[62.]

[150] Wer vil lust hat wie er hofier

Nachts vff der gassen vor der thůr

Den glust / das er wachend erfrür


62. von nachtes hofyeren

von nachtes hofyeren.

Jetz wer schyer vß der narren dantz

Aber das spiel wer nit all gantz

Wann nit hie weren ouch die löffel

Die gassentretter / vnd die göffel

Die durch die nacht keyn růw went han

Wann sie nit vff der gassen gan

Vnd schlagent luten vor der tür

Ob gucken well die mätz har für[151]

Vnd kumen vß der gassen nit

Biß man eyn kāmer loug jnn gytt

Oder sie würffet mit eym steyn

Es ist die freüd jn warheyt kleyn

Inn winters nächt also erfrüren

So sie der göuchin důnt hofyeren

Mit seittenspyel / mit pfiffen / syngen

Am holtzmarckt vber die blöcher sprīgē

Das důnt studenten / pfaffen / leyen /

Die pfiffen zů dem narren reyen

Eyner schrygt / juchtzet / bröllt vnd blört

Als ob er yetzend würd ermört

Je eyn narr do dem andern seyt

Wo er můß wartten vff bescheyt

Do můß man jm dann hoffrecht machē

Als heymlich halttet er syn sachen

Das yederman do von můß sagen

Die vischers vff den küblen schlagen

Mancher syn frow loßt an dem bett

Die lieber kurtzwil mit jm hett

Vnd dantzt er an dem narrenseyl

Nymbt das gůt end / so darff es heyl

Ich schwig der / den das selb gyt freüd

Das sie louffen jm narren kleyd /

Wann man eyn narren gyene hieß

Mancher sich an den namen styeß


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 150-152.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Mit allen 114 Holzschnitten des Drucks Basel 1494
Das Narrenschiff
Das Narrenschiff: Nach der Erstausgabe (Basel 1494) mit den Zusätzen der Ausgaben von 1495 und 1499 sowie den Holzschnitten der deutschen Originalausgaben (Neudrucke Deutscher Literaturwerke)
Das Narrenschiff:

Buchempfehlung

Naubert, Benedikte

Die Amtmannin von Hohenweiler

Die Amtmannin von Hohenweiler

Diese Blätter, welche ich unter den geheimen Papieren meiner Frau, Jukunde Haller, gefunden habe, lege ich der Welt vor Augen; nichts davon als die Ueberschriften der Kapitel ist mein Werk, das übrige alles ist aus der Feder meiner Schwiegermutter, der Himmel tröste sie, geflossen. – Wozu doch den Weibern die Kunst zu schreiben nutzen mag? Ihre Thorheiten und die Fehler ihrer Männer zu verewigen? – Ich bedaure meinen seligen Schwiegervater, er mag in guten Händen gewesen seyn! – Mir möchte meine Jukunde mit solchen Dingen kommen. Ein jeder nehme sich das Beste aus diesem Geschreibsel, so wie auch ich gethan habe.

270 Seiten, 13.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon