897. An Johanna Keßler

897. An Johanna Keßler


Wiedensahl Januar

1893.


Prosit Neujahr!

Ob gut ob schlecht, wird später klar.

Doch bringt's nur Gesundheit und fröhlichen Muth

Und Geld genug, dann ist's schon gut.


Es ist ein lobenswerther Brauch:

Wer was Gutes bekommt, der bedankt sich auch;

Denn Wer ist so, daß er es nicht

Sehr gern hätt, wenn er was Gutes krigt. –

z.B. in dieser Winterzeit,

Wo's manchmal friert mit Heftigkeit,

Wie oft schon rief ich:

"Ja, was ist Dies?

Was ist mit die Fieß?

Ist's Holz, ist's Glas?

Oh, welch ein infames Gefühl ist das!"

Nun krigt ich die mollige Unterlage,

Und fort ist die hinterfüßliche Plage.


Drum schreibe ich:

"Meine lieben charmanten

Hochzuehrenden Tanten,

Ich bedanke mich!"


Mit tausend Grüßen

Und warmen Füßen


der Onkel Wilhelm.


897. An Johanna Keßler: Faksimile Seite 1
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897. An Johanna Keßler: Faksimile Seite 2
897. An Johanna Keßler: Faksimile Seite 2
Quelle:
Busch, Wilhelm: Sämtliche Briefe. Band II: Briefe 1893 bis 1908, Hannover 1969, S. 2.
Lizenz:

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