[97.]

Tragkeit fyndt man jn allen gschlechten

Vor vß jnn dienst mägten / vnd knechten

Den kan man nit genůgsam lonen

Sie künnen doch jr selbst wol schonen


97. vo tragkeit vnd fulheit

vō tragkeit vnd fulheit

Keyn besser narr jn aller sach

Ist / dann der allzyt kan thůn gmach

Vnd ist so träg / das jm verbrennt

Syn schyenbeyn / ee er sich verwennt

Wie rouch den ougen ist nit gůt

Was essich ouch den zenen důt

Des glich der träg / vnd ful důt schyn

Dänen / die hant gesendet jn /[254]

Eyn träger mensch ist nyemans nutz

Dann das er sie eyn wynterbutz

Vnd das man jn loß schloffen gnůg

Sytzen bym ofen ist syn fůg /

Sellig der werckt mit synem karst

Wer müssig gat / der ist der narrst

Die müssig gänden / strofft der her

Vnd gibt der arbeyt lon / vnd ere /

Der böß vyndt / nymbt der tragkeyt war

Vnd sägt gar bald syn somen dar /

Tragkeit eyn vrsach aller sünd

Macht murmelen Israhel die kynd

Dauid dett eebruch / vnd dottschlag

Dar vmb das er träg / müssig lag /

Das Carthago was gantz vmbkert

Dar vmb wart Rom ouch gātz zerstört

Eyn grössern schaden Rom entpfing

An dem das Carthago vnderging

Dann sie von stritt entpfing dar vor

Von jr / hundert vnd sehtzechen jor /

Der träg / der nit gern gat her für

Der spricht / der löw stat vor der thür

Der dorecht hundt jn heym behalt

Fulkeyt erdenckt eyn wörwort baldt

Fulkeyt sich wider went / vnd für

Glich wie der angel an der thür


Quelle:
Sebastian Brant: Das Narrenschiff, Basel 1494, S. 254-255.
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