[Du hast das schöne Paradies verlassen]

[270] Du hast das schöne Paradies verlassen,

Tratst ein in dieses Labyrinthes Gassen,

Verlockt von lieblich winkenden Gestalten,

Die Schale dir und Kranz entgegenhalten;

Und unaufhaltsam zieht's dich weit und weiter.


Wohl ist ein leises Ahnen dein Begleiter,

Ein heimlich Graun, daß diese süßen Freuden

Dich Schritt um Schritt von deiner Heimat scheiden,

Daß Irren Sünde, Heimweh dein Gewissen;

Doch ach umsonst! Der Faden ist zerrissen.

Hohläugig faßt der Schmerz dich an und warnt,

Du willst zurück, die Seele ist umgarnt.

Vergebens steht ob deinem Haupt der Stern.

Einsam, gefangen, von der Heimat fern,

Ein Sklave, starrst du in des Stromes Lauf

Und hängst an Weiden deine Harfe auf.


Nun fährst du wohl empor, wenn so zuzeiten

Im stillen Mondeslichte durch die Saiten

Ein leises, wehmutsvolles Klagen geht

Von einem Hauch, der aus der Heimat weht.

Quelle:
Wilhelm Busch: Sämtliche Werke, Herausgegeben v. Otto Nöldeke, Band 6, München 1943, S. 270.
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