Vorbemerk

[148] Vater werden ist nicht schwer,

Vater sein dagegen sehr.


Ersteres wird gern geübt,

Weil es allgemein beliebt.

Selbst der Lasterhafte zeigt,

Daß er gar nicht abgeneigt;

Nur will er mit seinen Sünden

Keinen guten Zweck verbinden,

Sondern, wenn die Kosten kommen,

Fühlet er sich angstbeklommen.

Dieserhalb besonders scheut

Er die fromme Geistlichkeit,

Denn ihm sagt ein stilles Grauen:

Das sind Leute, welche trauen. –

So ein böser Mensch verbleibt

Lieber gänzlich unbeweibt. –

Ohne einen hochgeschätzten

Tugendsamen Vorgesetzten

Irrt er in der Welt umher,

Hat kein reines Hemde mehr,

Wird am Ende krumm und faltig,

Grimmig, greulich, ungestaltig,

Bis ihn dann bei Nacht und Tag

Gar kein Mädchen leiden mag.

Onkel heißt er günst'gen Falles,

Aber dieses ist auch alles. –


Oh, wie anders ist der Gute!

Er erlegt mit frischem Mute

Die gesetzlichen Gebühren,

Läßt sich redlich kopulieren,

Tut im stillen hocherfreut

Das, was seine Schuldigkeit,

Steht dann eines Morgens da

Als ein Vater und Papa

Und ist froh aus Herzensgrund,

Daß er dies so gut gekunnt.
[148]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 148-149.
Lizenz:
Ausgewählte Ausgaben von
Julchen
Julchen
Julchen.
Julchen und andere heitere Geschichten