Das IIII. Capitul.

Ob die Zauberer vnd Vnholden einem mehr schaden können / dann eim anderen.

[170] Die Theologi erregen vber dem Hexenhandel vielerley Fragen: vnd vnter anderen auch dise drey.

Fůrs Erst: Warumm die Zauberer jres schandtgewerbs keinen nutz oder gewinn haben / vnd nicht daruon Reicher werden.

Fůrs ander: Warumb die Fůrsten vnd Potenten / so einen Anhang von Zauberern vnd Vnholden gesind auff jhrer seiten haben / sich gleichwol derselbigen nicht behelffen noch bedienen können / jhre Feind durch jhr hůlff zuschlagen vnd zu erlegen.

Fůrs dritt. Warumb sie disen keinen schaden zufůgen können / die sie verfolgen vnd straffen.

Die erst belangend / habē wir dieselb in vorgehendem Capitel außgefůhret.139 Die ander betreffend /da berichten die Theologi zu entscheidung derselbigen Frag / daß die Engel / welch Gott zu schirmung vnd Erhaltung der König / Fůrsten / Regiment vnn Policeien hat erwehlet vnd verordenet / die Wirckung vnd kräffte der Zaubereien pflegen zu hinderen / vnnd daß die Sieg in keinen andern Händen dann Gottes standen: Daher er der Grosse hohe Gott Sebaoth / dz ist /der Gott der Heerscharen heisset: Nicht allein der Macht halben / die er hat vber das Gestirn vnd die Himmelischē Geister / welche daß Himmlisch Heer genant werden. Sondern auch vonwegen des Gewalts /welchen er vber der Potentaten Heer vnd Kriegsvolck hat. Darumb haben die Alten fůr eine vnfehlbare Regel diß stäts war genommen / daß wann zwen Kriegs Fůrsten zu Feld gezogen / allezeit der / so die Zauberer auff seiner seiten gehabt / sey vnden gelegen. Auch ist gewiß / wann ein Fůrst bei dem Teuffel sich seines Stands Regiments / seiner Erben vnnd Nachkommenen halben befragt / geht er sampt allen seinen Angehörigen jämerlich zu grund. Seitenmal GOTT mit Eifferigen Augen darauff sihet / vnnd darumm muß die Raach hernach folgen: Dann man soll nicht sagen / wie der / so den ersten Psalmen inn Frantzösische Reimen vbergesetzt hat.140


Weil Gott nit acht der gbauten Strassen

Auff welcher lauffen die Gottlosen /

Drumb müssen sie / sampt jhrem thun

Verterben vnd zu grund gar gohn.


Welche Traduction / etwas zu viel verfůhrt ist: dann meins bedunckens / solt mans also gegeben haben.


Weil Gotts nichts achten die Gottlosen /

Und seinen Weg vnd Steg verlosen:

So wird der Weg / darauff sie lauffen /

Sie stürtzen zumm verdampten hauffen.


Diese Verthierung bedunckt mich deßhalben annemlicher / weil sie dem 34, Psalmen gemäß lautet /allda folgende Wort zu finden.141


Des Herren Antlitz das thut stehn

Vber all die / so böß begehn /

Damit der Höchst Gerechte Gott

Ihr Gedächtnuß von der Erd außrott.


Ich köndt hierzu mehr dann tausent Exempel anziehen / aber ich benůg mich nun zumahl mit zweien oder dreien Pompeius Magnus / welchem nicht so liederlich der Zunam eines Großthätigen von dem Streitbarsten Volck ist widerfahren / hat auff seiner Seiten die gantz Römische Macht / alle fůrnembste Heerführer / Fůrsten / König vnnd Adel / vnnd dreissig Legionen an fůnff oder sechs seines Feinds[171] Julij Cæsaris /als er jhm die Schlacht liffern solte / vnnd gleichwol kam er inn solche noht / daß sein Heer hungers starb: weil jhm daß Meer vnnd die Stätt zu wider waren.142 Derhalben kam er auß mangel rhats dahin / das er beschloß / sich der Zauberer hülff zugebrauchen. Hierzu fůhret man jhm eine Arcadische Vettel Erichtho genandt zu / welche fůr die gröst Zäuberin bei jhrer zeit beschreit ward / inn massen im Lucano zusehen. Aber was diß fůr ein erbärmlichen außgang gewonnen /vnnd wie er nach verlust vnzahliges viel Volcks einen schnöden Tod genommen / daß weiß ein jeder / so nur etwas inn Historien ist belesen. Vnnd ist dieser fall desto mehr einzubilden / weil er der Pompeius all die tag seines lebens inn allen Zůgen vnn Schlachten inn Europa / Asia / Affrica / vnnd noch weiter vber das Mediteranisch Meer / den Sieg darvon hat getragen.

Gleichsfalls was ist dem Ariouisto oder Ehrenvest der Teutschen Generaln Heerfůhrer wider die Römer begegenet?143 Hat er nicht ein stattlich Kriegsvolck von Vier hundert Tausent Mannen bei einander /damit er den Römern wol grossen abbruch het thun können? Nicht desto weniger / als er die Zäuberin inn Teutschland (dann diß Land ist dieses geschmeisses stäts voll gewesen) vom Sieg rhats fragte / ist er gantz schandtlich vom Julio Cæsare geschlagen worden. Wie dann Julius Cæsar vielleicht deßhalben stäts mehr Sieg gehabt / weil er nichts auff die Zauberer /Warsager vnnd solch Gesind hat gepflegt zuhalten.

Ich vbergehe nun vorsetzlich vil mehr hierzu dienliche Exempel / als des Neronis / Domitiani / vnnd vnzahliger anderer / welche alle vmb gleicher vrsach willen ein armseligs end haben genommen. Jedoch kan ich eins fůrtrefflichen Fůrsten vnserer zeit / zugedencken nicht vmbgehen / welcher als er durch vnzimmliche Mittel seines Feinds Läger hat wöllen besichtigen / vnnd von einem Warsager den außgang der Schlacht erkündigen / hat jhm der Sathan seinem brauch nach ein zweiffelhafften Oraculischen bescheid geben: Vnd als er nicht desto minder seinem verstand nach darauff gebawet / ist er armseliglich geschlagen vnd erlegt worden.

Ich hab auch von glaubhafften enden her verstanden / daß als dieses Fůrstens Jungs Herrlein Todt kranck gewesen / man bei einem Warsager damahls sich hab erkündigt / wie die Kranckheit außschlagen werde: Darůber derselb geantwort / daß er der sachen zu vnverständig / vnnd man nach vil grössern Meistern dann er / inn Teutschland schicken müsse /wann man vmb dise frag wöll satten bescheid wissen. Dann vnter den Teuffeln vnd Zauberern find man einen geschickter vnn täuglicher als den andern darzu. Nicht vnlangst hernach kommen die frembden Zauberer: Aber was fůr ein guten Trost von gesundtheit sie jmmer gaben / starb nicht desto weniger das Herrlein daruon / Gleichwol seind auch die / so sich darzu gebranchen lassen / der straff nicht entgangen / sondern darob inn grund verderben gerhaten.

Wann aber sonst die Zauberer vnnd jhr Meister /diesen gewalt / mäniglich jhres gefallens schaden zu zufügen / haben solten / so könten jhrer sag nach die König vnnd Fůrsten ohn einige müh gleichsam Spielsweiß jhre Feind erlegen vnnd vmbbringen / als wann sie entweder mit einem Wächssinen Bild Puppenwerck triben / oder einen Pfeil inn die lüfft schössen / oder ein scharpffs Wort außsprechen / oder nur einen Wind mit dem Schwerdt machten.144 Aber daß widerspiel bezeugen durch erfahrung einmůtiglich alle Alten / daß ein Fůrst vnnd Potentat / wann er auch schon alle Zauberer der gantzen Welt beisamen het /kein frembde Fůrsten vnd Herren / noch seine Feind /sie seien fromm oder vnfromm / töden könte.

Vnd diß fließt auß dem / weil auch die Zauberer keinem / der sie als Zauberer verfolgt vnnd jhnen zusetzt / schaden möge: Wie solchs auch S. Augustinus vnd S. Thomas anzeigen: Deßgleichen auch die zwen Ketzermeister / Sprenger vnd Nider / so ein vnzahl Hexen zum Fewr erkant habē / einmütiglich bezeugen / daß die Zäuberin vnd Vnholden / den Richtern / Gerichtspersonen vnd Amptleutē ob sie auch schon[172] die Verruchtesten buben inn der Welt weren / mit keiner jhrer schädigung können zu kommen.145 Inmasen dann etliche gantz rund bekant / wie sie alles / was jnen zuerdencken vnd anzukommen möglich gewesen / auff diß end hin fürgesucht vnnd gebraucht haben /vermeinend einen der Richter auffzureiben vnnd hinzurichten / aber sei jhnen nie möglich gewesen.146

Auch kan ich solchs selbst war machē mit den Interrogatorijs oder Fragstůcken der mehrgedachten Johanna Herwilerin / darbei ich selbst zu Gericht gesessen. Dann im sechsten Articul bekant sie / daß seid der zeit / weil sie inn des Richters vnnd der Justicihänd vnd Gewalt kommen / der Teuffel kein Gewalt mehr vber sie gehabt / also / daß er nicht vermocht /sie auß dem Kärcker frey zumachen / oder sonst inn andere weg jhr das leben zufristen.

Jedoch find ich dargegen / bey dem Sprenger vnnd Daneo / daß sie schreiben / der Teuffel vnterlasse keins wegs nicht / seine gefangen Zauberer vnd Vnholden inn der hafftung zubesuchen / mit jhnen zusprachen / vnd jhnen zurhaten / nichts zuvermelden. Ja welchs mehr ist / jhnen die Fessel vnnd Springer von Händen vnd Fůssen zubringen.

Wie man dann auch ein solchs im Philostrato lißt von dem Apollonio Thyaneo / welcher zu seiner zeit fůr den grösten Zauberer ward gehalten / daß er zu Rom inn der Gefängnuß inn Angesicht der Gefangenē seine Eisenfessel hab vom Leib gebracht.147 Deßhalben dann Keyser Domitianus jhne vber den gantzen Leib beschären (wie dann noch im Teutschland präuchlich ist) vnnd wann man jhn vor Gericht geführt / gantz nackendt außziehen lassen / damit er jhm allen befelch benemme. Aber das hett ich nicht verstehen können / wie diß zugienge / daß der Sathan einen Zauberer oder einer Hexin die Eisenhand / Fessel vnd Springer soll können ledig machen / vnnd sie aber nicht auch auß der Gefängnuß ledigen?148 Wo mich nicht Herr Johan Martin Lieutenant inn der Prevostei Laon / dessen vergewißt het / daß er eine Vnholdin von Saincte Preuue lebendig verprennen lassen / welche als er sie gefragt / warumb sie nicht auß der Gefängnuß sich geledigt habe / antwort gegeben / daß sie wol die Eysen abarbeiten können / aber nicht vermocht hab auß des Oberkeit vnnd des Richters hände zuentrinnen. Auch solchs zuerweisen / hat sie nuhr das Gesicht auff die ander seit gekehrt / vnnd gleich die Eysen band von den Armen gebracht: Welchs warlich vnmöglich ist / durch Menschliche Macht zuwegen zubringen.

Darumb warnet Lambertus Daneus inn seinem kleinen Dialogo von dē Zauberern / daß man die Vnholden nicht allein in den Gefängnussen solle lassen /damit sie nit mit dem Teuffel sich vnterreden / oder der Sathan jnen ein Zauberstücklein zum verschweigen / nichts zubekennen / zustelle.149 Wie dann dises stucks sich zu vil zauberer / so vmm Mord od' andere Laster angeklagt worden / haben gebrauchet. Vnd ich hab selbst ein erschrecklichs Mittel zum schweigen in einē mit Priuilegy getrucktē buch gelesen / welches ich zusetze vnterlasse / damit keiner die geringste vrsach nit habe / auß dē so ich schreib / jm einen bösen vortheil zuschöpffen:

Noch ist auch diß ein fremds stück / daß die Vnholden vnd Zauberer nicht ein zährlein oder tränlein auß den Augen verrören / wie schmertzliche Marter man jhnen auch zufüge / vnd wie fast sie sich auch des Weinens gern wolten annemmen / vnnd darumm die Augenwinckel mit speichel bestreichen.150 Daher alle Richter in Teutschland / wann sie diß mercken /solchs fůr ein hefftige vermutung oder violentà præsumptionem haltē / daß ein solche rauhe Vettel ein Vnholdin sein müsse. Seiteinmal meniglich zu viel kundtbar / wie sonst das Weibsvolck jres weinens so gar milt vnn fertig sei.

Noch hat mehrgedachter Inquisitor Sprenger einer anderen frembder sachen wargenommen / daß eine Vnholde / ob sie schon gefangen / dē Richter zu mitleiden vnnd Barmhertzigkeit kan bewegen / wann sie nuhr gleich zum ersten jhre Augen auff jhn werffen kan.151 Vnd solchs zubewären / schreibt ebengedachter Author / daß er selbst etliche Hexen vnterhanden gehabt / welche inn der Gefängnuß nicht anders vom Thurnhüter begert / dann daß sie den Richter zuuor / ehe er mit jhnen redet / sehen[173] möchten. Vnd auff dise weiß / sind alle die selbigen Richter / so von jhnen angeplickt worden einsmals so Weichmůtig wordē / daß sie forthin ein grausen vnnd abschewen sie zuverdammen gewonnen: Vngedacht / da sie hiebeuor viel verdampt gehapt / die vbelthätiges verprechens halben mit disen nicht waren zuvergleichen.

Aber in disem stimmen sie all vberein / daß die Zauberer vnnd Vnholden keinem von wegen Gericht vnn Gerechtigkeit Beampteten schädlich sein mögen: Also daß auch die Scherganten / Stattknecht / Häscher vnd Thurnhüter ohn einige schew zu jhnen in jhre Käfich gehn: Wiewol etliche vermeinen Fůrsichtiger zu fahren / vnnd greiffen sie hinderwertig an / vnnd heben sie gleich von der Erden auff.152

Ist derwegen diß ein sonder Göttlich geheymnuß /welchs die Richter wol erwegen solten / daß sie Gott nicht allein wider Menschliche / sondern auch der Boßhafften Geyster Macht so ansehlich vnter seinem Schirm handhöllt. Darumb lesen wir auch im Gesatz Gottes / daß zu dē Richteren gesagt wird: Wann jhr Richtet / so förchtet vnd schewet keinen Menschen: dann das Gericht ist von Gott vnd Gottes Gericht.153 Vnd Josaphat der König inn Juda / als er den Richtern jhr Ampt befihlet vnn vorschreibet / spricht er / Gebet gut acht auff diß / was jhr richtet: Dann jhr haltet das Gericht nicht den Menschen / sondern dem Herrn /vnd er ist mit euch im Gericht. Darumb laßt die Forcht des Herren Gottes stäts bei euch sein.

Ja es ist auch noch heutigs tags im gantzem Orient das Gericht so heilig geachtet / daß die Partheien / so einander mit Recht fůrnemmē wöllen / nicht vil Scherganten / Bůttel oder Gerichtsbotten brauchen / sonder der Kläger nimmt disen / den er beschuldigen will /bey eim Zipffel oder end des Rocks / vnn spricht zu jhm / Hör / wir wöllen mit einander fůr das Gericht vnnd die Gerechtigkeit Gottes tretten: Darauff folget dann der ander / vnd höret die klag an.154

Auch halten die alten Hebreer darfůr / daß die Engel Gottes / bei den Gerichten gegenwertig seien.155 Ja Franciscus Aluarez schreibt / daß inn Morenland die Richter im Gericht den vntersten Sitz einnemmen / vnnd vber jhnen zwölff der Höchsten Sitz lehr vnnd vnbesetzt lassen / sprechend / daß dieselbigen der Engel Sitz seien.

Man möcht hie einwenden / daß dannoch die Gefangene Vnholdin inn Ecstasei mögen verzuckt werden / vnd wie auch droben vermeldt / sich vnempfindlich machen / vnnd also die Richter darmit verwirren vnd betriegen.156 Hierauff antwort ich / daß es vnmöglich / seiteinmal der Vrtheil vnnd Straff nicht entrinnen mögen. Vnd hierzu will ich noch dise Geschicht an ziehen / welche zu Cazeres bei Tholose sich hat begeben: Daselbst war ein Vnholde / welche /nach dem sie dz benedeit Brot zum Opffer getragen hatte / gleich darauff ins Wasser gesprungen ist: Vnd als man jren herauß geholffen / hat sie bekant / sie hab das Opfferbrot vergifftet: solchs zuerfahrē / hat mans fůr die Hund geworffen / die seind gleich darvon gestorben.157 Da sie nuhn ins Gefängnuß kam /fůhl sie in ein solche Onmacht / daß sie länger dann sechs stunde on einige empfindnuß fůr Tod da lag: Vnd als sie widerumb zu jhr selbst kam / vnd auff stund / rufft sie / sie wer gar müd / vnnd sagt viel Newe Zeitgungen vnn fremde Mären / von vnderschieden weiten orten / mit jhren guten Anzeiungen vnnd vmmständen. Aber nach dem sie zum Todt war Vervrtheilt / vnnd jetzund zur Richtstatt hinauß solt gefůhrt werden / berufft sie den Teuffel / vnd erinnert jhn / das er jhr verheissen einen solchen Regen zumachen / daß sie kein Fewr nicht fülen solte / Nicht dest weniger / was er jhr auch zugesagt / verzehret sie das Fewr so lebendig.

Vnd derhalben auß diser vrsach / sollen die Richter sich nicht schewen / wider die Zauberer dapffer zu procediern: Wie man dann etliche findet / welche vor forcht fliehen vnd zitteren / vnn sie kaum ansehen dörffen. So doch die Vnholden vnd Zauberer nicht das zehend theil der jenigen / die sie gern wolten / töden können. Vnd eins solchs bezeugt F. Nider inn seim Buch / da er schreibt / daß ein Zauberer auff seine Fragstuck jhm bekant / daß jhn einer gebetten / jm seinen Feind zutöden / vnd er hab deßhalben alle macht des Sathans fůr gesucht vnn angewendt:[174] aber entlich: jm der Sathā rund gesagt / es wer vnmüglich daß er disem schaden könne. Also sicht man / daß die Zauberburst / auch keinen gewalt haben / die schälck vnnd bösen Buben zubeschedigen vnnd zuverletzen /es gestatte es jhnen dann Gott sonderlich: Wie solten sie dann disen verletzen können.


Der inn dem Schutz des Höchsten ist /

Vnd sich Gott thut ergeben?158

Vnd spricht / Du Herr mein zuflucht bist /

Mein Burg / Hoffnung vnd leben?

Der du ja wirst erretten mich

Vons Teuffels Stricken gnädiglich / etc. /

Mit seinen Flügeln deckt er dich /

Auff jhn soltu vertrawen /

Sein Warheit schütz dich gewaltiglich /

Daß dich bey Nacht kein grawen /

Noch betrübnuß erschrecken mag /

Auch kein Pfeil / der da fleugt bey Tag:

Weil dir sein Wort thut leuchten.

Kein Pestilentz dir schaden kan.

Die in dem Finstern schleichet:

Kein Sucht noch Kranckheit rürt dich an

Die im Mittag vmbstreichet.

Ob Tausent fallen dir bei seit

Vnd Zehen Tausent an der Weit /

Soll es doch dich nicht treffen / etc.

Weil der Herr ist dein zuuersicht /

Vnd dir der Höchst sein Schutz verspricht /

Vnd du jhm solchs vertrauest.

Kein vbels wird begegnen dir /

Kein Plag dein Hauß wird rüren /

Dann er sein Engeln für vnd für

Befihlet dich zuführen /

Bnd zubehüten vor Vnfall

Auff Händen tragen vberal

Daß kein Stein dein Fuß letze / etc.


Inn obgesetzten Worten der fliegenden Pfeil vnd Vmbstreichender Pest / da legt das ein Wort Deber, der Hebraisch Theologus Salomon fůr einē Geist auß / der macht hat Nachtsschaden zuzufůgen.159 Vnd das Wort Cheteb fůr einen / der bei hellem Mittag schaden thut. Jedoch lauret der Sathan Nachts vnd Tags: Vnd thut so wol schaden des Tags als Nachts: Wiewol alle alten vberein stimmen / er hab Nachts mehr gewalts.160 Gleich wie er zu Mitternacht alle Erstgeburt vō Menschē vnd Viech im gantzen Königreich Egyptē vmbbrachte. Solches wirdt vns auch im ciij. Psalmē angedeutet / da gemeldt wird / die Lewen vnd Wilde Thier ziehen inn der Finsternuß der Nacht auß jhren Hůlen / daß sie nach dem Raub prüllen /wann aber die Sonn auffgehe / beben sie sich widerumm daruon. Welches auch durch des Zoroastis Sprůchwort verstanden wirdt / da er sagt. Gehe nicht auß / wann der Hencker fůr vberzeucht.161

Gleichwol soll man diß nicht dahin verwönen / als plagte vnn zůchtige Gott sein Ausserwehlten nicht auch: Dann diß geschicht gar vil: aber solchs alles gedeiet jnen zu grosser Ehrn / Nutz vnnd frommen: Wie wir dann diß mit dem Exempel Jobs daroben bewärt habē: der so gewiß gewußt / daß Gott die / so auff jhn trawen / nicht verlasse / daß er auch im grösten Kreutz herauß gefahren vnnd gesagt: Wann mich auch schon Gott vmbbrächte / noch will ich dannoch auff jhn hoffen. Vnd Salomon im Buch der Weißheit / als er von den Gottlosen redet / welche die Gerechten vmbbringen / zusehen / ob sie Gott beschirmen könne / spricht den Verfolgten diesen Trost zu / daß die Gerechte durch einen kleinē schmertzen auß viel Schmertzen vnd Kreutz dieser Welt erledigt werden /auff das sie des Ewigfräudigen lebens geniessen.

Welches ich deßhalben fleissig hab wollenzumercken geben / inn ansehung / daß der groß Rabi-Moyses Maymon hällt / es kōme kein Kreutz noch plag ohn vorgehende Sünde / vnn kein Pein noch Straff /ou vorgehende verschuldigung: Welchs eigentlich der Freund Jobs Baldais vnnd Eliphats meinūg gewesen /die jm auch dieselb kurtzumb einschwetzen vnnd eindisputieren wollen: Aber auß Göttlichem vrtheil verworffen worden: Dann Gott den Job angegriffen vnd geplagt gehabt / wiewol er jm das lob vnd zeugnuß gegeben / daß er fromm / Schlecht vnd gerecht seie.162

Jedoch ist auch diß war / daß solche grosse Plagen vnnd leiden der Gerechten nicht sehr offt sich begeben: Dann wer ist der / so dem Job gleich ist? Wer ist der jenig / den man Gerecht heissen mag? Daher heißen solche Plagen vnnd Anfechtungen Ruten der Zůchtigung vnd der Lieb.

Dann wiewol S. Ambrosius sagt daß Gott die vbelthaten in diser Welt deßhalben[175] nit allerdings vngestrafft hingehen lasse / auff daß man nicht meine / es seie kein Gott / oder er hab einen lust zu den Vbelthätern: Vnd daß er sie auch nicht straffe / damit man nicht in den Won gerhate / als wer kein leben nach disem mehr: Jedoch benůgt die Hebreer solche vrsach nicht: sondern haltē bei sich fůr ein gewisse vnn vnzweiffelige Lehr / daß diß kreutz vnn Leiden /welchs den Frommen zustehet / diene zur bewerūg jhrer standhafftikeit / vnnd zu toppeler vermerung jhrer Glückseligkeit vnnd Segen: oder dienen fůr Reinigung inn diser Velt / wegen der Sůnden / welche von den aller Heiligsten auch begangen werden: damit sie nach disem leben einer volkommenen Seligkeit mögen geniessen.163 Vnd hingegen / wann Gott zu zeiten den Gottlosen Reichthumb vnnd genůge widerfahren laßt / das geschicht jhnen zur belohnung fůr dises / so sie bißweilen gutes thun. (Dann so ein böser Gottloser Mensch ist auff Erdrich nit / von welchem Gott nicht etwas zu seiner Ehr ziehen könte /vnd der nicht etwan was würckte:) Auff daß sie nach disem leben desto billicher mit verdienter Pein gequelt / vnd durch diß Mittel die Vbertrettungen gestrafft / vnd die Tugenden mit vollkommener Ehr gekrönt werden.164 Vnnd diß ist daß schöne Geheimnuß der H. Schrifft / daß Gott Gerechtigkeit / Gericht / vnnd Barmhertzigkeit thu vnd ůbe: Gerechtigkeit /wann er die gute Werck recht belonet: Gericht wann er nach verdienst der vbertrettung die Straff darauff erkent.165 Vnnd Barmhertzigkeit / wann er grössere belohnung gibt / dann die Tugend ist / vnnd die Straff kleiner dann die vbelthat.

So kan man nuhn auß abgehörtem fůr eine vnfälbare Regul setzen / daß das kreutz der Fommen / jnen zu grossem frommen diene / vnnd die zeitliche belohnung des Vnfrommen / jhne zu seinem verderben außschlage. Welchs die Stoici mit disem einigen Sprüchlein haben begriffen / Das den Bösen nichts gutes /vnnd den Frommen nichts böses widerfahren könne. Auch wirt manchmahl der aller verrufftest Gottlosest Mensch auß keiner andern vrsach zu Ehrē erhebt /dann daß er auff dē tag der Raach / wie Salomon spricht / zur Ehr Gottes dienen vnd vorbehalten werde.

Nach dem wir dann nun von den Mitteln gehandelt habē / durch die man sich vor Zauberei vnn Hechssenwerck kan gebůrlich verwaren vnd sie hinderen / So laßt vns nuhn auch reden vō den vnzimmlichen Mitteln / deren man sich / wo sie eim gegebē werden / zu Vorkomnuß oder abtrettung des Vuholdenspiels pflegt zugebrauchen.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 170-176.
Lizenz:

Buchempfehlung

Anonym

Historia von D. Johann Fausten

Historia von D. Johann Fausten

1587 erscheint anonym im Verlag des Frankfurter Druckers Johann Spies die Geschichte von Johann Georg Faust, die die Hauptquelle der späteren Faustdichtung werden wird.

94 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon