Viertes Gespraech

Der Zweikampf

[29] TULLIA: Ich kann dir gar nicht sagen, wie wundervoll erfrischt ich mich nach diesem langen Schlummer fühle, der sieben Stunden hintereinander alle meine Glieder umfangen hielt. Du aber, Octavia ...?


OCTAVIA: Ich bin schon seit einer Stunde wach, nachdem ein fürchterlicher Traum, ein Albdrücken, mich zitternd und bebend aus dem Schlafe aufgeschreckt hat.


TULLIA: Erzähle mir diesen Traum, wenn's gefällig ist!


OCTAVIA: Mir war's, liebe Tullia, als sei ich mit Caviceus zusammen und lustwandelte mit ihm am schattigen, grünen Ufer des Po unter dem Dach der Weidenzweige, die uns gegen den Sonnenbrand schützten. Caviceus liebkoste mein Ohr und meine Seele mit den sanftesten Bitten, in denen seine Liebe ihn sich ergiessen liess. Er bat mich um einen Kuss – ich verweigerte ihn. Mir war's, als redetest du mir zu, ich solle ihn geben. So gab ich ihn denn – und er nahm ihn. Als er auch mit der einen Hand an meinen Busen griff und mit dem anderen Arm mich umschlang, da vermochte ich kaum, dank dir, dank deinen Ratschlägen, seiner Umklammerung mich zu entwinden. Als ich von ihm frei war, ergriff ich die Flucht – er verfolgte mich. Und als er mich gerade erreichen will, wende ich mich um – und ach, Tullia! was für ein Ungeheuer erblicke ich!


TULLIA: Hatten sich etwa Wölfe auf Caviceus gestürzt, um deinen Herzallerliebsten zu zerreissen? oder hatte er sich selber mit seinem Schwert durchbohrt?


OCTAVIA: Was für Witze! Möchte er mich lieber mit seinem Dolch durchbohren!


TULLIA: Schau das Mädchen, was für ein drolliges Gesicht sie macht, die Schelmin!


OCTAVIA: Ich sehe ihn in das gräulichste Tier verwandelt; er sah genau wie ein Satyr aus, wie wir sie auf Bildern gemalt sehen, und gar nicht mehr wie Caviceus. Von Haaren starrte sein ganzer Leib, auf seinem Kopf waren zu beiden Seiten der Stirn ein Paar Bockshörner gewachsen, die in eine lange Spitze ausliefen. Ohren aber, Stirn, Augen, Nase und das ganze Antlitz waren genau wie bei Caviceus sonst. Mit einer Lanze zielte er nach mir, die doppelt[29] so lang und so dick war wie bei dem wackersten Mann, der unter dem Zeichen der Venus ficht; der übrige Teil des Körpers hatte wieder Bocksgestalt. Er stürzte sich auf mich, wollte mich schänden, presste seinen Mund auf den meinigen. Was soll ich noch weiter sagen? Dieses so ungewohnte Schauspiel erschreckte mich tötlich. Kannst nun du, die du mit diesen Sachen so gut Bescheid weisst, mir sagen, welches Unheil mir dieser Traum bedeutet?


TULLIA: Ich kann es dir sagen, liebe Base, und werde es dir zur rechten Zeit sagen. Unter den gegenwärtigen Umständen hat es keinen Zweck, dass du es wissest.


OCTAVIA: Lass mich doch nicht länger von Wissbegierde verzehrt werden, meine Gebieterin, mein teurer Gatte –


Sags! ich beschwöre dich, wenn dir je zur Wonne mein Leib war.


TULLIA: Süsse Früchte der Liebe mit anderen sagt dir, der blühenden, zarten Schönheit, dieser Traum voraus, dem Caviceus aber kündet er, wenn auch keinen Schmerz, so doch die Verletzung seines ehelichen Lagers.


OCTAVIA: Ferne, ferne sei mir solche Schmach!


TULLIA: Die Männer, deren Ehefrauen nicht der ehrbaren Venus huldigen, sondern aus Wollust von anderen Männern sich besteigen lassen – diese Männer nennt man gemeiniglich Böcke und Hörnerträger.


OCTAVIA: Ich verstehe. So werde ich also in solche Treulosigkeit verfallen? ich werde den Genuss meines Leibes nicht meinem Caviceus allein vorbehalten? Lieber will ich sterben, als mich solcher Schmach überantworten! Oder hast etwa auch du mit ehebrecherischer Wollust zu tun gehabt? Möchte ich so etwas nicht von dir denken müssen! Möchtest du nicht etwa hoffen, mich je zu Aehnlichem bereit zu finden!


TULLIA: Hierüber, liebes Mädchen, wollen wir zu geeigneterer Zeit uns unterhalten, wenn du deine Jungfernschaft verloren hast, und wenn Caviceus etliche Monate hindurch dich bei Tag und bei Nacht zerquetscht, zermahlen, zerrieben hat. Andere Zeiten, anderer Sinn – verlass dich drauf, das weiss ich ganz genau.


OCTAVIA: Du musst ganz anderen Sinnes geworden sein; und deine Meinung kann jetzt nicht mehr die gleiche sein, wie damals, als du Callias heiratetest. Wie könntest du sonst so von mir denken!
[30]

TULLIA: Wer möchte dir's zum Vorwurf machen, wenn du einem unwiderstehlichem Drange nahgäbest, wenn das Geschick dich zur Liebesraserei treibt, zu der es auch mich getrieben hat, der auch Minerva selbst nicht entgehen könnte? Aber hast du in deinem Traum sonst nichts an Caviceus gesehen?


OCTAVIA: Ganz und gar nichts weiter. Als ich hell wach lag, während du noch von tiefem Schlummer umfangen lagst, da habe ich die ganze Zeit bis jetzt in meiner Seele alles das erwogen, was deine Worte mir von den Geheimnissen der Liebe enthüllt hatten.


TULLIA: Dies geht Caviceus an und nicht deine Mutter, die dich mir zugeschickt hat, damit ich dich unterrichte. Je besser eingeweiht du aus meinen Umarmungen in die des Caviceus übergehst, mit desto köstlicheren Früchten wird deine Venus ihm lohnen. Was aber alle diese Früchte seien, das verlangt dich zu wissen, und mich verlangt es, es dir zu sagen, welche unsäglich süsse Lust du nach dieser ersten Nacht kosten wirst. Du weisst bereits, dass zwischen deinen Schenkeln durch die beiden Oeffnungen, die ich dir beschrieben habe, jene Lanze eindringen soll, die dich bis zur siebenten Rippe durchbohren wird.


OCTAVIA: Du lachst, Tullia! Wie wäre dies möglich? Du machst dich über mich lustig!


TULLIA: Und doch ist es so: jenen Dolch, der das Zeichen seiner Männlichkeit ist, wird er in jenen Teil deines Leibes senken, der das Zeichen deiner Weiblichkeit ist. Geschlecht wird sich mit Geschlecht vermischen, und in dieser Umschlingung könnte man euch für einen Menschen halten, während ihr in Wirklichkeit zwei seid. Dieses aber ist ganz und gar deine Sache allein!


OCTAVIA: Ich möchte alles genau wissen, und habe doch Angst es zu hören. Ich möchte in meines Caviceus Armen liegen und bin doch um meiner selbst willen bange davor.


TULLIA: Zunächst wird er mit seinem Arm dich wie mit Fesseln umklammern, sodass du ihm nicht entrinnen kannst; nackt wird er deinen nackten Leib in engster Umarmung umschlingen.


OCTAVIA: Erzähle mir doch, liebe Schwester, von Callias! Wie machte er bei dir sein Mannesrecht geltend, als du ihm zur Gattin gegeben wurdest? ... denn über Caviceus kannst du nichts Gewisses sagen.
[31]

TULLIA: Ich will deinen Wunsch befriedigen, und du müsstest von Stein sein, wenn du nach meiner Schilderung des Spieles, das Callias mit mir spielte, als er meiner Jungfernschaft den Gnadenstoss gab, nicht errietest, welches Spiel du mit Caviceus wirst zu spielen haben. Niemals wird die Erinnerung an die Scherze dieser köstlichen Nacht meinem Gedächtnis entschwinden.


OCTAVIA: Im Hause schnarcht noch alles. Der Sonnengott, das Auge der Natur, der Vater der Tage, öffnet kaum erst seine schlafschwere Wimper über der Erde; die Augen der Sterblichen schwimmen in stillem Schlummer und in sanfter Ruh; überall herrscht tiefes Schweigen. So sind wir in jeder Beziehung sicher, ob wir nun schwatzen oder ob wir Liebesscherze mit einander treiben wollen.


TULLIA: Ganz recht. Also höre: Nachdem meine Mutter mich entkleidet und ins Brautbett gebracht hatte, legte sie ein Tüchlein unter mein Kopfkissen auf den Pfühl; dann gab sie mir wie auch Callias einen Kuss und sagte diesem, er solle mir in ihrer Gegenwart einen Kuss geben. Im Bette liegend und von Scham ganz rot übergössen, empfing ich diesen Kuss; dann ging meine Mutter, verschloss die Tür unseres Zimmers und nahm den Schlüssel mit in ihr Zimmer, wo viele von unseren Verwandten sich aufhielten und unter anderen auch meine liebe Pomponia.


OCTAVIA: Du meinst jene Freundin, die mit dir im gleichen Alter stand, die mit dir in innigster Gemeinschaft verbunden war und die du mehr liebtest, als alle deine anderen Gespielinnen?


TULLIA: Wenn du die bezaubernde Anmut, den Geist dieser Frau kenntest, so würdest du Pomponia ebenso innig lieben wie ich. Einige Monate zuvor hatte sie Lucretius geheiratet, einen durch Gaben des Geistes wie auch durch körperliche Schönheit hervorragenden jungen Mann. Sie hatte mich über alles aufs beste unterrichtet, hatte mir gesagt, was ich bei den ersten Angriffen würde auszuhalten haben, was ich zu tun und zu sagen hätte; kurz, sie hatte es dahingebracht, dass ich auch mit den geringsten Einzelheiten des im Dienste der Venus zu bringenden Opfers Bescheid wusste. Mit beredten Worten hatte sie die Wonnen gepriesen, die uns dabei erwarten – Wonnen, hinter denen, bei meiner Juno! alle anderen Genüsse weit zurückbleiben. So vorbereitet und belehrt, erwartete ich meinen Kameraden, dem ich an Kräften nachstehen mochte,[32] aber an mutigem Entschluss sicherlich nicht nachstand. Wenn ich mich nur nicht so geschämt hätte!


OCTAVIA: Aber wozu sollte das Tüchlein dienen, das deine Mutter dir unter's Kopfkissen gelegt hatte?


TULLIA: Das wirst du gleich sehen.


OCTAVIA: Dass du dich in jener Nacht ganz nackt mit Callias ins Bett legtest, nimmt mich nicht Wunder, denn ich weiss, dass meine Mutter jede Nacht mit meinem Vater nackt zusammen schläft.


TULLIA: Bezähme ein kleines bisschen deine Begierde, alles, was für dich zu wissen freilich von grossem Interesse ist, auf einmal erfahren zu wollen. Du wirst von mir alles hören, aber alles an seinem rechten Ort ... Als meine Mutter hinausgegangen war und Callias sah, dass ich ihm allein auf diesem Turnierplatz der Venus in die Hände gegeben war, warf er so hastig die Kleider ab, dass er an der inneren Bettseite nackt neben mir stand, ehe ich auch nur dachte, dass er schon ausgezogen sein könnte. Das Zimmer war so hell wie am Mittag, da überall eine grosse Anzahl von Wachskerzen brannte. Ich sah einen prächtigen, weissen, von Saft und Kraft strotzenden Körper, und als ich in erheuchelter Scham den Blick senkte, sah ich wie stattlich und prächtig ihm das Glied herabhing, das im selben Augenblick sein Haupt erhob, wie wenn der Diener meiner Wonne aufstände, um mich zu begrüssen und mir die schuldige Ehre zu erweissen. Die Decken, mit denen ich mich im Bette umhüllt hatte, warf er bald zur Seite – denn unsere Vermählung fand zu Anfang des Junimonats statt – und stellte meinen nackten Leib seinen Augen zur Schau. Ich bemühte mich, mit der einen Hand meine Brüste, mit der anderen mein Gärtlein vor ihm zu schützen und sie seinen Blicken zu entziehen; er aber schob meine beiden Hände mit Gewalt zur Seite, griff an meine Brüste und legte seine flache rechte Hand auf die Furche, in die er bald seinen Pflugschar versenken sollte. Gleichzeitig verschlang er mit gierigem, scharfem Blick die Blüte der Schönheiten aller meiner Glieder und bedeckte mit tausend Küssen meine Augen, meinen Mund, meine Wangen, meinen Hals, meine Brüste, meinen Leib. Dann steckte er seinen Mittelfinger in meinen Garten; und dies tat er – er hat es mir später in einer innigen Umschlingung selber zugestanden – um meiner Jungfräulichkeit ganz sicher zu sein;[33] denn er glaubte, mit seinem Finger könnte er sich verlässlicher überzeugen, als es mit seiner langen, dicken Stange möglich sein werde.


OCTAVIA: Wie dieser Mann doch schlau war!


TULLIA: In dieser Beziehung ist ein Mann wie der andere. Sie sind alle gleich neugierig; das hast du selber an deinem Caviceus ja auch erfahren. Dieses Misstrauen können und müssen wir ihnen schon verzeihen. Gewiss fühlt ein keusches, junges Mädchen sich von grosser Freude durchdrungen, wenn sie sieht, dass ihr Blümchen ungepflückt befunden wird, und ebenso durchdringt den Gatten eine selige Freude, wenn er sie so findet; denn, um dir die Wahrheit zu gestehen, liebes Mädchen: echte Jungfrauen, wie du es bist und wie ich in meiner Brautnacht es war, haben stets einen ganz sicheren Beweis ihrer Jungfräulichkeit an jener Stelle, wohin sie gehört. Jene Blume der Schamhaftigkeit, die die Alten hymen oder eugium nannten, ist ein Beweis, dass das Mädchen, das sie besitzt, eine Jungfrau ist. Denn ein Mädchen, dem diese Blüte fehlt, sodass man sie nicht wahrnehmen kann – ein solches Mädchen ist ganz gewiss keine Jungfrau; und wenn sie nicht mit einem Mann zu tun gehabt hatte, so hat ohne allen Zweifel ihre eigene Wollust ihr den Mann ersetzt: diese Jungfrau hat sich selber ihre Jungfernschaft geraubt, hat sich selber Gewalt angetan.


OCTAVIA: Dank deiner Erklärung begreife ich, wie eine Jungfrau sich selbst entjungfert.


TULLIA: Ich habe noch recht viel hierüber zu sagen; aber alles zu seiner Zeit. Als Callias durch seinen tastenden Finger sich überzeugt hatte, dass mein Pförtlein einen so engen Zugang bot, dass ohne Zweifel ein Mann diesen Pfad noch nicht beschritten haben konnte, da stürzte er sich aufs Bett, umarmte mich und spornte mich mit den sanftesten Worten, mit den lieblichsten Scherzen zum Werke der Venus an.


OCTAVIA: Und du, du warst ganz stumm? du warst ein Stück Holz, ein Stein? Du, die du sonst so heiter, so drollig, so geistreich bist?


TULLIA: Die Stelle der Worte vertraten die Seufzer, die sich meinem wogenden Busen entrangen: ich stiess ihn von mir, rief ihn zu mir; ich wich vor ihm zurück, schmiegte mich an ihn an; die Scham drängte meine Wollust zurück und entflammte sie zugleich:
[34]

...und diese verhaltene Wonne

Reizte nur schärfer die Liebeswut ...


Callias merkte, wie ich unwillkürlich in Glut geriet und sagte: ›Nun denn, meine Tullia, so neide mir doch nicht meine Glückseligkeit, die ganz von dir abhängt, ganz auf dir beruht. Lass mich, o meine Gebieterin, deinen holden Garten betreten. Oeffne mir du selber dieses Heim der Venus und des Cupido in deinem Garten! Hier ist der Schlüssel!‹ So sprach er lächelnd und legte dabei meine linke Hand an seine Rute. Er bat mich, ich möchte sie anfassen; ich weigerte mich. ›Was fürchtest du denn‹, sagte er, ›meine Bitten zu erhören, um mir zu Gefallen zu sein? Du bist ja doch ganz mein, und was noch mehr ist, du willst ja ganz die meine sein!‹ – ›Gewiss will ich die Deine sein‹, antwortete ich, ›aber mit solchen Schändlichkeiten will ich mich nicht besudeln, und gerade deshalb nicht, um deines Lobes würdig zu sein. Wenn du mich liebst – was ist denn diese deine Liebe, dass du mich zu beflecken suchst? Solche Liebe von dir sieht mehr nach Hass aus als nach Liebe. Hab Mitleid mit mir! Lass deine Seele von diesen Tränen rühren!‹


OCTAVIA: Du vergössest wirklich Tränen?


TULLIA: Ja, ein paar Tränlein rannen mir aus den Augen. ›Ei, Tullia!‹ rief er, ›wenn du mich liebst, so lass diese ganz unangebrachte Schamhaftigkeit für heute Nacht bei Seite! Du liegst nackt an meiner Seite – und wagst es, mir, der ich ebenfalls nackt bin, mit vielen Worten von deiner Schamhaftigkeit zu reden? Von nun an wirst du niemals keuscher sein, als wenn du in diesem unserem Hochzeitsbett dartust, dass für dich eine Schamhaftigkeit nicht mehr am Platze ist, die deinem Gattinnenberuf und meiner Liebeswonne zuwiderläuft. Denn die Liebeswonne muss dir von nun an Pflicht und Beruf sein. Sei gegen alle anderen kälter als Schnee – das ist mir sehr recht; bei mir aber sei wollüstiger als eine Taube. Was ich also mit vollem Recht von dir verlange, das musst du tun und darüber hinaus freiwillig noch mehr.‹ Unterdessen war ihm auf wunderbare Weise der geile Schwanz gewachsen und klopfte zitternd gegen meinen einen Schenkel an.


OCTAVIA: Ach! ich habe Angst um dich! Ich zittere, wenn ich an die Wunden denke, die du empfangen sollst.


TULLIA: Du redest Unsinn, Possenreisserin! Höre eine ernste Sache ernsthaft an. Das musst du, wenn du bei Sinnen bist!
[35]

OCTAVIA: Hahaha!


TULLIA: Callias sagte kein Wort mehr, sondern drängte den einen Schenkel gleichsam wie einen Keil zwischen meine Schenkel, und bahnte so seinem ganzen Körper eine Bahn zwischen meine Lenden. Er warf sich auf mich und presste seine Brust gegen die meinige. Warum sollte ich es leugnen? als ich plötzlich ein solch ungewohntes Gewicht auf mir fühlte, bekam ich eine heftige Angst. Er aber zügelte mit der einen Hand seinen rasenden Priapus, setzte seine Wurfmaschine gegen mein Pförtchen und führte den Priapskopf in meine jungfräuliche Grotte ein. Einen Augenblick später tat er einen mächtigen Stoss, wie wenn er von oben auf mich herabfiele und drängte sich mit gewaltiger Anstrengung in mich hinein. Trotzdem nützte ihm dies nichts: denn Wall und Mauer meiner Festung waren stark und von grosser Widerstandskraft. Mit dem ersten und zweiten Stoss drang er nicht einmal um eines Nagels Breite in das verschanzte Lager ein; beim dritten und vierten Stoss aber fühlte ich seinen Priapus den Geist aufgeben, schwach und weich werden. Der Geist des Priapus ist natürlich jener Same, das heilige Werkzeug der Fortpflanzung und der Liebeswonne. Wie ein Wasserfall brach er hervor und überströmte in vollem Strome den Eingang meiner Grotte. Es war mehr ein Scharmützel gewesen als ein Gefecht nach allen Regeln der Kunst. Trotzdem verspürte ich infolge der heftigen Stösse einen heftigen Schmerz an jener Stelle, wo wegen der Schwierigkeit des Zuganges der Hebel kräftig angesetzt worden war.


OCTAVIA: Konntest du dich enthalten, in ein lautes Geschrei auszubrechen?


TULLIA: Einen Schrei stiess ich aus und sogar einen ziemlich lauten.


OCTAVIA: Aber als du merktest, dass die Sache schon zu Ende war, als sie kaum begonnen hatte, hast du da ein gehöriges Geschrei erhoben?


TULLIA: Ich erstickte sofort meine Stimme, und im selben Augenblick sprang Callias munter und lachend von mir herunter und streckte seinen Leib an meiner Seite aus. Indem er aber seinen einen Schenkel über meine Lende schlug, gab er seiner strotzenden Rute eine solche Lage, dass sie beinahe bis an meinen Nabel reichte, und indem er unaufhörlich Tropfen um Tropfen hervorquillen[36] liess, benetzte er meinen ganzen Unterleib. Da erinnerte ich mich der Worte meiner Mutter, nahm das Tuch, das sie unter mein Kopfkissen gelegt hatte, und trocknete zuerst meines Callias Rute, hierauf mein Gärtchen und den ganzen Bauch, den er nass gemacht hatte. Und während ich Callias abwischte, küsste er mich und entbrannte zu heftigster Glut und fühlte neuen Drang in sich erwachen. Von dem Saft aber, den er gegen die Wände meiner Scheide gespritzt hatte, war ein grosser Teil auf die Betttücher herabgeflossen und hatte da Flecke gemacht, die ich nicht wegwischen konnte. Ueber diese grosse Ueberschwemmung machte Callias nachher viele Witze, wie auch über mein Jungfernblut, das die Leintücher überall befleckt hatte.


OCTAVIA: Aber du sagtest doch, des Callias Dolch sei nicht tief in dich eingedrungen?


TULLIA: Du möchtest ihn wohl tiefer drin haben? Nun, in mich drang er nachher auch tiefer hinein und aus dieser Wunde strömte die Menge Blut. Nach diesem Scharmützel ruhte Callias sich einen Augenblick aus. Dann sagte er: ›Ich will des Todes sein, liebe Tullia, wenn ich dich nicht mehr liebe als meine Augen, mehr als mein Leben! Nichts Schöneres kann man unter allen Menschen sehen als dich. Bist du Göttin oder Weib? Wie schwellend deine Brüste! Und doch sind sie nicht von übertriebener Grösse: Wie sind sie fest! wie köstlich ist der Zwischenraum, der sie scheidet!‹ Zugleich betastete er sie mit der Hand, dann küsste er die Spitzen, nahm sie in den Mund, knabberte leise mit den Zähnen und sog mit den Lippen daran. Dies reizte mich, mehr als ich's je gedacht hätte, zur Wollust und entflammte mich zu einer Glut, die mich ganz und gar verzehrte. Dann liess er auch seine eine Hand zwischen meinen Schenkeln herabgleiten und spielte mit den Fingern in dem Flaumhaar des Venusberges; bald auch drückte er die Schamlippen mit den Fingern zusammen und zog sie dann wieder auseinander und entzündete mein ganzes Wesen zur höchsten Glut der Sinnenlust. ›Fort!‹ rief ich, ›fort mit deiner brandstifterischen Hand! Lass ab! Was quälst du mich?‹ Er aber war hocherfreut über mein Geständnis, dass ich in Feuer geriete. Er ergriff meine linke Hand und sprach: ›Dir zu Ehren entzünde ich diese Fackel der Venus; den Brand, den sie hervorgerufen hat, wird sie selber löschen.‹ Er befahl mir, die Fackel anzufassen; ich war schon kühner geworden[37] und nahm sie in die Hand; kaum vermochte ich sie mit meinen Fingern zu umspannen. Ich erschrak vor dem harten, steifen, heissen Ding. ›Mit diesem Keil‹, fuhr er fort, ›werde ich deine so enge, so schmale und so fest versperrte Pforte sprengen. Sei guten Mutes, meine Nymphe! Um diese Hoffnung verwirklicht zu sehen, hat deine Mutter dich mir überliefert. Wenn sie zu uns käme und ich dich ihr unberührt und in dem Zustand zurückgäbe, wie ich dich von ihr erhalten habe, so würde sie ihren Eidam der Schlaffheit beschuldigen und sie würde mich nicht zu ihrem Eidam haben wollen, da ich dir nicht hätte Gatte sein können.‹ – ›Ich vermag es nicht auszuhalten‹, versetzte ich; ›du würdest mich töten, wenn du einen so gewichtigen Pflock ganz und gar in meinen Leib hineinschieben wolltest.‹ – ›Sei du selber‹, antwortete er, ›Schiedsrichterin und Leiterin des Kampfes; bohre du selbst mit eigenen Händen diesen Wurfspiess, so tief es geht, in diese reizende Zielscheibe, die Amor selbst und Venus für ihn aufgestellt haben.‹ Er bittet mich, ich möchte den Speer nicht aus meinen Händen entschlüpfen lassen; ich gehorche seinem Befehl. Abermals besteigt er mich; ich setze das Ding an meine Pforte, damit es unter meinen Auspizien verstohlen hineinschlüpfe. Er hatte sich zwischen meine Schenkel geworfen und hob den einen davon hoch empor, indem er ihn mit der Hand stützte. Ich setzte den Spiess an die Oeffnung, und sofort begann er mit grosser Kraft zu stossen. Obgleich die Stösse zum guten Teil ausserordentlich heftig waren, ertrug ich sie doch mit starkem Mut. Mit drei Fingerspitzen hielt ich den Speer unverrücklich fest, damit er nicht von dem rechten Wege abkäme, der in den Garten führte. Bald geriet Callias in immer wildere Aufregung und nun drehte er mit solcher Gewalt den Speer in mich hinein, dass er zwei Zoll tief in meine Scheide eindrang.


OCTAVIA: Hattest du dabei gar keine Schmerzen?


TULLIA: Im Gegenteil: ich hatte Schmerzen, die ich nur mit der äussersten Anstrengung ertragen konnte. ›Du tötest mich, Callias!‹ schrie ich, jammerte ich mit kläglicher Stimme. Dann schrie ich nicht mehr, sondern heulte laut auf. Er liess sich aber dadurch gar nicht rühren. Da zog ich den Speer heraus. Wütend wurde er und warf mir vor: Das sei eine schändliche und unverschämte Frechheit von mir – so drückte er sich wörtlich aus. Dann zwang er mich, den Spiess wieder in die Oeffnung zu stecken, aus der ich[38] ihn herausgezogen hatte. Im selben Augenblick aber fühlte ich einen milchigen Regen, einen sanften Balsam für die Wunde, die er mir zugefügt, aus der Röhre auf meinen Garten niederströmen. Zusammensinkt und schlaff wird das bis dahin so wilde, jetzt machtlose Glied. Mir wird ein kurzer Waffenstillstand bewilligt.


OCTAVIA: Floss jener Regen bis in den innersten Teil deines Gartens hinein?


TULLIA: Gewiss nicht, süsses Mädchen – nicht ein einziges Tröpfchen; dieser Boden wurde erst im allerletzten Augenblick mit dem köstlichen Tau besprengt. Sobald Callias nun heruntergestiegen war, verlangte er, ich solle ihn abtrocknen. Dann beklagte er sich bitterlich über mich. ›Wenn du mich liebtest, Tullia‹, so sprach er, ›du würdest mir Unglücklichem, der ich vor Liebe zu dir brenne, nicht die wirklichen Früchte deiner Liebe vorenthalten.‹ – ›Ich liebe dich‹, antwortete ich, ›ich liebe dich über alle Massen. Aber was soll ich denn tun, ich Aermste, in diesem verstümmelten Zustand?‹ – ›Weisst du denn nicht‹, fuhr er fort, ›dass jener Teil deines Körpers nicht mehr dir gehört, sondern nach vollem, unzweifelhaftem Rechte mein ist? Was hinderst du mich denn, über mein Eigentum frei zu verfügen? Schickt es sich für eine in den schönen Wissenschaften erzogene Frau, wie du, meine Gattin, meine süsse Wonne, es bist – schickt es sich für eine solche Frau, ihre Pflicht so nachlässig zu erfüllen? Denn deine Pflicht ist es, mir die Gaben der Venus nicht streitig zu machen.‹ – ›Ach, Callias!‹ antwortete ich, ›wenn du nur wüsstest, wie arg jener Schmerz ist, den du mir zufügst – du würdest Mitleid haben mit deiner Tullia, wenn du sie liebst!‹ – ›Dieser Schmerz ist Ehre und Zier für dich!‹ rief er aus; ›je heftiger dieser Schmerz hervortritt, um so ehrenvoller stehst du da. Aber dieser Schmerz wird nicht ewig währen; ewig dagegen wird die Wonne sein, die in Zukunft dich aufs höchste beseligt. Ferner wirst du des Fehls schuldig befunden werden, eine so grosse Menge keimfähigen Samens nicht in deine Furche empfangen zu haben, durch den ich ja doch hätte Vater werden können. Das ist ein Verbrechen, glaube mir's, das allerschändlichste Verbrechen: du selber tötest deine und meine Kinder, ehe sie noch geboren sind, du raubst ihnen die Seele, ehe sie sie noch haben; dein Mangel an Standhaftigkeit ist verbrecherisch, ist geradezu schändlich.‹ Hierauf antwortete ich: ›Ich will nicht mit dir, süssester Gatte, über diese[39] Frage streiten. Ich bekenne mich schuldig – verzeih mir! Zukünftig wirst du ein gehorsames Weib haben; allen Schmerz werde ich mit unbeweglicher Seele und mit unbeweglichem Leibe ertragen, um dir angenehm zu sein.‹ – ›Aber wirklich, mein Püppchen‹, sagte er, ›woher nimmst du nur den Mut, dir einzubilden, du könntest dem Schicksal entgehen, das alle Frauen, seien sie welches Standes immer, täglich ertragen müssen! Und dabei sind noch viele von ihnen, wenn sie die Ehe eingehen, viel jünger als du. Nein, von dieser Dienstpflicht kann dich nichts befreien! Du bist belesen in der griechischen und lateinischen Literatur und du hast dich, als wärest du eine Unwissende, eine dumme Gans!‹ ... Da rief ich lachend: ›So steh denn du mir bei, Göttin Pertunda!1 Befiehl mir, lieber Callias, was ich tun soll, und ich werde die gefällige Dienstmagd deiner Wollust sein und will's mit tapferem Herzen sein. Aber ich sehe schon, wenn Pertunda ihres Amtes waltet, werde ich bald zerquetscht sein.‹ Hierüber lachte Callias so laut, dass im Nebenzimmer meine Pomponia das Gelächter hörte. Nachdem aber sein Lachen sich gelegt hatte, sagte er: ›Jetzt bereite dich auf den nächsten Versuch vor! Mein Glied hat eine wahnsinnige Lust auf dich bekommen. Wenn ich mich auf deine geliebte Brust stürze, dann umschlinge mich mit deinen Armen, und nichts darf deine Umschlingung lösen! Tu alles, was ich dir befehle, wenn du willst, das ich dein Gatte sei; tu alles, um was ich dich bitte und anflehe, wenn du willst, dass ich dein Liebhaber sei. Also auf! Hebe die Schenkel empor, so hoch du kannst, bis deine niedlichen Füsschen mit den Fersen deine so glatten Hinterbacken berühren.‹ Ich versprach ihm, dies zu tun.


OCTAVIA: Und hast du dein Versprechen gehalten?


TULLIA: ›Sei nur getrost‹, fuhr Callias fort, ›für dich würde ich auch den Tod bestehen – und deine Weichlichkeit will sich meiner Liebe widersetzen? In diesem Widerstreit musst du mir deine Liebe bezeugen. Du kannst es so leicht und darum musst du es auch.‹ – ›Lieber wollte ich‹, so antwortete ich, ›den Zorn der Venus auf mich nehmen als den deinigen.‹ Er verschloss mir den Mund mit Küssen und schwang sich behende wieder auf mich hinauf. Ich hebe nun die Schenkel so hoch wie möglich, und umklammere ihn[40] so eng wie möglich. Er bringt seine Fackel an die Pforte des Tempels, schiebt mit den Fingern die Schamlippen zur Seite, steckt die Spitze hinein, legt sich dann mit aller Macht auf mich und stösst die Lanze in jenen halboffen stehenden Teil meines Leibes hinein. Gleich bei den ersten Stössen stak der Dolch drin: ich fühlte nämlich, dass er viel tiefer in mich eingedrungen war als vorher. Mir war's, als würde ich auseinander gespalten, und ich brach in ein langes Jammergeschrei aus, während Tränenströme mir aus den Augen stürzten. Einen Augenblick hielt Callias inne, indem er sagte: ›Ich bewillige dir einen kleinen Aufschub, liebe Tullia; ich habe jetzt schon ungefähr den halben Weg zurückgelegt; sieh selber!‹ Mit diesen Worten führte er meine Hand an jene Stelle und sagte, ich möchte mich selber überzeugen, ob er löge; der letzte Teil des Hindernisses könnte fast ohne Mühe durchbrochen werden, wenn ich mich zur Mitwirkung bequemen wollte ... Ungefähr die Hälfte des Gliedes war noch draussen, aber allerdings gerade der dickste Teil. Er gab mir nun vibrierende Zungenküsse und zugleich mit der Lanze den Todesstoss. Ich jammere, ich schreie, Tränenbäche schiessen mir aus den Augen hervor und ich rufe: ›Weh mir! du tötest mich! mildere doch wenigstens ein kleines bisschen diese furchtbaren, wilden Stösse!‹ Dabei hielt ich ihn aber immer innig umklammert und liess auch meine Schenkel in derselben Lage. Durch diese Stellung meines Körpers erleichterte ich dem Stürmenden das Eindringen. Endlich gelang es dem Feinde, mit einer letzten Anstrengung in seiner ganzen Grösse in meine Schanze hineinzugelangen – aber das war auch ein Stoss, wie ich ihn bis dahin noch nicht erlebt hatte. Das Bett krachte bei diesem Ansturm, dass die im Nebenzimmer Anwesenden glaubten, es wäre in Stücke gegangen. Da stiess ich ein Geheul aus, wie jemand, dem die Eingeweide mit einer Lanzenspitze durchbohrt werden. ›Mein ist‹, rief er, ›das keuscheste Weib, das einst die keuscheste Jungfrau war! Uebrigens hast du jetzt nichts mehr zu befürchten: offen steht dir und mir der Weg, auf dem wir beide in das Reich der Wollust wandeln können.‹ Mit diesen Worten begann er sich auf und ab zu bewegen, und es tat auch wirklich nicht mehr weh – wenigstens nicht so, dass ich hätte schreien müssen. Einen Augenblick darauf fühlte er den Höhepunkt der Wollust sich nahen und sagte: ›Tullia, bald werde ich das Innerste deines Gartens mit[41] dem Venussaft betauen; ich gebe dir einen Kuss, wenn die Flut beginnt.‹ Kaum hatte er dies gesagt, so gab er mir den Kuss und ich fühlte mich tief unter dem Herzen von. einer reichlichen Menge heissen Blutes überströmt; aber abgesehen von einem leichten Kitzeln fühlte ich dabei überhaupt keinen Genuss. Er dagegen gab durch stürmische Küsse, durch Bewegungen, durch abgerissenes Stammeln kund, dass er von der höchsten Wollust durchdrungen war, die er an jener Stelle gefunden hatte, bis zu der er sein lüsternes Glied hineingeschoben hatte. Als nun das Werk vollbracht war, stieg er doch nicht gleich aus dem Sattel, sondern sagte: ›Jetzt will ich meinen Lohn für die aufgewandten Kosten haben, liebe Tullia, meine süsseste Tullia! Da ich jetzt die Burg deiner Schamhaftigkeit besetzt halte, so will ich's nach Siegerart machen!‹ – ›Wie machen's denn die Sieger?‹ fragte ich ihn; ›sag mir's doch, bitte, bitte, lieber Callias. Du hast mich besiegt und ich bin in deiner Gewalt. Ich will dir als deine Sklavin dienen, wenn du's verlangst; ich will dich hoch in Ehren halten, wenn du mir die Freiheit schenkst!‹ – ›Die Burg, deren Einnahme mir soviel Mühe und Blutvergiessen gekostet hat, werde ich nicht so schnell wieder räumen, wie du dachtest. Du sollst wissen und merken, dass ich der Sieger bin, und deine erbrochene und halbeingerissene Schanze soll die Herrschaft meines siegreichen Gliedes anerkennen.‹ – ›Gewiss!‹ antwortete ich, ›eingerissen und erbärmlich zerfetzt ist sie. Was für eine weite Grotte hast du aus diesem kleinen Löchlein gemacht! O, ich Arme – ich fühle, dass es jetzt bei mir so weit offen steht wie eine Flügeltür.‹ – ›Nun‹, sagte er, ›je weniger weit du wärest, desto mehr hätte ich zu leiden.‹ Nach diesen Worten fühlte ich in meinem Leibe sein Glied anschwellen, das, nachdem es den Saft ausgespritzt hatte, kurz vorher mir noch schlaff und welk und winzig klein vorgekommen war. Er heisst mich guten Mutes sein und fragt mich, wie es mir gehe; ich antworte, von den Schmerzen sei nichts mehr zu spüren, worauf er sagt, das freue ihn ausserordentlich, und mir einen Kuss aufdrückt. ›Aber‹, fuhr er fort, ›hast du denn auch deinen Anteil an meiner Wollust gehabt?‹ – ›Nicht den geringsten‹, antwortete ich; ›welchen Geschmack von Wonne hätte ich denn auch bei dieser wilden Vergewaltigung durch dich haben können?!‹ – ›Du wirst bald anders reden, Tullia, und wirst gestehen, dass es für uns Menschen nichts[42] Süsseres gibt als die Liebe. Aber sei so gut und tu auch ein bisschen für mich: Wenn ich mein Gesäss abwärts bewege, so stosse. mit dem deinigen nach oben und bewege es, so heftig du nur irgend kannst! Willst du das? Du kannst es sicherlich und besser als irgend ein anderes junges Mädchen – du mit deinem frischen, starken, kräftigen Körper!‹ Ich verweigere es ihm, indem ich sage, ich wisse nicht, wie diese Bewegung gemacht werde, die mir so völlig ungewohnt sei. Er aber befiehlt mir, ich solle den Rumpf vorstossen. Ich tu's. Dann lässt er mich dasselbe mit einem heftigen Stoss wiederholen. Ich gehorche. Kurz und gut, er machte meine Hinterbacken beweglicher als seine eigenen waren; und als er sah, dass ich die Sache hinlänglich verstanden, bat er mich, ich möchte auch meine Lenden nicht schonen. Er stösst heftig; ich stosse noch heftiger zurück. Mit meinen Stössen von unten her dränge ich mich ihm entgegen; er bearbeitete mich mit aller Kraft und so vergalt ich ihm ebenfalls mit aller Kraft die Stosse, die er auf mich führte. Ich rutschte hin und her, er bewegte die Hinterbacken, und während wir so ineinander verschlungen arbeiteten, schien es, als sollte davon unser Bett in Stücke gehen; denn es krachte so laut, dass man den Lärm auf eine weite Entfernung hörte. ›Meine Seele, meine Venus‹, flüsterte Callias, ›wie glücklich machst du mich! Welcher Mann ist seliger als ich! Ach, ach! meine Seele, es fliesst mir – es kommt die süsseste Wonne!‹ – ›Ich fühls‹, rief ich, ›ach, ach, ach! Was ist denn das, was ich fühle, mein süsser Callias?‹


OCTAVIA: Du machst mich tot mit deiner Erzählung! In der Erwartung solcher Wonne sterbe ich!


TULLIA: Enger umschlang mich Callias; in meine Scheide stiess er mit solcher Gewalt den glühenden Schwanz hinein, dass es wahrhaftig aussah, wie wenn er selber ganz und gar in meinen Leib hineinfahren wollte: da strömte in mich hinein ein köstlicher Regen, und zugleich fühlte ich auch mich zerfliessen, aber mit so unglaublich grosser Wollust, dass ich in meiner Liebesraserei Anstand und Scham so ganz und gar vergass, dass ich selber mit unermüdlichen Stössen von unten auf meinen Callias anfeuerte und ihn bat, er möge schneller machen. Dann lösten sich unsere Glieder, und wir beide sanken zu gleicher Zeit kraftlos hin. Und ich glaube, wenn Venus selbst bei uns als Kampfrichterin ihres Amtes gewaltet hätte,[43] sie wäre im Zweifel gewesen, wem von uns sie den Lorbeer hätte reichen sollen. Kaum hatten wir wieder etwas Atem geschöpft, der bei der langen Dauer des Kampfes, bei diesem, Doppelritt beinahe ganz uns ausgegangen war, da hörten wir, wie der Schlüssel ins Loch geschoben wurde und die Tür sich öffnete, und zugleich stürzten meine Mutter und Pomponia fröhlich ins Schlafgemach; hinter sich schlössen sie zu, damit niemand mit ihnen eintrete, und schoben den Riegel vor.


OCTAVIA: Aber wohl nicht solchen Riegel, wie der war, womit Callias deine Tür gesperrt hatte. Hm, hm, hm. Und sollten nicht etwa deine Mutter und Pomponia sich untereinander gelegt haben, um ein Stück von diesem Riegel zu erwischen? Hm, hm, hm!


TULLIA: Du machst noch Witze? Warte nur, binnen wenigen Stunden wirst du an deiner Tür einen zweipfündigen Riegel spüren!


OCTAVIA:


Est hic, est animus fiili contemptor, et illum

Qui cuno bene credat emi, quo tendit amorem.


So hast du selber diese beiden Virgilischen Verse travestirt. Gewiss werde ich mein Bestes hergeben als Preis für die Liebe des Caviceus und für solche Wonnen. Fahre in deiner Erzählung fort.


TULLIA: Geschwind zog ich die Decken herauf, die Callias gleich zu Anfang über das Fassende des Bettes zurückgeschoben hatte, und bedeckte damit des Callias Körper und den meinigen, damit nicht die Augen meiner Mutter durch den Anblick beleidigt würden; um die Pomponia bekümmerte ich mich weniger, denn diese kannte mich so gut, wie ich dich kenne. Meine Mutter lief auf Callias zu, umarmte ihn und rief: ›Mein Sohn, hast du wacker gefochten? Dass du Sieger geblieben bist, hat mir das Geschrei meiner Tullia bezeugt; ich wünsche dir zu deinem Siege Glück, dir und auch der Tullia. Wenn du nicht gesiegt hättest, wäre sie Braut und zugleich Witwe.‹ – Pomponia aber schlang ihre Arme um mich, küsste mich und überströmte mit ihren Tränen meine Wange. ›Wie fürchterlich hat dieser Henker dich hergerichtet!‹ flüsterte sie leise; ›als ich dich so schreien hörte, Schwesterchen, habe ich die rücksichtslose Geilheit dieses Taugenichts verflucht. Aber wie geht es dir?‹ – ›Ausgezeichnet‹, antwortete ich; ›wenn auch der Weg sehr schwierig war, bin ich doch endlich zu dem ersehnten Genuss gelangt. Durch Todesängste und -schmerzen hindurch bin ich der[44] vollen und höchsten Freuden des Lebens teilhaftig geworden.‹ – ›Bist du jetzt Frau?‹ fuhr sie fort. – ›Gewiss bin ich es, und wenn ich mir die Wonnen überdenke, die ich gleich das erste Mal genossen, nachdem meiner Jungfernschaft ein Ende gemacht ist, so bin ich erstaunt, dass man so viel Glück fast umsonst erkaufen kann. Von nun an möchte ich lieber, der Tag hätte kein Sonnenlicht, als dass die Nacht ohne die Werke der Venus wäre.‹ – ›Gut, ganz ausgezeichnet!‹ sagte sie; ›gewiss, die Frau, die nicht in ihrer Jugend die Gaben der Venus geniesst, die hat, glaube ich, ihr lebelang von ihrem Leben keinen Genuss.‹ Und damit lief sie auf Callias zu, gab ihm einen Kuss und nannte ihn ihren Kaiser, unter dessen Fahnen Venus einen so schnellen Sieg über eine so reine, so kampfbereite Jungfrau erfochten, nachdem sie die Feinde Eugium,2 Nympha und Hymen erschlagen. Wie du weisse, ist Pomponia in der klassischen Literatur sehr bewandert. Meine Mutter reichte hierauf dem Callias in einem ziemlich grossen Becher gewürzten Wein zu trinken, indem sie sprach: ›Dies wird dir das Herz erfrischen und dir neue Kräfte geben, mein Sohn. Aber wenn ich dir raten darf, so gönnst du dir ein wenig Ruhe. Du hast heute Nacht Ruhmes genug errungen, indem du der Jungfernschaft meiner Tullia den Todesstoss gegeben hast.‹ Mir aber gab sie drei gezuckerte Nüsse zu essen, die sie mitgebracht hatte, und flüsterte mir ins Ohr, ich solle meinen Gatten dahin bringen, dass er sich und mir ein paar Stunden Ruhe gönnen möge. So kräftig er auch sei, so brauche er nach einer solchen Anstrengung doch Schlaf und Ruhe. Hierauf gingen sie beide. Pomponia wünschte beim Abschiednehmen meinem Callias neuen Mut und neue Glut, mir aber Lust und Liebe zum Dinge und unbesiegbare Standhaftigkeit. Während nun meine Mutter und Pomponia sprachen und meine Mutter die Betttücher und Decken in Ordnung brachte, streckte Callias von unten her die Hand nach mir aus und liess sie über meine Brüste, meinen Leib und das ganze Schlachtfeld der Venus schweifen, auf dem er so tapfer gekämpft hatte. Augenblicklich erwachten seine Kräfte von neuem, und er rief Pomponia zurück, die gerade schon hinausgehen wollte: ›Ich will, Schwesterchen‹, sagte er, ›dass du selber Zeugin seiest, wie fürchterlich ich meine[45] Königin behandle, deine Schwester – ich Taugenichts, der ich bin!‹ Damit sprang er vor ihren Augen auf mich hinauf und bohrte seine Riesenlanze in meine blutige Scheide hinein. In neuem Schmerz brannten die Wunden, die er mir gestossen und in grimmigster Pein mich windend, stiess ich ein lautes Stöhnen aus. Und ich rief: ›Ach, meine liebste Pomponia, komm mir zu Hilfe, komm schnell!‹ Aber sofort liefen Pomponia und meine Mutter laut auflachend aus dem Zimmer. Nach etlichen, allerdings sehr heftigen Stössen, verschwand jeglicher Schmerz und es folgte ein so scharfes Jucken, wie ich niemals für möglich gehalten hätte. Ich ahme die Bewegungen meines Callias nach und drehe die Hinterbacken hin und her. Für diese Bewegungen, die ich ganz aus freiem Antrieb machte, dankte er mir mit einem zärtlichen Kuss, wie wenn ich ihm den angenehmsten Liebesdienst erwiesen hätte. Dieser Ritt dauerte ein wenig länger als die anderen. Endlich fühlte ich mich im tiefsten Innern der Scheide mit Samen überströmt, und zugleich loste sich in meinem eignen Leibe ein unbekanntes Etwas, wovon ich mit wonnigstem Jucken gekitzelt wurde. Und alle meine Sinne fühlten, eine grössere und süssere Wonne könnte es nicht geben. Als die Sache zu Ende war, zog Callias aus meiner Muschel sein Glied heraus, das bereits ruhmlos den Kopf hängen liess. Ich wollte es mit dem Tuch abtrocknen, Callias aber sagte: ›Das ist nicht nötig, mein Aal ist so trocken und rein, wie wenn er gar nicht in diesem Wonneteich herumgeschwommen wäre.‹ Zugleich fasste er mit der Hand an meine Grotte und steckte den Mittelfinger ganz tief hinein; er fand die Scheide trocken, ohne ein Tröpflein Saft. Da rief er: ›Mögen die Götter uns hold sein! Diesmal, geliebte Seele, hat ohne Zweifel dein Schoss empfangen! Deine Gebärmutter, die mir meine Kinder bringen soll, hat meinen und deinen Samen ganz und gar eingesaugt. Gestehe es, geliebtes Herz: schien dir nicht, als du empfingst, die Wonne grösser zu sein als alle Wonnen, von denen du jemals in deinem ganzen Leben überströmt worden bist?‹ – ›Ich gestehe es‹, antwortete ich; ›was mich aber vor allen Dingen mit dem höchsten Reiz des Genusses kitzelte, das war der Gedanke, dass ich ihn von dir hätte, dass aus deinem Leibe in den meinigen jene Wonnen flössen, und dieser Gedanke, schon erhob mich auf den Gipfel des Glücks.‹ Er küsste mich auf den Mund und sagte dann: ›Ruhe jetzt ein wenig, geliebte Tullia,[46] bis ich zu neuen Minnekämpfen dich auffordere und mit neuen Wonnen deinen Kahn belade.‹ Wir waren beide müde und ein freundlicher Schlummer umfing uns, hielt uns drei Stunden hintereinander in seinen Armen und gab uns neue Kraft. Als Callias erwachte, bedeckte er mich mit vielen Küssen, vermochte mich aber doch nicht dem Schlummer zu entreissen – so bleiern lastete auf mir die Mattigkeit. Abermals schob er die Decken ans Fussende des Bettes zurück. Da lag ich vor ihm ausgestreckt, die Schenkel geöffnet und bot seinen Blicken den Zirkus zur Schau, den er schon fünfmal mit heissen Achsen durchmessen hatte. Er betrachtete die Anmut meines Leibes – denn die Kerzen waren noch nicht heruntergebrannt – und sah lachend die Fugen meines Schiffchens klaffen. Von diesem Schauspiel entflammt, stürzte er sich plötzlich auf mich und stiess sein strotzendes Glied tief in meine Scham hinein. Ermuntert schlug ich die Augen auf. – ›Das ist recht!‹ rief er, ›du lebst, teure Gattin! ich fürchtete schon, es mit einer Toten zu tun zu haben, wie man von Periander, dem Tyrannen von Korinth, erzählt.‹ – ›Du wirst schon fühlen, dass ich lebendig bin!‹ versetzte ich. – ›Lass mich's nur fühlen, du kannst mir keinen grösseren Gefallen tun‹, ruft er, indem er mir einen Kuss gibt.


OCTAVIA: Was tatest du denn, um ihn fühlen zu lassen, dass du lebtest? Ich kann mir freilich schon so ziemlich denken, was du gemacht haben wirst!


TULLIA: Was hab ich denn wohl deiner Meinung nach getan?


OCTAVIA: Du hast dich so heftig wie möglich unter ihm hin- und her bewegt.


TULLIA: Du hast's gesagt! Das Gesäss hoch in die Luft erhebend, antwortete ich mit unaufhörlichen Stössen so geschickt auf die Stösse des Callias, dass ich jedesmal von unten herauf stiess, wenn er von oben den Riegel in meine Tür hineinstiess. Wie ein Ringerpaar waren sein Glied und mein Glied, sein Schambein und mein Schambein verschlungen, und hätte Callias einen Samenquell gehabt, der bis oben an seinen Scheitel angefüllt gewesen wäre, ich hätte trotzdem den letzten Tropfen aus ihm herausgesogen.


OCTAVIA: Dauerte dieser Ringkampf lange?


TULLIA: Wenn du ihn nach der Uhr messen willst, drei Viertelstunden; nach der Wonne gemessen aber zwei Jahrhunderte.
[47]

OCTAVIA: Möchten solche Jahrhunderte der Wonne mir oft zu teil werden!


TULLIA: Nur Dank solchen Jahrhunderten vermögen gewiss alle Geschlechter lebender Wesen ihre Ewigkeit zu ertragen. Von dieser heftigen Aufregung ermüdet, vermochte ich die Anstrengung nicht länger zu ertragen und rief: ›Ich erkläre mich für besiegt! Lass mich ein klein wenig Atem schöpfen!‹ – ›Du ergibst dich? Du legst die Waffen nieder, Tullia? O, wie bist du träge! Auf! Mut!‹ – ›Ich bitte um Frieden‹, antworte ich, ›oder wenigstens um einen kurzen Waffenstillstand. An Kraft der Glieder bist du stärker als ich, aber nicht an Mut – das glaube mir!‹ Als ich so sprach, da


›bohrt mit gewaltiger Kraft er die Lanze tief in den Leib mir.‹


Mit befruchtendem Tau erfüllt er meine Scheide, und auch mir bricht der weisse Saft aus. Vor übergrosser Wollust schwanden uns beiden die Sinne, und innig umschlungen sanken wir ohnmächtig hin.


OCTAVIA: Und du verspürtest keinen Schmerz mehr in jener Gegend, wo der innere Krieg gewütet hatte? Meine Frage ist vielleicht etwas zu neugierig – aber wie ich in der Hoffnung auf die Freuden der Venus erglühe, so bekümmert mich zugleich die Furcht vor dem Schmerz. Ich


›hange und bange in schwebender Pein ...‹


TULLIA: Schweig, Närrin! Der Schmerz ist nichts im Vergleich zur Wonne!


OCTAVIA: Ich will dir ja gerne glauben, und wie vom brennenden Feuer juckt mir das Ding.


TULLIA: Da kratze dich doch einstweilen! Oder ich will dich kratzen – wer sollte dagegen etwas einzuwenden haben?


OCTAVIA: Mit deinen Schilderungen hast du mich ganz und gar in Flammen gesetzt. Ach, ach! Was machst du da? Ich werde ja rasend! Zieh den buhlerischen Finger zurück, ich bitte dich, liebste Schwester! ... Wie ging es dir denn in jener Nacht bis zum Morgen weiter mit deinem Callias?


TULLIA: Endlich fiel er zwei Stunden lang in den festesten Schlaf; ich aber konnte nicht einschlafen, so gerne ich's auch gewollt hätte. Die Kerzen brannten noch; da kam es mir in den Sinn, die Fenster zu öffnen, die auf den Garten hinausgingen. Nackt wie ich war,[48] stand ich auf und öffnete sie, ohne dass Callias erwachte. Ich löschte die Lichter aus, und da ich das Bedürfnis verspürte, mein. Wasser zu lassen, so nahm ich den Topf in meine beiden Hände und hielt ihn mir unter die Ritze. Der ausfliessende Harn brannte mich und verursachte mir einen stechenden Schmerz, den ich kaum auszuhalten vermochte. Ich stiess daher einen Seufzer aus und von meinem Stöhnen erwachte Callias aus dem Schlaf. Er sah mich, rührte sich aber nicht und blickte mich nur mit scharfem Auge an, sodass ich nicht bemerkte, dass er erwacht war.


OCTAVIA: Was du da erzählst, klingt wunderbar! Das Wasserlassen tat dir weh?


TULLIA: Callias hatte mich dermassen verkeilt, dass das innere Loch, das zur höchsten Seligkeit führt, wenigstens um eines Zolls Breite gespalten war, und dass an der Stelle meiner zerstampften und entblätterten Blume und meiner gepflückten Knospe drinnen nur noch furchtbare Wunden waren. Der Schmerz, den der heisse Harn meiner Scheide verursachte, war so brennend, wie wenn du eine Wunde, die du dir zufällig mit dem Messer zugefügt hast, mit Salz einriebest, das da mit Essig befeuchtet hättest. Der Harn trat nur stossweise aus, nicht in einem ununterbrochenen Strahl. Während ich nun bald das herausdrängende Wasser zurückhielt, bald es schiessen liess, redete Callias mich plötzlich an: ›Tuts denn weh, liebe Tullia?‹ – Von Scham ergriffen stellte ich schnell den Topf hin und sagte: ›Ich glaubte, du schliefest; verzeih mir, mein Herz, diese Unvorsichtigkeit und Unanständigkeit! Ich schäme mich, mit einem so hässlichen Anblick deine Augen beleidigt zu haben. Wie? – du hast mich in meiner Unterhaltung mit diesem Nachttopf gesehen?‹ – ›Was du unanständig nennst‹, antwortete er, ›kann nicht unanständig sein, da es eine Notdurft ist!‹ Endlich legte ich mich wieder zu Bett, nachdem ich mit sorglicher Hand vermittels des Tüchleins meine Schamteile abgetrocknet hatte. Callias schloss mich in seine Arme und umklammerte mich mit den Schenkeln. Er bedeckte meinen Mund mit Küssen und tätschelte dabei mit beiden Händen sanft meine Hinterbacken. Er bat mich, ich möchte selber seine Lanze in die Hand nehmen und sie zu neuem Kampf anfeuern; damit würde ich ihm einen grossen Dienst erweisen. Ich weigerte mich denn auch nicht. Sofort schwoll das Glied zwischen meinen Fingern an, und Callias setzte[49] das heisse, steife Ding an meinen Nabel an und bohrte es mehrere Male hinein. ›Wie?‹ rief ich, ›bist du denn so wild, dass du mit deiner Lanze mitten durch meinen Leib hindurch dir einen Weg zur Wollust bahnen willst? Soll ich denn mehr Löcher haben als das Fass der Danaiden?‹ Callias lachte hierüber und da ich halb auf der Seite lag, so legte er seine Hand unter mein linkes Bein und hob dieses über seine rechte Seite. Dazu sagte er: ›Jetzt will ich dich eine neue Stellung lehren, halb auf dem Rücken und halb auf der Seite liegend.‹ Er setzte den Riegel an mein Gartenpförtlein an und schob ihn mit einem Stoss hinein. Da er aber nicht ganz eindrang, so sagte er: ›Du bist noch ungeübt in diesem Geschäft, liebe Tullia, erlaube, dass ich dich's lehre!‹ Ich antwortete, ich könnte diese Kunst von Niemandem besser lernen, er möchte nur fortfahren, er würde an mir eine gelehrige Schülerin haben. Er sagte mir darauf, ich möchte meinen Venusberg ganz dicht an den seinigen heranpressen, sodass meine Kleine seinem Dicken den Kopf küsste; so würde er ganz leicht bis in die Tiefe dringen, wenn ich nur das Bein, das ich über seine rechte Seite gelegt hätte, so hoch wie möglich emporhöbe. Ich tat nach seinem Befehl und mit einem einzigen Stoss brachte er seine ganze Rute bis an die Eier in meine Scheide hinein.


OCTAVIA: Und es tat gar nicht weh?


TULLIA: Seine schnell auf einander folgenden Stösse benahmen mir jedes Schmerzgefühl. Er wünschte, ich möchte ihm leise den Sack streicheln; ganz sanft führte er meine Hand an seine Testikeln und mit den Fingerspitzen drückte ich sie ihm beide; und sofort floss sein Same in kräftigem Strahl in den Kielraum meines Schilfes, sodass auch mir vor Wollust das Wasser übertrat. Und so gewährten wir uns gegenseitig und gleichzeitig die höchste Wonne. Wahrend wir uns diesen Spielen hingaben, war es bereits heller Tag geworden, und meine Mutter hatte versprochen, uns gleich am frühen Morgen zu besuchen. Während wir nun, eng ineinander geschlungen, von allem möglichen plauderten, hörten wir die Stimme eines Menschen, der sich unserer Tür näherte. ›Mag kommen, was will‹, rief Callias, ›nichts soll mich verhindern, in deinen Umarmungen meine Wollust zu sättigen. Ich habe fest beschlossen, meine süsse Wonne, dass dein Rösslein‹ – hiermit zeigte er auf meine Scham – ›siebenmal geritten werden solle. Sechs Ritte habe ich bereits[50] vollbracht, der siebente fehlt noch, der mich ganz satt machen soll.‹ Als er nun merkte, dass meine Mutter ganz dicht an der Tür war, stieg er wieder auf mich hinauf; und gerade als sie den Schlüssel ins Schlüsselloch schob, rief er: ›Auch ich stecke meinen Schlüssel in dein Schloss.‹ Er fing an hin und her zu rutschen und bat mich, auch ich möchte recht schnell mein Gesäss bewegen. Meine Mutter, die inzwischen eingetreten ist, sieht das Bett erzittern; ich aber stosse schamerfüllt Wehklagen und tiefe Seufzer aus. ›Was sehe ich denn da, mein Kind?‹ ruft sie. ›War denn die ganze lange Nacht nicht genug für dich? Und war sie auch dir nicht genug, Callias, um meine Tochter zu geniessen?‹ – ›Verzeih mir's, Mutter‹, antwortete ich, ›lieber wollte ich tot sein als von dir in solcher Schmach gesehen werden!‹ – ›Ich arbeite an meiner Tullia Glück in Tullia selber‹, rief Callias. Und damit stiess er nur noch wilder zu. ›Kind‹, sagte da meine Mutter, ›du musst deinem Gatten gehorchen und besonders darfst du dich nicht schämen, ihm in dem gehorsam zu sein, was den wichtigsten Teil der Pflichten einer Gattin ausmacht. Ich gehe, komme aber gleich wieder; inzwischen vertreibt euch nur munter miteinander die Zeit.‹ Meine Mutter ging hinaus und nun sagte Callias mir, ich möchte seine Stösse durch möglichst schnelle und zahlreiche Gegenstösse erwidern. Ich begann das Gesäss hin und her zu werfen und mich auf und ab zu bewegen, indem ich mich nach seinen Bewegungen des Zurückziehens und Vorstossens richtete. Er lobte meinen Eifer und bewunderte meine Gewandtheit. ›Ich aber möchte‹, sagte ich, ›dass du meine Liebe zu dir lobtest, die mich durch diese von dir befohlenen Körperverdrehungen entehrt. Lobe meinen Gehorsam, der sich auch in so schmachvollen Dingen zeigt! Aber ach, Callias, ach – auch mir fliessen alle Adern über vor Wollust: beeile dich mit deinem Werk!‹ Er müht sich noch eifriger an seiner Arbeit:


Immer wieder reitet er hin und reitet zurücke.


Aber wie wenn die Quelle in ihm versiegt wäre – aus seinem Brunnenröhrlein kam kein Tropfen mehr hervor. Mich küssend und zwickend trieb er mich an, ich solle ihm helfen, schnell fertig zu werden, und solle in möglichst schnellem Ritt ihn zum ersehnten Ziel der Venusfreude tragen. Ich stosse und stosse und infolge meiner vielen Stösse überschwemmt mich mein Liebessaft; er aber gelangte erst lange nach mir ans Ziel ... Nachdem er nun, in[51] meinen Armen liegend, die müden Glieder etwas ausgeruht hatte, stand er aus dem Bette auf, rief seine Diener und kleidete sich an. Dann gab er mir einen Kuss und bat mich um Verzeihung für seine Trägheit. ›Verzeih mir‹, sprach er, ›diese weichliche Schlaffheit, dass ich in dieser schönen Rennbahn nur so wenige Ritte gemacht habe.‹ Gerade als er dieses sprach, kam meine Mutter zurück und mit ihr, freudiger von mir begrüsst als der liebe Sonnenschein, meine Pomponia, mein anderes Augenlicht. Jede von ihnen trug eine Tasse mit Brühe, in die das Gelbe von mehreren Eiern gerührt war. Meine Mutter reichte ihre Tasse dem Callias, Pomponia die ihrige mir: ich trank meine Brühe mit Vergnügen, Callias aber sagte, er brauche keine; indessen nahm er sie doch. Hierauf sagte meine Mutter mir, ich müsse mich ausruhen; ›denn ich weiss‹, sagte sie, ›du hast heute Nacht einen so gewaltigen Ritt gemacht, dass du krank werden könntest, wenn du deinen zarten Körper nicht sorgsam pflegtest.‹ Wir sind im ganzen sieben Meilen geritten', rief Callias dazwischen; ›und dass sie müde ist, ist höchst wahrscheinlich, denn sie hat mich auf der ganzen Reise mit der grössten Schnelligkeit befördert.‹ – ›Hierüber sprechen wir nachher‹, bemerkte Pomponia, ›du aber stärke unterdessen durch Ruhe und Schlaf die Glieder, die du durch die nächtliche Arbeit ermüdet hast!‹


OCTAVIA: Ich sehe, liebe Schwester, in deiner Schilderung ein Gemälde alles dessen, was meiner Jungfernschaft bevorstehen dürfte. Doch wenn meine Ahnung mich nicht trügt, so erwarten mich grössere Beschwerden, als du zu erdulden hattest, dafür aber auch grössere Wonnen, als du genossest. Mein Nestchen da unten hat eine engere Oeffnung als das deinige – um so beschwerlicher wird es sein, sie zu erbrechen; dagegen wird Caviceus mich mit einer um drei Zoll längeren Lanze angreifen, als Callias sie hat und daher werde ich um so süssere Venusfrüchte ernten, je tiefer mein Gatte in das Heiligtum der Venus eindringt.


TULLIA: Ich kann dir keinen aufrichtigeren Wunsch vollkommener Glückseligkeit darbringen, liebes Schwesterlein, als indem ich sage: Möge Venus dir so hold sein, wie sie es mir war! Nun aber wollen wir das Bett verlassen, süsses Mädchen; morgen wirst du als eine so schöne Frau aufstehen, wie du heute schönes Mädchen bist. Ich denke, du bist jetzt auf den dir bevorstehenden Kampf hinlänglich vorbereitet.
[52]

OCTAVIA: Das bin ich, so wahr mich Venus lieben möge! Ja, noch mehr: ich wünsche, dass meine Standhaftigkeit gepriesen werde. Ohne Weinen, ohne einen Schrei, mit festentschlossenem Mute werde ich alles ertragen.


TULLIA: Tu das ja nicht, mein Herzchen! Caviceus selber würde es übel aufnehmen, wenn du allzu tapfer wärest! Wenn du ganz still wärest, würde man dir üble Nachrede anhängen. Es gilt gemeiniglich als ein nicht geringer Ruhm für den Gatten, wenn das Mädchen bei ihrer Vergewaltigung durch ihn weint und schreit. Man sagt, diese Wehklagen seien die letzten Seufzer der verendenden Jungfräulichkeit unter der Faust ihres Besiegers. Welche Schlüsse man daraus zieht, das sage dir selber.


OCTAVIA: Gut, dass du mich hierauf aufmerksam gemacht hast!


Fußnoten

1 Das Amt der Göttin Pertunda war es, darüber zu wachen, dass bei der Begattung das Glied nicht herausschlüpfte.


2 Eugium, die weibliche Scheide; Nympha, die Braut; Hymen, das Jungfernhäutchen.


Quelle:
Meursius: Gespräche der Aloisia Sigaea. Leipzig 1903, S. 54.
Lizenz:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Agrippina. Trauerspiel

Agrippina. Trauerspiel

Im Kampf um die Macht in Rom ist jedes Mittel recht: Intrige, Betrug und Inzest. Schließlich läßt Nero seine Mutter Agrippina erschlagen und ihren zuckenden Körper mit Messern durchbohren. Neben Epicharis ist Agrippina das zweite Nero-Drama Daniel Casper von Lohensteins.

142 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantische Geschichten III. Sieben Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Nach den erfolgreichen beiden ersten Bänden hat Michael Holzinger sieben weitere Meistererzählungen der Romantik zu einen dritten Band zusammengefasst.

456 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon