[106.]

[283] Wer hie anzündt syn ampel wol

Vnd brennen loßt syn liecht / vnd ol

Der selb sich ewig fröwen sol


106. Ablossug gutter werck

Ablossūg gutter werck

Der ist eyn narr / der zů der zytt

So gott syn letzstes vrteyl gyt

Sich vrteyln můß vß eygenem mundt

Das er verschlagen hat syn pfundt

Das jm entpfolhen hat syn her

Das er do mit soltt gwynnen mer

Dem wyrt das selb genomen hyn

Vnd er geworffen jnn die pyn /[284]

Des glich ouch die jr ampell hant

Verschüt / vnd nit mit öl gebrant /

Vnd went erst sůchen ander öl

So yetz vß farend ist die sel /

Vier kleyne ding sint vff der erd

Sint wyser doch da menschlich gberd /

Die omeyß die keynr arbeyt schont /

Eyn häslin das jm velsen wont /

Die hew stäff / die keyn künig hant

Vnd ziehen doch zů veld allsant /

Eyn aydes gat vff syn henden vß

Vnd wont doch jn der kunig huß /

Wer hunig fyndt vnd wafen scharff

Der äß nit me dann er bedarf

Vnd hüt vor füllung sich der süß

Das ers nit wider spüwen můß

Ob joch eyn wyser gähling stirbt

Sin sel doch nyemer me verdyrbt /

Aber der narr / vnd vnwis man

Verdyrbt / vnd müß syn husung han

Ann ewigkeit jn synem grab

Den frömden loßt er sel / vnd hab /

Keyn grösser dor wart nie gemacht

Dann der das kunfftig nit betracht

Vnd zytlichs für das ewig acht

Es brennt manch boum jnn hellen glůt

Der nit wolt tragen gůte frůcht


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 283-285.
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Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
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