Fünftes Kapitel

[301] Für Fipps wird es dringende Essenszeit. –

Mit fröhlicher Gelenkigkeit

Durch eine Seitengasse entflieht er

Und schleicht in den Laden von einem Konditer.

Da gibt es schmackhafte Kunstgebilde,

Nicht bloß härtliche, sondern auch milde;

Da winken Krapfen und Mohrenköpfe,

Künstlich geflochtene Brezen und Zöpfe;

Auch sieht man da für gemischtes Vergnügen

Mandeln, Rosinen und Etcetera liegen. –


Fünftes Kapitel

»Horch!« ruft voll Sorge Konditer Köck,

»Was rappelt da zwischen meinem Gebäck?!«


Fünftes Kapitel

[301] Die Sorge verwandelt sich in Entsetzen,

Denn da steht Fipps mit Krapfen und Brezen.

Die Brezen trägt er in einer Reih

Auf dem Schwanz, als ob es ein Stecken sei,

Und aufgespießt, gleich wie auf Zapfen,

An allen vier Daumen sitzen die Krapfen.


Fünftes Kapitel

Zwar Köck bemüht sich, daß er ihn greife

Hinten bei seinem handlichen Schweife,[302]

Doch weil er soeben den Teig gemischt,

So glitscht er ab und der Dieb entwischt.


Fünftes Kapitel

Nichts bleibt ihm übrig als lautes Gebröll,

Und grad kommt Mieke, die alte Mamsell.


Fünftes Kapitel

Unter hellem Gequieke fällt diese Gute

Platt auf die Steine mit Topf und Tute.

Durch ihre Beine eilt Fipps im Sprunge.


Fünftes Kapitel

[303] Ihn wirft ein schwärzlicher Schusterjunge

Mit dem Stulpenstiefel, der frisch geschmiert,

So daß er die schönen Krapfen verliert.


Fünftes Kapitel

Auch wartet ein Bettelmann auf der Brücken

Mit einem Buckel und zween Krücken.
[304]

Fünftes Kapitel

Derselbe verspürt ein großes Verlangen,

Die Brezeln vermittels der Krücke zu fangen;


Fünftes Kapitel

Dies kommt ihm aber nicht recht zunütze,

Denn Fipps entzieht ihm die letzte Stütze. –

Da liegt er nun, wie ein Käfer, am Rücken. –

Fipps aber begibt sich über die Brücken

Und eilet gar sehr beängstigt und matt

Mit der letzten Brezel aus dieser Stadt. –


Fünftes Kapitel

[305] Schon ist es dunkel und nicht geheuer.

Er schwingt sich über ein Gartengemäuer.

Hier hofft er auf angenehm nächtliche Ruh. –


Fünftes Kapitel

Klapp! schnappt die eiserne Falle zu. –


Sofort tritt aus dem Wohngebäude

Ein Herr und äußert seine Freude.


Fünftes Kapitel

[306] »Aha!« so ruft er, »du bist wohl der,

Der Hühner stiehlt? Na, denn komm her!!«


Fünftes Kapitel

Hiermit schiebt er ihn vergnüglich

In einen Sack. Und unverzüglich
[307]

Fünftes Kapitel

Ohne jede weitre Besichtigung

Beginnt er die schmerzhafte Züchtigung.


Fünftes Kapitel

Drauf schließt er ihn für alle Fälle

In einen der leeren Hühnerställe,

Damit er am andern Morgen sodann

Diesen Bösewicht näher besichtigen kann.
[308]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 301-309.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Fipps, der Affe
Fipps, Der Affe...
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