals inn Nieren vnnd durch den gantzen Leib getroffen. Als sie nuhn dessen beschuldigt worden / als eine /die solcher Vnrahtsifftung sehr beschreit / verhieß sie / jhne widerumb zu Recht zubringen / wachet vnd hůtet auch deßhalben seiner selbst. Jedoch als es nichts schaffen wolt / bekande sie / wie fleißig sie den Teuffel gebetten / vnn mancherley Mittel (die vnnütig zuschreiben) gebrauchet hette / damit sie dem Krancken auffhülffe: aber der Sathan bescheide sie / es sey jhm zuhelffen vnmöglich: Darůber sey sie erzůrnet worden / vnd jhm abgesagt / daß er jhr müßig gehn solle: Dessen der Teuffel wol zufriden geweßt / vnnd geantwort / er wolle forhin nicht mehr zu jhren kommen. Bald darnach ist der Kranck Tods verschieden /vnnd hat sich der Hexin wollen verbergen / aber ist gefunden vnd gegriffen worden.

Hierauß schließ ich / daß es nicht stäts inn gewalt der Zauberer stande / allezeit die VerZauberten vnd Vervntrewte Persone zurecht zubringen: Angesehen erstlich / weil sie ja nicht jeder zeit den jhenigen / die sie selbst bezaubert habē / können zu hilff kommen: Vnd demnach / weil die gemein sag ist / daß wann sie einem Maleficiertē Menschen widder das Zauberstuck raht thun wollen / solches anderen vberschaffen müssen. Diß ist durch Aussag vil Zauberer vnn Vnholden kundig.

Auch zu meher Warmachung dessen hab ich selbst im 1569. Jahr einen Hexenmeister auß dem Land Auuergne zu Pariß gefangen gesehen / welcher bißweilen Menschen vnn Viech wußt zuheylen: Hinder demselbigen fand man ein groß Buch voll Haars von Pferden / von Ochsen vnd anderm Viech von allerhand farb.78 Wann er dann etwan ein Zauberbißlein außwurff / ein Pferd mit zutödten / da kam man zu jhm / so war er gleich mit der Heylung fertig / wann man jm nur des siechen Viechs Haar brachte / vnnd er einem anderen die Zauberei zugefügt hatte. Zu dem nam er kein gelt daruon: Dann wie er sagt / wann er etwas gelt het genommen / würde es nichts zur Heylung gewůrckt haben. Auch het er einen alten Küttel an / wol von tausent stucken zusammen gesetzt vnnd gepletzt. Auff ein zeit / als er eines Jungherrn Pferd ein vntrew stuck het geben / kam man zu jm / vnnd er hulff demselben / gabs aber alsbald des Jungherrn Knecht einem / da kam man gleichsfalls zu jhm / dem Knecht auch zuhelffen. Er aber gab disen bescheid /man solt den Jungherrn fragen / welches er lieber verlieren wolt / seinen Knecht oder sein Pferdt? darůber der Jungherrn sehr verstůrtzt ward / vnd vnter des er sich besan / da starb sein Knecht / vnnd ward der Zauberer deßhalben gefänglich eingezogen:

Darauß warzunemmen / daß der Teuffel / wie selsam auch das Spiel falle / stäts die Schantz gewinnen will: Also daß wann der Zauberer die Zauberei einem Pferd abnimmet / gibt ers darnach einem anderen Pferd daß besser ist: heylt er ein Weib / so fällts darnach auff ein Mann: Hilfft er eim Alten greisen / so geraht dargegen die Kranckheit auff ein Jungs Blut. Dann der Zauberer muß sich besorgen / wann er die Zauberei eim andern nicht vberschafft / daß er inn leibs vnnd lebens gefahr komme. Kurtz davon zureden / wann der Teuffel dē Leib heylt / so tödt er dargegen die Seel.

Hierzu will ich zwey Exempel einfůhren: Eins hat mir M. Fournier Raht zu Orleans erzehlet / von einem Holtzhändeler von Orleans / genant Hulin Petit. welcher als er auff den Tod vervntrewt gewesen / ließ er einen forderen / der sich für ein gemein pflaster aller kranckheiten außgab / vnd gleichwol für ein grossen Zauberer verdacht war / Derselbig als er kam / zeigt er an / er könnt jhn nicht heylen / er vbergebe dann die kranckheit seinem Sönlein / welchs noch an Muterbrůsten lag.79 Der Vater willigt in dē Kindermord seines Sons: welches dann wol zumercken / des Sathans boßheit darauß erkennen zulehrnen: Die Säugamm / als sie ein solchs vernam / flohe sie inn mittler weil / daß der Zauberer dē Krancken Vatter zuheylen antastet / mit dem Sönlein darvon.80 Nach dem er jn nun angetastet gehabt / befund sich der[159] Vatter gesundt: aber der Zauberer fragt gleich wo der Sohn were: vnnd als er jhn nicht gefunden / fieng er an zu schreien. Ach ich bin des Tods / wo ist doch das Kind hin kommen? Als er nun nicht gefundē / gieng er schwermůtig darvon: Aber er kont so bald nicht den Fuß für die Thůr setzen / so hat jn der Teuffel schon vmmgebracht: Vnn ward so schwartz / als wann man jhn mit fleiß also geschwärtzet hette.

Ich weiß mich auch wol zuerinnern / daß als Gericht vber eine Hexen gehalten wordē / welche mā angeklagt gehabt / sie hab mit jrer Nachbarin in die Statt Nantes der Vnholdin Vntrew gespilet / haben die Richter jhren befohlen / die Verzauberte / anzurůhren: (Wie dann diß beiden Richtern inn Teutschland / auch an der Keyserlichen Kammer zu Speir sehr bräuchlich ist) Sie wolts aber kurtzumb nicht thun: so zwung man sie / da fieng sie an zuschreien.81 Ach ich bin des Tods. Vnnd hierauff konnt sie so bald das Weib /welchs sie Verzaubert gehabt / nicht anrühren / ward die Krancke Fraw der verzauberung gleich ledig /vnnd fuhl die Hexe stracks tod nider: Folgends ward Gevrtheilt / daß man sie also Todt verprennen solte. Dise Geschicht hab ich von einem der Richter / der mit jhm gedachten Gericht gesessen.

Gleichsfalls hab ich auch zu Tholose vernommen /daß ein Schreiber im Parlament zu Bourdeaux / als er seinen guten Freund gesehen mit dem Viertäglichen Fieber vber die massen hefftig geplagt sein / zu jhm gesagt hat / er soll seine Fieber einem seiner Feind zum Newen Jahr schencken: Vnnd als derselb geantwort / er hab keine Feind. So gebts / sagt derselb darauff / einem ewerer Diener. Dessen macht jhm der Kranck ein gewissen. Endlich sagt der Zauberer zu jm: Lieber / so gebt mirs. Antwort der Kranck. Das will ich von hertzen gern thun. Alsbald bestund das Feber den Zauberer solcher massen / daß er daran starb: da hingegen der Patient der Kranckheit abkam.

Jedoch ist diß nichts newes. Dann wir lesen inn Gregorij von Tours Historien / daß als des Königs Childebert Gemahlin vernommen gehabt / daß jhr Vatter durch Zauberwerck war vmbkommen / hab sie auß Weiblicher zorniger vnbändigkeit eine grosse anzahl Hexen vnnd Hexenmeister fangē lassen / die zum theil verprennet / zum theil auff die Räder seind gelegt worden.82 Dise bekanten / daß sie / damit sie dem Großhofmeister Mumold das leben fristeten / des Königs Sohn vmb das leben gebracht hettē. Darauff hat mā auch nach dem Mumhold gefenglich gegriffen / vnnd mit soltern so vil auß jhm gepreßt / daß er bekant / wie er von den Zaubern vnd Vnholden etwas besonders Schmärs vnd brühelein empfangen hette /dadurch wie er vermeint / der Fůrsten vnd Potentaeen Gnad vnn gonst kont gehaben: Sagt auch zu dem Hencker / der jm die Seyten spante / Man solt dem König anzeigen / wie sehr man jhn auch rackte vnd strackte / thu es jhm doch nit wee.83 Da ließ jhm der König erst auff der Paleyscheiben oder Caterolwinden die Lenden noch baß erstrecken / vnnd zwischen die Nägel an Händen vnd Fůssen Nadeln vnn anders außgespitztes stecken: (Welchs dann in gantz Orient die form zufoltern vnn peinlich zufragen / ohn einige verprechung der Glider / vnnd doch mit gröstem schmertzen ist.) Vber wenig tag hernach / hat man jhn sein Heymat Bourdeaux verbant vnd Relegiert / allda er auch gestorben.84

Diß hab ich deßhalben anziehen wollen / damit ich nachmals obgesetzte Regul erwiese / daß der Sathan auff allen Schantzen ein gewonnens Spil haben wölle: Dann damit die Hexen dem Hexenmeister sein leben fristeten / bekanten sie / daß sie des Königs Sohn: den seine Eltern gleichsam als ein Gott ehrten / hetten vmbs leben gebracht.85 Zwar diß erfährt man inn täglicher erfahrung / das diß / so am liebsten vnnd werdesten gehalten wirdt / durch ein gerechte Götttliche Raach gemeinlich am ersten verzuckt vnd verloren wirdt. Dann Gott wrll durch solch Mittel die jhenigen straffen / welche jhnen auß dem / so sie lieben /gleichsam Götter machen: vber solche hat der Sathan offt mehr macht dann vber andere.86

Wir haben droben angeregt / daß man darfůr halt /die Zauberer können den Kranckheiten / so Natůrlicher weiß / vnnd[160] durch kein Zauberwerck zu stehen /nicht rhaten noch helffen. Zu bewärung dessen / beschreibt der Inquisitor Sprenger ein Exempel / daß als er zu Ißpruck in Tyrol etlichen Zauberern jhr Recht thun lassen / daselbst ein Hafner ein Zauberer gewesen sey / welcher als er ein Armes Weib seine Nachbarin gesehen dermassen jämerliche Noht vnd qual leiden / daß sie bedaucht / als schnitt man jr die Därm mit Messern entzwey: sagt er zu jhr: Wolan Nachbarin / ich will erfahren / ob jhr verhechßt seit oder nicht / vnnd euch alsdann helffen. Nam folgends gegossen Plei / schůt es vber dem Krancken Weib in ein Schüssel voll wassers: Vnnd nach dem er etliche Wort / die ich vnnötig zu setzen achte / gesprochen / nam er am gestandenen Plei etlicher besonderer Bildnussen war /darauß er erkandte / dz sie verhechsset were.87 Fůhrt nachgehends dieses Weibs Mann mit jm zur Thůren /vnd ergruben vnnd erhuben die Schwell / da fanden sie ein Wächssines Bildlein einer Hand lang / welchs mit zwo Nadeln durch beide Seiten war / durchstochen / sampt noch anderm Půlfferlein / Kernlein oder Schlangenbein / das namen sie alles / vnnd wurffens ins Fewr: Hiervon ward das Weib gesund / nach dem sie jhr Seel dem Sathan vnnd der Zauberern / bei denen sie hůlff gesucht / für den Leib hat zu pfand gegeben.88

Diß ist aber auch wol zumercken / das gedachter Author meldt / dieser Zauberer hab die Vnholdin /welche jhrer Nachbarin solch vbel zugefügt gehebt /bei sich auffgehalten: Da wol möglich ist / daß der Zauberer solche Heimlichkeit von der Vnholdin habe gelehrnet.

Diese erzehlte Geschicht macht auch das ich zweiffel / ob es stäts nötig sey / die Zauberey eim anderen zu zuschaffen / wann daß vbel vom verhechssen her entstehet. Jedoch kan ich so viel wol erachten / den Sathan so boßhafft sein / daß er nit bald leid / einem guts geschehen / wann nit ein grössers vbel dargegen geschicht: Als wann man einen kůndlichen Hexenmeister vmb gesundheit vnd heylung ansuchet / oder mit seinen Gebettlein gemeynschafft hat / oder sonst ein Abergläubig Bößlein begehet / oder etwas Segens /Reimens oder vnbekanter wörter spricht / oder etwas Gebands trägt / oder andere sachen begehet / die ohn Abgötterei nicht zu gehen können / da stelt sich der Teuffel wol gar geschlacht / aber gehet gäntzlich darauff vmb / den Menschen von dem Vertrawen / welches er allein auff Gott stellen soll / abzuziehen. Dann ich halt diß fůr ein gewisse Regel / der Sathan thu nimmer nichts guts / es geschehe dann auff diß end hin / damit ein grössers vbel darauß entstande.89 Ist also hierinnen vermög seins Namens / Sathan / welches einen Widerwertigen heisset / Gott dem Herrn gantz zuwider: Welcher nimmer nichts arges vorgehn laßt / es entstande dann etwas bessers darauß.

Hippocrates schreibt im Buch De Morbo Sacro, daß zu seiner zeit Zauberer waren / welche sich für Meister außthaten / der Fallenden Sucht / so sie die Heylig Kranckheit nanten / rhat zuthun / allein wann sie etliche Gebett darüber sprächen / vnd etliche Opffer hielten.90 Dardurch sie dann in solche Achtung kamen / das man sie für Heylige Leut hielte. Aber er sagt / es seien nur abschewliche lose Buben vnnd Lecker gewesen: Auch werd Gott von solchen leichtfertigen Leuten gelästert / wann sie sagen / daß die Götter solche Kranckheiten zuschicken.91 Wol war ist es / Hippocrates will nicht recht offentlich bekennen / daß die bösen Geister die Leut einnemmen vnd besitzen / Sondern sagt / es sey das Fallend Wee. Aber alle Nachkommene haben war genommen vnnd erkandt / daß man fallend sůchtige findet / denen bißweilen durch Natürliche Medicin ist geholffen: Hingegen andern / die von den Geisteren besessen geweßt /von den Zauberern bald rhat gethan worden / entweders durch Verstand / den sie mit dem Sathan hatten /oder wann man etliche Opffer oder Abgöttereien / die der Sathan selbst gebotten hat / getriben.

So wöllen wir derwegen nun schliessen / daß die Zauberer durch hilff des Sathans beschädigen vnnd verletzen mögen / zwar nit alle / sondern allein diese welche Gott durch sein geheim Vrtheil darzu gestattet vnn vbergibt / die seien nun fromm oder böß / zwar die einen Zuzüchtigen / die anderen[161] zu verderben: auff daß er in seinen Außerwelten seinen Segen vermehre /wann er sie trew vnd standhafft hat erkant vnnd befunden.

Auch zum vberfluß bei zubringen / daß die Zauberer durch jhre verfluchte Beschwerungen / grewel vnnd Opffer der Raach Gottes Diener seien / welche jhren willen inn des Sathans willen ergeben / vnn jhre Händ jhm darleihen / will ich ein gar frembde Histori / welche publiciert vnnd noch inn frischer gedächtnuß ist / hier zu einfůhren.

Im Hertzogthumb Eleuen / nahe bei der Burg von Elten / wurden im 1535. jar auff der Landstrassen beides Reutter vnnd Fußgänger sehr geschlagen vnnd die Wägen vmbgeworffen: Vnnd da sah man anderst nichts / dann eine Hand / welche man Ekerken nennet.92 Entlich fieng man ein Hexin / welche sich Sybilla Dinscops nante / die daselbst hierumb wonte: Vnnd nach dem dieselb verprent worden hat man dergleichen vnfuhr auff der Strassen nicht mehr gesehen.93

Darauß dann leicht zuschliessen / daß die Hexen vnd Zäuberer / wann sie jr Handwerck mit hilff des Sathans treiben / grosses vbels können anstifften vnd verrichten / vnd dasselb durch gerechte zulassung Gottes / der sie wie Hencker brauchet: Dann die Weißheit vnnd Gerechtigkeit Gottes macht allezeit dasselbig gut / was der Mensch böß machet.94 Vnd gleichwol sicht man / daß die Zauberer keine Kranckheit können benemmen / dann die sie durch jhr Zauberwerck haben verursachet / auch sie nimmer benemmen / daß sie nicht die Seel verletzten vnd beschwerten / oder ein anders vnglůck stiffteten.

Nun wöllen wir ferrner handlen / ob es billich vnd zuläßlich sey / vmb erhaltung oder widerbringung der Gesundheit die Zauberer vnnd Vnholden zubesuchen /sie rahts zufragen oder zuprauchen. Deßgleichen laßt vns auch darbei diese Frag nit vergessen / ob es in jrer Macht vnnd Händen stehe / Gonst zuverschaffen /Schöne gestallt / deren die heßliche Weiber so fast begirig seind / zugebē / oder Wollust / Wůrdigkeit /Ehr / vnd Reichthumb / deren halben mehrtheils Menschen sich inn verderben stůrtzen / zu verleihen.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 157-162.
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