[18.]

[46] Der vocht zwen hasen vff ein mol

Wer meynt zweyn herren dienen wol

Vnd richten vß me dann er sol


18. vo dienst zweyer herre

vō dienst zweyer herrē

Der ist eyn narr der vnderstot

Der welt zů dienen / vnd ouch got

Dann wo zwen herren hat eyn knecht

Der mag jn nyemer dienen recht

Gar offt verdürbt eyn hantwercksman

Der vil gewärb vnd hantwerck kan

Wer jagen will / vnd vff eyn stund

Zwen hasen vohen / mit eym hund[47]

Dem wurd ettwan kum eyner wol

Gar dick würt jm gantz nůt zůmol

Wer schiessen vß vil armbrust will

Der trifft kum ettwan wol das zil

Wer vff sich selbst vil ämpter nymbt

Der mag nit tůn das yedem zymbt

Der hye můß syn vnd anderswo

Der ist reht weder hie noch do

Wer tůn will das eym yeden gfalt

Der můß han ottem warm vnd kalt

Vnd schlucken vil das jm nit smeckt

Vnd strecken sich noch der gedeckt

Vnd künnen pfulwen vnderstrowen

Eym yeden vndern ellenbogen

Vnd schmyeren yedem wol syn styrn

Vnd lůgen das er keynen erzürn

Aber vil ämpter schmecken wol

Man wermbt sich bald by grossem kol

Vnd wer vil wyn versůchen důt

Den dunckt doch nit eyn yeder gůt

Dann schlächt gesmydt / ist bald bereit

Dem wisen liebt eynfaltikeyt

Wer eynem dient / vnd důt jm recht

Den halt man für eyn truwen knecht

Der esel starb / vnd wart nie satt

Der all tag nuwe herren hatt


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 46-48.
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