[51] Knopp begibt sich weiter fort
Bis an einen andern Ort.
Da wohnt einer, den er kannte,
Welcher Mücke sich benannte.
Wie es scheint, so lebt Herr Mücke
Mit Frau Mücke sehr im Glücke.
Eben hier, bemerken wir,
Küßt er sie und spricht zu ihr:
[51]
»Also Schatz, ade derweil!
Ich und Knopp, wir haben Eil.
Im historischen Verein
Wünscht er eingeführt zu sein.«
Bald so öffnet sich vor ihnen
Bei der Kirche der Kathrinen
Im Hotel zum blauen Aal
Ein gemütliches Lokal.
[52]
Mücke scheinet da nicht fremd,
Er bestellt, was wohlbekömmt.
Junge Hähnchen, sanft gebraten,
Dazu kann man dringend raten,
[53]
Und man darf getrost inzwischen
Etwas Rheinwein druntermischen.
Nötig ist auf alle Fälle,
Daß man dann Mussö bestelle.
[54]
Nun erfreut man sich selbdritt,
Denn Kathinka trinket mit! –
»So, jetzt wären wir so weit,
Knopp, du machst wohl Richtigkeit.«
[55]
Lustig ist man fortspaziert
Zum Hotel, wo Knopp logiert.
Heftig bollert man am Tor,
Der Portier kommt nicht hervor.
[56]
»Komm«, – ruft Mücke – »Knopp, komm hier,
Du logierst die Nacht bei mir!«
Schwierig, aus verschiednen Gründen,
Ist das Schlüsselloch zu finden.
[57]
So, so, so! Jetzt nur gemach,
Tritt hinein, ich komme nach.
Knopp schiebt los. Indessen Mücke
Bleibt mit Listigkeit zurücke.
[58]
Schrupp! – Wie Knopp hineingekommen,
Wird er an die Wand geklommen.
»Wart!« ruft Mückens Ehgemahl –
»Warte, Lump, schon wieder mal!?«
Weil sie ihn für Mücken hält,
Hat sie ihm so nachgestellt.
[59]
Hei! Wie fühlt sich Knopp erfrischt,
Als der Besen saust und zischt.
Bums! Er fällt in einen Kübel,
Angefüllt mit dem, was übel.
[60]
Oh, was macht der Besenstiel
Für ein schmerzliches Gefühl!
Und als regellose Masse
Findet Knopp sich auf der Gasse.
[61]
Schnell verläßt er diesen Ort
Und begibt sich weiter fort.
|
Ausgewählte Ausgaben von
Abenteuer eines Junggesellen
|
Buchempfehlung
Die beiden betuchten Wiener Studenten Theodor und Fritz hegen klare Absichten, als sie mit Mizi und Christine einen Abend bei Kerzenlicht und Klaviermusik inszenieren. »Der Augenblich ist die einzige Ewigkeit, die wir verstehen können, die einzige, die uns gehört.« Das 1895 uraufgeführte Schauspiel ist Schnitzlers erster und größter Bühnenerfolg.
50 Seiten, 3.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.
424 Seiten, 19.80 Euro