[9] Knittelhard an Herrn Licentiat Lobesan[371] 1

1677.


Hier ist der Peltz und das Felleisen,

Die euch, auf euren weiten Reisen,

So grossen Nutzen han gethan,

Ach! seht sie doch genädig an,

Licentiat der beyden Rechten.

Von unserm und des Feindes Fechten2

Hat man noch keine Zeitung nicht,

Weil der Postillion gebricht,

Und, mit Bestürtzung vieler Frommen,

Im Post-Hauß noch nicht angekommen.

Früh, eh es Morgen achte schlägt,

Macht, daß euch euer Gang herträgt.

Ich wollt euch gern was mehrers schreiben;

Doch seh ich durch die Fenster-Scheiben3

Daß sich was angenehmes rührt,

Darob mein Hertze Freude spührt.

Darum so lasst euchs nicht verdriessen,

Daß ich die Ode schon muß schliessen.

Licentiate Lobesan,

Nehmt einen guten Abend an!

Fußnoten

1 Herr Zapfe war kurtz zuvor, in Jena, Licentiat der beyden Rechten worden, als er nach Berlin kam, über welchen neuen Ehren-Titel sie öffters unter sich zu schertzen pflegten.


2 Herr von Canitz und Herr Zapfe waren vorher mit bey der Belagerung vor Stettin gewesen, also begierig, was neues aus dem Lager zu hören.


3 Diß war seine Doris, die damahlige Fräulein von Arnim, welche in ihres Stief-Vaters, des Ober-Marschalls von Canstein Hause, der Frau Ober-Cammerherrin von Burgsdorff Behausung in der Heil. Geist-Strasse, gleich gegen über wohnte; bey welcher, als seiner Frau Groß-Mutter, der Herr von Canitz sich aufhielt.


Quelle:
Friedrich Rudolph Ludwig von Canitz, Kritische Ausgabe: Gedichte, Tübingen 1982, S. 371-372.
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