Die Fliege

Die Fliege

[113] Dem Herrn Inspektor tut's so gut,

Wenn er nach Tisch ein wenig ruht.


Die Fliege

Da kommt die Fliege mit Gebrumm

Und surrt ihm vor dem Ohr herum.
[113]

Die Fliege

Und aufgeschreckt aus halbem Schlummer

Schaut er verdrießlich auf den Brummer.


Die Fliege

Die böse Fliege! Seht, nun hat se

Sich festgesetzt auf seiner Glatze.
[114]

Die Fliege

»Wart' nur, du unverschämtes Tier!

Anitzo aber komm' ich dir!!«


Die Fliege

Behutsam schleicht er nach der Tasse,

Daß er die Fliege da erfasse.
[115]

Die Fliege

Perdauz! – Darin ist er gewandt; –

Er hat sie wirklich in der Hand.


Die Fliege

Hier schaut er nun mit großer List,

Wo sie denn eigentlich wohl ist.


Die Fliege

[116] Surr! – Da! – Sie ist schon wieder frei.

Ein Bein, das ist ihr einerlei.


Die Fliege

Jetzt aber kommt er mit der Klappe,

Daß er sie so vielleicht ertappe,
[117]

Die Fliege

Und um sie sicher zu bekommen,

Hat er den Sorgenstuhl erklommen.


Die Fliege

Rumbums! Da liegt der Stuhl und er.

Die Fliege flattert froh umher.
[118]

Die Fliege

Da holt er aus mit voller Kraft,

Die Fliege wird dahingerafft.


Die Fliege

Und fröhlich sieht er das Insekt

Am Boden leblos ausgestreckt.
[119]

Die Fliege

Die Fliege

Erquicklich ist die Mittagsruh,

Nur kommt man oftmals nicht dazu.
[120]

Quelle:
Wilhelm Busch: Werke. Historisch-kritische Gesamtausgabe, Bde. I-IV, Band 1, Hamburg 1959, S. 113-121.
Lizenz:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Die Mappe meines Urgroßvaters

Die Mappe meines Urgroßvaters

Der Erzähler findet das Tagebuch seines Urgroßvaters, der sich als Arzt im böhmischen Hinterland niedergelassen hatte und nach einem gescheiterten Selbstmordversuch begann, dieses Tagebuch zu schreiben. Stifter arbeitete gut zwei Jahrzehnte an dieser Erzählung, die er sein »Lieblingskind« nannte.

156 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon