[64.]

[156] Mancher der ritt gern spat vnd frů

Künd er vor frowen kumen zů

Die lont dem esel seltten růw


64. Von bosen wibern

Von bosen wibern.

Inn myner vorred hab ich gton

Eyn bzügniß / protestacion

Ich well der gůtten frowen nycht

Mit arg gedencken jn mym gdycht

Aber man würt bald von mir klagen

Solt ich nüt von den bösen sagen

Eyn frow / die gern von wißheit hört

Die würt nit lycht jn schand verkört[157]

Eyn gůt frow / senfft des mannes zorn

Assuerus hatt eyn eyd geschworn

Noch macht jn Hester weych vnd lynd

Abygayl senfft Dauid gschwynd

Aber böß frowen / gänt böß rädt

Als Ochosyas můter dett

Herodias jr dochter hyeß

Das man den töuffer köppfen lyeß

Salmon durch frowen rätt verkert

Wart / das er die abgötter ert /

Eyn frow ist worden bald eyn hätz

Wann jnn sunst wol ist mit geschwätz

Vnd lyplep / schnädern / tag vnd nacht

Pyeris hat vil jungen gmaht

Den ist gelüpt die zung so wol

Das sie dick brennet wie eyn kol /

Diß klagt / die klappert / dise lügt

Die richt / als das stübt vnd flügt /

Die ander kyflet an dem bett

Der eeman seltten fryd do hett

Můß hören predig ouch gar offt

So manch barfůsser lytt vnd schlofft

Es züht die sträbkatz mancher man

Der doch das merteyl noch můß lan /

Manch frow ist frum vnd bschyd genůg

Vnd ist dem man alleyn zů klůg

Das sie nit von jm lyden mag

Das er sie ettwas ler / vnd sag /

Gar dick eyn man jnn vnglück kunt

Alleyn durch siner frowen mundt

Als Amphyon zů Theba gschach

Do er syn kynd all sterben sach /

Wann frowen soltten reden vil

Calphurnia kem bald jns spil /

Eyn böß frow stäts jr boßheyt eügt

Die frow der joseph dyent / das zeygt /

Keyn grössern zorn man yenant spürt

Dann so eyn wibs bild zornig würt[158]

Die wüttet / wie eyn löwin stůdt

Der man die jungen nämen důt

Oder eyn bärin / die do seygt

Medea das / vnd Progne zeygt /

Wa mā die wißheyt gātz durch gründt

Keyn bitterer krut vff erd man fyndt

Dann frowen der hertz ist eyn garn

Vnd strick / dar jn vil doren farn /

Durch dry ding würt die erd erschütt

Das vierd das mag sie tragen nitt /

Eyn knecht der worden ist eyn her /

Eyn narr der sich hat gfüllet ser /

Eyn nydesch böß vnd gifftig wib

Wer die vermählet synem lib /

Das vierd all früntschafft gantz verderbt

Eyn dienst magt die jr frowen erbt /

Dry ding man nit erfüllen mag

Das vierd schrygt stäts / har zů har trag

Eyn frow / die hell / das erterich

Das schluckt all wassers güsß jnn sich /

Das für spricht nyemer hör vff nů

Ich hab genůg / trag nym har zů /

Dry ding ich nit erkennen kan

Des vierden weiß ich gantz nütz von /

Wann jn dem lufft eyn Adler flüht

Eyn schlang die vff eym velsen krücht

Eyn schiff das mitten gat jm mer /

Eyn man der noch hat kyndesch ler /

Des glych der weg eynr frowen ist

Die sich zům eebruch hat gerüst

Die schleckt / vnd wüscht den munt gar schō

Vnd spricht / ich hab nüt böss getō

Eym rynnend tach zů wynters fryst

Ist glich eyn frow die zänckisch ist /

Hell / vnd vägtüfel hat genůg

Wer mit eynr solchen züht jm pflůg /

Vaschy hat vil nochkumen gelan

Die wenig achten vff jr man /[159]

Des wibs will ich geschwigen gar

Die zů riehten / eyn süpplin gtar

Als Poncia vnd Agrippina /

Belides vnd Clytymnestra

Die jr mann stochen an dem bett

Als Phereo syn hußfrow dett /

Gar seltzen ist Lucrecia /

Oder Cathonis porcia

Vppiger frowen fyndt man vil

Dann Thays ist jn allem spil


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 156-160.
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