|
[44] Wer gůt hat / vnd ergetzt sich mit
Vnd nit dem armen do von gytt
Dem wurt verseit / so er ouch bitt
Die grösßt torheit jn aller welt
Ist / das man eret für wißheit gelt /
Vnd zücht harfür eyn richen man
Der oren hat / vnd schellen dran
Der můß alleyn ouch jn den rat
Das er vil zů verlieren hat /
Eym yeden gloubt so vil die welt
Als er hat jnn sinr täschen gelt[45]
Her pfenning der můß vornen dran
Wer noch jn leben Salomon
Man ließ jn / jnn den rat nit gon
Wann er eyn armer weber wer
Oder jm stünd sin seckel ler /
Die richen ladt man zů dem tisch
Vnd bringt jnn wiltpret / vogel / visch /
Vnd důt on end mit jnn hofiern
Die wile der arm stat vor der türen
Vnd switzet / das er möcht erfrieren /
Zům richen spricht man / essen herr /
O pfening / man düt dir die ere
Du schaffst / daß vil dir günstig sint
Wer pfening hat / der hat vil fründ
Den grüßt vnd swagert yederman /
Wolt eyner gern eyn ee frow han /
Die erst frag ist / was hat er doch /
Man fragt der erberkeyt / nym noch
Oder der wißheit / ler / vernunfft
Man sůcht eyn vß der narren zunfft
Der jnn die mylch zů brocken hab
Ob er joch sy eyn köppels knab
All kunst / ere / wißheit / ist vmb sunst
Wo an dem pfening ist gebrust
Wer syn or / vor dem armen stopfft
Den hört got nit / so er ouch klopft
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
|
Buchempfehlung
Die 1897 entstandene Komödie ließ Arthur Schnitzler 1900 in einer auf 200 Exemplare begrenzten Privatauflage drucken, das öffentliche Erscheinen hielt er für vorläufig ausgeschlossen. Und in der Tat verursachte die Uraufführung, die 1920 auf Drängen von Max Reinhardt im Berliner Kleinen Schauspielhaus stattfand, den größten Theaterskandal des 20. Jahrhunderts. Es kam zu öffentlichen Krawallen und zum Prozess gegen die Schauspieler. Schnitzler untersagte weitere Aufführungen und erst nach dem Tode seines Sohnes und Erben Heinrich kam das Stück 1982 wieder auf die Bühne. Der Reigen besteht aus zehn aneinander gereihten Dialogen zwischen einer Frau und einem Mann, die jeweils mit ihrer sexuellen Vereinigung schließen. Für den nächsten Dialog wird ein Partner ausgetauscht indem die verbleibende Figur der neuen die Hand reicht. So entsteht ein Reigen durch die gesamte Gesellschaft, der sich schließt als die letzte Figur mit der ersten in Kontakt tritt.
62 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro