Die 21. Histori sagt, wie Ulenspiegel alwegen ein val Pferd reit und was nit gern, wa Kinder waren.

[62] Ulenspiegel, der was allezeit gern bei Gselschafft, und dieweil er lebt, da hatt er dreierlei Sach an ihm, die er flohe. Zum ersten reit er kein graw Pferd, sunder alweg ein val Pferd von Gespot wegen. Daz ander, er wolt nienen bleiben, wa Kinder waren, wann man acht der Kinder mer ihr Nötlicheit dann sein. Die drit Sach waz, wa ein alter milter[63] Wirt waz, bei dem waz er nit gern zu Herberg, wan ein alter milter Würt, der achtet seines Gutes nit und wer gewönlich ein Bott. Da was auch sein Gemeinschafft nit, dann da war auch Gelt bei zu gewinnen etc. Auch so segenet er sich alle Morgen vor gesunder Speiß und vor grossem Glück und vor starckem Tranck. Wan gesunde Speiß, das wär Krut, wie gesundt es auch wär. Auch segnet er sich vor den Speißen uß der Apoteck; wiewol sie gesunt ist, so ist sie doch ein Zeichen der Kranckheit. Das wär das groß Glück, dann wo ein Stein vonn dem Tach fiel oder ein Balcken von dem Huß, so möcht man sprechen: »War ich da gestanden, so hät mich der Stein oder der Balck zu Tod gefallen, das wer mein groß Glück.« Sollichs Glücks wolt er gern entberen. Das starck Tranck wär das Wasser. Wan das Wasser treibt grosse Mülräder mit seiner Stärck, auch so trincket gar manicher guter Gesel den Tod daran.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 62-64.
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