[63.]

[152] Ich vorcht mir ging an narren ab

Vnd han durch sůcht den bättel stab

Kleyn wißheyt ich do funden hab /


63. Von bettleren

Von bettleren

Der bättel hat ouch narren vil

All welt die ryecht sich yetz vff gyl

Vnd will mit bättlen neren sich

Pfaffen / mynchs örden sint vast rich

Vnd klagent sich / als werent sie arm

Hü bättel / das es gott erbarm

Du bist zů notturfft vff erdocht

Vnd hast groß huffen zamen brocht[153]

Noch schrygt der prior trag her plus

Dem sack dem ist der boden vß /

Des glychen důnt die heyltům fürer /

Stürnenstösser / statzionyerer

Die nyenant keyn kirchwih verlygen

Vff der sie nit öfflich vß schrygen

Wie das sie füren jn dem sack

Das hew / das tief vergraben lagk

Vnder der kryppf zů Bettleheyn

Das sy von Balams esels beyn /

Eyn fäder von sant Michels flügel

Ouch von sant jörgen roß eyn zügel

Oder die buntschůh von sant Claren /

Mancher důt bättlen by den joren

So er wol wercken möht vnd kundt

Vnd er / jung / starck ist / vnd gesundt

Wann das er sich nit wol mag bucken

Im stäckt eyn schelmen beyn jm rucken

Sin kynd die můssent jung dar an

On vnderloß zům bättel gan

Vnd leren wol das bättel gschrey

Er bräch jnn ee eyn arm entzwey

Oder etzt jnn vil blätzer / bülen

Do mit sie künden schrygen hülen /

Der sytzen vier vnd zwentzig noch

Zü Straspurg jn dem dummenloch

On die man setzt jnn weisen kasten

Aber bättler důnt seltten vasten

Zů Basel vff dem kolenbergk

Do triben sie vil bůbenwergk

Ir rottwelsch sie jm terich hand

Ir gfüge narung durch die land

Jeder Stabyl ein hörnlüten hatt

Die voppen / ferben / ditzent / gat

Wie sie dem predger gelt gewynn

Der lug wo sy der joham grym

Durch alle schöchelboß er loufft

Mit rübling junen ist syn kouff[154]

Biß er beseuelet hye vnd do

So schwantzt er sich dann anderswo

Veralchend vber den breithart

Styelt er all breitfůß / vnd flughart

Der sie flösßlet / vnß lüßling ab schnytt

Grantner / klant / vetzer / fůren mit

Eyn wild begangenschafft der welt

Ist wie man stelt yetz vff das gelt

Herolden / sprecher / Partzifand /

Die strofften ettwann öfflich schand

Vnd hatten dar durch eren vil

Eyn yeder narr yetz sprechen wil

Vnd tragen stäblin ruch vnd glatt

Das er werd von dem bättel satt /

Eym wer leyd das gantz wer syn gwandt

Bätler beschyssen alle landt /

Eyner eyn sylberin kelch můß han

Do all tag syben moß jn gan

Der gat vff krucken so mans sicht

Wann er alleyn ist / darff ers nicht

Diser kan fallen vor den lüten

Das yederman tüg vff jn düten

Der lehnet andern jr kynder ab

Das er eyn grossen huffen hab

Mit körb eyn esel důt bewaren

Als wolt er zů sant Jacob faren /

Der gat hyncken / der gat bucken

Der byndet eyn beyn vff eyn krucken

Oder eyn gerner beyn jn die schlucken

Wann man jm recht lůgt zů der wundē

So säh man / wie er wer gebunden /

Zům bättel loß ich mir der wile

Dann es sint leyder bättler vile

Vnd werden stäts ye me vnd me

Dann bättlen das důt nyeman we

On dem / der es zů nott můß triben

Sunst ist gar gůt eyn bättler bliben

Dann bättlen des verdürbt man nit[155]

Vil bgont sich wol zů wißbrott mitt

Die dryncken nit den schlähten wyn

Es můß Reynfal / Elsasser syn

Mancher verloßt vff bättlen sich

Der spielt / bůbt / halt sich üppeklich

Dann so er schon verschlembt syn hab

Schleht man jm bättlen doch nit ab

Im ist erloubt der bättelstab /

Vil neren vß dem bättel sich

Die me geltts hant / dann du vnd ich


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 152-156.
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