545. An Marie Hesse

[228] 545. An Marie Hesse


Wiedensahl 4 April 82.


Meine liebe Frau Heße!

Seit etwa 4 Wochen bin ich wieder wohl. Eine Erinnerung dran, daß man nicht immer so umsonst durch diese Welt reisen soll, hat, denk ich, ihr gutes für mich gehabt.

Wie geht es denn Ihnen? Der milde Winter, der rasch nahende Frühling, hab ich mir oft gedacht, muß doch recht wohlthuend für Sie gewesen sein. – Schon längst haben die Spatzen die ersten Erbsenkeime abgerupft, die Bäume drängen der Blüthe zu und über das junge Roggenfeld gehen bereits kleine Wellen hin. – Wo sind Sie nun? Sind Sie noch im Gewurrl der Stadt, oder hören Sie auf dem Gut die Vöglein pfeifen? – Bei uns sind die drei Jungens auf Ferienbesuch; Hermann schon etwas länger, Adolf und Otto seit Samstag. Die letztern sind wieder als Erste versetzt, obgleich Otto wegen Scharlach mit Diphteritis die Schule 6 Wochen lang versäumen mußte. –

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Wir Vier erinnern uns oft und gern an unsere Borkumer Freunde und laßen Sie, Herrn H., Georg und 's Gretel recht herzlich grüßen.

Schreiben Sie bald mal einige Worte an

Ihren aufrichtig ergebenen

Wilh. Busch.

Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band I: Briefe 1841 bis 1892, Hannover 1968, S. 228.
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