[105.]

[280] Wer wil der worheyt by gestan

Der můß gar vil durechter han

Die jnn abkeren vnderstan


105. Hyndernys des gutten

Hyndernys des gutten.

Der ist eyn narr durch all syn blůt

Wer hyndern will eyns andern gůt

Vnd er zů wören vnder stat

Do von er doch entphoht keyn schad

Vnd sicht gern / das eyn ander sy

Im glich / vnd stäck jm narren bry

Dann narren allzyt hassen důnt

Die / so mit gůtem ding vmb gont[281]

Eyn dor / den andern nit gern sicht

Dem rechten doren doch geschicht

Das er jnn freüden sich nit spar

Das er alleyn nit sy eyn narr

Dar vmb er allzyt flisset sich

Wie yederman syg synen glich

Vnd ratt das er nit sy alleyn

Der narr / der trag den kolben heyn

Wann man sicht eynen der do will

Recht důn / vnd syn jnn wißheyt styll /

So spricht mā / schow den duckelmuser

Er will alleyn syn eyn Carthuser

Vnd tribt eyn apostützer stodt

Er will verzwifflen gantz an gott

Wir went eben als wol erwerben

Das gott vns loßt jnn gnaden sterben

Als er / wann er schon tag / vnd nacht

Lyt vff den knuwen / bät / vnd wacht /

Er will vasten / vnd zällen buwen /

Er gdar weder got noch der welt truwē

Gott hat vns nit dar vmb geschaffen

Das wir münch werden oder pfaffen

Vnd vor vß / das wir vnß entschlagen

Der welt / wir went keyn kutten tragen

Noch kapp / sie hab dann schellen ouch

Schow vmb den narren / vnd den gouch

Er möcht noch jnn der welt han gthon

Vil gůtts / vnd hett noch grössern lon

Entpfangen / hett er vil gelert

Vnd vff den weg der sellikeyt kert

Dann das er do lyt wie eyn schwyn

Vnd mößst sich jn der zellen syn /

Oder bricht jm sunst so vil ab

Das er keyn freüd noch kurtzwil hab /

Solt / wie er důt / důn yederman

In der Chartuß die kutten an

Wer woltt die weltt dann fürbas meren

Wer wolt die lüt wysen / vnd leren /[282]

Es ist gotts will / noch meynnung nit

Das man der welt sich so abschütt

Vnd vff sich selb alleyn hab acht /

Solch red důnt narren tag / vnd nacht /

Die jnn der welt hant als jr teil

Des sůchen sie nit selen heyl /

Hör zů / wärst du joch wiß vnd klůg

Es weren dennaht narren genůg

Wa du schon hettest münchesch gberd

Es weren narren me vff erd /

Wer yederman gesyn din glich

Es wer keyn mensch jm hymelrich /

Wann du joch werst eyn witzig gsell

Es füren dannaht vil zůr hell /

Wann ich zwo selen hett jnn mir

Setzt ich lycht eyne den gsellen für

Aber so ich hab eyn alleyn

So můß ich sorg han vmb die eyn

Got hat mit Belyal nüt gemeyn


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 280-283.
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