Die 60. Histori sagt, wie Ulenspiegel die Metziger zu Erdford umb ein Braten betrog.

[170] Ulenspiegel kunt sein Schalckheit nit laßen, als er gen Ertford kam, wann er ward bald bekant von Burgern und Studenten. Er gieng eins bei die Metzig, da daz Fleisch in feil was. Da sprach ein Metziger zu ihm, das er etwaz koffen solt, daz er mit ihm zu Huß trüg. Ulenspiegel sagt zu ihm: »Was sol ich mit mir nemen?« Der Metziger sprach: »Ein Braten.« Ulenspiegel sagt ja und nimpt den Braten bei dem End und gieng damit dahin. Der Metziger lieff ihm[171] nach unnd sagt zu ihm: »Nein, nit also, du must den Braten bezalen!« Ulenspiegel sprach: »Von der Bezalung haben Ihr mir nit gesagt, sunder Ihr sagten, ob ich nit etwas wolt mit mir nemen«, und het ihn gewisen uff den Braten, das er den mit ihm nemen solt zu Huß. Das wolt er beweisen mit seinen Nachburen, die darbeistunden. Die ander Metziger kamen darzu und sprachen uß Haß ja, es wär war. Die andern waren ihm gram, darumb dan wan jemans kam zu den andern Metzigern und wolt etwas kauffen, so riefft er den Lüten zu ihm und zug ihnen die ab. Darumb stifften sie darzu, das Ulenspiegel den Braten behielt. Dieweil der Metziger also zanckt, nam Ulenspiegel den Braten under den Rock und gieng darmit hinweg und ließ sie sich darüber vertragen, so best sie kunten.

Quelle:
Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel. Stuttgart 1978, S. 170-172.
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