|
[229] Selig schwanket Bauer Bunke
Heim von seinem Abendtrunke.
Zwar es tritt auf seinen Wegen
Ihm ein Hindernis entgegen,
[229] Und nicht ohne viel Beschwerden
Kann es überwunden werden,
Aber, siehst du, es gelingt
Schneller, als ihm nötig dünkt.
[230]
Pfeife läßt er Pfeife sein,
Drückt sich in sein Haus hinein
Und begibt sich ohne Säumen
Hin zu seinen Zimmerräumen,
Wo Frau Bunke für die Nacht
Einen Teig zurechtgemacht.
[231]
Unverzüglich, weil er matt,
Sucht er seine Lagerstatt.
Diese kommt ihm sehr gelegen,
Um darin der Ruh zu pflegen.
[232]
Oh, wie wonnig schmiegt das Mus
Sich um Kopf, Leib, Hand und Fuß.
Doch, wie sich der Mund bedeckt,
[233]
Wird er ängstlich aufgeschreckt.
Schnell, mit unterdrückter Klage,
Sucht er eine andre Lage.
[234]
Auf dem Bauche ruht er milde,
Wie die Kröte mit dem Schilde.
Lange bleibt er so nicht liegen.
Ihn verlangt es Luft zu kriegen.
[235]
Ach, Frau Bunke steht erschrocken;
Ihre Lebensgeister stocken.
Traurig führet sie den Besen;
Kummer füllt ihr tiefstes Wesen;
Weinen kann ihr Angesicht,
Aber backen kann sie nicht.[236]
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro