Viertes Kapitel

Viertes Kapitel

[469] Endlich fing im Drahtgehäuse

Sich die frechste aller Mäuse,

Welche Mama Fittig immer,

Bald im Keller, bald im Zimmer,

Und besonders bei der Nacht,

Fürchterlich nervös gemacht.


Viertes Kapitel

[469] Dieses gibt für Plisch und Plum

Ein erwünschtes Gaudium;

Denn jetzt heißt es: »Mal heraus,

Alte, böse Knuspermaus!«


Viertes Kapitel

Husch! des Peters Hosenbein,

Denkt sie, soll ihr Schutz verleihn.


Viertes Kapitel

[470] Plisch verfolgt sie in das Rohr;

Plum steht anderseits davor.


Viertes Kapitel

Knipp! in sein Geruchsorgan

Bohrt die Maus den Nagezahn.


Viertes Kapitel

[471] Plisch will sie am Schwanze ziehn,


Viertes Kapitel

Knipp! am Ohre hat sie ihn.


Viertes Kapitel

[472] Siehst du wohl, da läuft sie hin

In das Beet der Nachbarin.


Viertes Kapitel

Kritzekratze, wehe dir,

Du geliebte Blumenzier!


Viertes Kapitel

[473] Madam Kümmel will soeben

Öl auf ihre Lampe geben.

Fast wär ihr das Herz geknickt,

Als sie in den Garten blickt.

Viertes Kapitel

Sie beflügelt ihren Schritt,

Und die Kanne bringt sie mit.


Viertes Kapitel

[474] Zornig, aber mit Genuß

Gibt sie jedem einen Guß:

Erst dem Plisch und dann dem Plum.


Viertes Kapitel

Scharf ist das Petroleum;

Und die Wirkung, die es macht,

Hat Frau Kümmel nicht bedacht.
[475]

Viertes Kapitel

Aber was sich nun begibt,

Macht Frau Kümmel so betrübt,

Daß sie, wie von Wahn umfächelt,

Ihre Augen schließt und lächelt.
[476]

Viertes Kapitel

Mit dem Seufzerhauche: U!

Stößt ihr eine Ohnmacht zu.
[477]

Viertes Kapitel

Paul und Peter, frech und kühl,

Zeigen wenig Mitgefühl;

Fremder Leute Seelenschmerzen

Nehmen sie sich nicht zu Herzen.


Viertes Kapitel

»Ist fatal!« – bemerkte Schlich –

»Hehe! aber nicht für mich.«
[478]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 2, Hamburg 1959, S. 469-479.
Lizenz:
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