Die Müllerin

[247] Die Mühle, die dreht ihre Flügel,

Der Sturm, der sauset darin;

Und unter der Linde am Hügel,

Da weinet die Müllerin:


Laß sausen den Sturm und brausen,

Ich habe gebaut auf den Wind;

Ich habe gebaut auf Schwüre –

Da war ich ein törichtes Kind.
[247]

Noch hat mich der Wind nicht belogen,

Der Wind, der blieb mir treu;

Und bin ich verarmt und betrogen –

Die Schwüre, die waren nur Spreu.


Wo ist, der sie geschworen?

Der Wind nimmt die Klagen nur auf;

Er hat sich aufs Wandern verloren –

Es findet der Wind ihn nicht auf.


Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 247-248.
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