897. An Johanna Keßler

897. An Johanna Keßler


Wiedensahl Januar

1893.


Prosit Neujahr!

Ob gut ob schlecht, wird später klar.

Doch bringt's nur Gesundheit und fröhlichen Muth

Und Geld genug, dann ist's schon gut.


Es ist ein lobenswerther Brauch:

Wer was Gutes bekommt, der bedankt sich auch;

Denn Wer ist so, daß er es nicht

Sehr gern hätt, wenn er was Gutes krigt. –

z.B. in dieser Winterzeit,

Wo's manchmal friert mit Heftigkeit,

Wie oft schon rief ich:

"Ja, was ist Dies?

Was ist mit die Fieß?

Ist's Holz, ist's Glas?

Oh, welch ein infames Gefühl ist das!"

Nun krigt ich die mollige Unterlage,

Und fort ist die hinterfüßliche Plage.


Drum schreibe ich:

"Meine lieben charmanten

Hochzuehrenden Tanten,

Ich bedanke mich!"


Mit tausend Grüßen

Und warmen Füßen


der Onkel Wilhelm.


897. An Johanna Keßler: Faksimile Seite 1
897. An Johanna Keßler: Faksimile Seite 1
897. An Johanna Keßler: Faksimile Seite 2
897. An Johanna Keßler: Faksimile Seite 2
Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 2.
Lizenz:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen

Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen

In die Zeit zwischen dem ersten März 1815, als Napoleon aus Elba zurückkehrt, und der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni desselben Jahres konzentriert Grabbe das komplexe Wechselspiel zwischen Umbruch und Wiederherstellung, zwischen historischen Bedingungen und Konsequenzen. »Mit Napoleons Ende ward es mit der Welt, als wäre sie ein ausgelesenes Buch.« C.D.G.

138 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang. Sechs Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.

468 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon