[Aus dem Schäumen des Gesagten und den Rhythmen, die mich trugen]

[115] Aus dem Schäumen des Gesagten und den Rhythmen, die mich trugen,

Aus den Wogen des Gewagten, die mich leidenschaftlich schlugen.

Zog mich Halberschöpften plötzlich Ra empor, mit starkem Arm:

»Fühl Dich fest und ursprungssicher, dieses Land ist lebenswarm!

Kannst Du völlig uns begreifen, schwindet bald Dein wilder Harm.[115]

Lös Dich los von jenem schwanken, rast und zweckelosem Schwarm:

Gierig sind die Schemen alle, aber schrecklich beutearm.

Komm, mein Sonnenkind, und walle tiefberuhigt durch die Halle,

Fürchte nichts vom Widerhalle, folge mir: vor jedem Falle,

Wahrt Dich meine Götternähe!« Also ward zu mir gesprochen

Und ich fühlte dann: ich stehe wirklich fest mit Fleisch und Knochen.

Endlich wußt ich auch: ich sehe, denn der Tag war angebrochen,

Und es hatten Nacht und Wehe tief in Winkeln sich verkrochen.

Und ich flehte: »Nun vergehe, meines Herzens graues Pochen!«

»Sieh die große Tempelhalle mit den hehren Königsbildern,

Keine Zunge ist im Stande ihre Herrlichkeit zu schildern,

Kein Gedanke, keine Sehnsucht ihren Schreckensernst zu mildern,

Faß Dich drum, Du wirst erfahren was gestaltbelebend wirkt:

Freue Dich, Du wirst gewahren, daß kein Räthsel sich verbirgt.

Höre rasch auf mein Geheiß: hier im Heiligsten zu Sais,

Dreh Dich rings herum im Kreis, nirgends steht ein Gottbeweis.

Jenes Bild ist eine Sage: Antwort giebt auf jede Frage,

Hilfe doch bei keiner Klage, das Bewußtsein das ich trage!«

Also ward ich angeredet, dann gab Ra mir die Erklärung:


»Den Urkern aller Selbstverzehrung,

Den Quellgrund eigener Lichtgewährnng,

Den Weltzwang unserer Lebensnährung,

Die kennst Du, durch Dein Grüblen, alle längst,

So daß Du mich durch Einsicht vorwärts drängst.

Nur was dem Geiste nach ägyptisch,

Doch für das Volk hier unerfaßbar,

Daß aller Urgrund ruheleptisch,

Dies sag ich Dir nun leiblos, haßbaar.

Der Laut durchbraust uns als der Hellste,[116]

Wo er am zartesten entschwellt:

Das Licht erscheint uns als das Grellste,

Wo es verzitternd fast sich wellt:

Denn mächtiger, als ihr Ruhestreben,

Hat da ihr Ursprung sich entschnellt:

Verschlängelt muß sich drum erheben,

Was ruheflüchtig sich erhält!

Der Mensch, durch Sonnenzwang erhoben,

Verkrümmt sich bald zur Niederkehr,

Doch da ihn Gluthen wild durchtoben,

So streift und streckt er sich noch mehr.

Der Affe ist einst aufgeschossen,

Nach Andern hast Dus selbst erschaut,

Bis spät in seinen graden Sprossen

Sich Erdwucht üppig angestaunt.

Ein Neugeschlecht ist vorgeschritten.

Sein Lichtgang, erdbewußt und fest,

Hat mit dem Lichttrieb hold gestritten,

Der sich ein Seelchen fast entpreßt.

Das Faulthier, das herabgefallen,

Erstrebte den Elypsenschluß,

Doch sonnwärts muß Belebtes wallen,

Drum war das auch kein Dauerguß.

Nun will der Mensch sich frei erheben

Und schwingt sich kühn der Seele nach,

Wenn beide sich einst jung verweben,

Schwebt vor, was sich die Flügel brach.

So schlängelt Ihr Euch hin zum Lichte.

Verkrümmt bleibt drum der Höhenlauf.

Durch stille Kult und Selbstverzichte

Gebt Ihr das Überwundene auf.

Der Sphynxe kühnes Haupterheben[117]

Entsteht elyptischschön im Leib

Und zeigt wie Formen sich beleben:

Aus Drang zum Licht, wie zum Verbleib!

Zum Manne klimmt die Weibesseele

Und sträubt sich vor dem Leibverein,

Es scheint, daß sie der Antrieb quäle:

Sie bildet sich zu gerne ein!

Doch habt Ihr sie einst fortgerissen,

So giebt sie Scham und Glauben auf,

Wird gerne Lustversprechen missen

Und willigt in den Daseinskauf.

Man kanns im Kleinen schon erleben,

Du selbst bist da kein Sonderling,

Du scheinst zu stark am Weib zu kleben,

Als daß Dein Geist sein Werk vollbring.

Zwar ist die Schwäche stark geschwunden,

Du hast Dich Todten nachgeschnellt,

Du hast sie, ehrlich, nicht gefunden,

Doch Du entdecktest diese Welt.

So laß denn gehn, was langst zersplittert,

Doch nimmer mehr vor Dir erscheint:

Du hast als Bock herumgewittert,

Doch war der Anlauf gut gemeint.

Die Todte müßtest Du vergessen.

Sie war zu nichtig und zu klein

Für Dich, der sich so hoch vermessen!«

Da aber fiel ich plötzlich ein:

»Du Ra, bist wahrlich unermeßlich,

Grad ragt Dein Geist zur Sonne auf,

Doch etwas bleibt mir fremd und gräßlich,

Daß Wehmuth nie Dein Herz betrauf,

Du bist fürs Weib ganz unberührbar,[118]

Uranisch bist Du, nichts als Mann!

Der Lichtweg ist in Dir durchführbar,

Und geistig wirkt, was dumpf begann,

Doch sag, wo ist das Weib geblieben,

Denn ihre Fährten such ich nun.

Du sprachst, die mußten sich verschieben.

Nein, nein, wo ist der Todten Spur,

Wo ist, was sich beinah vom Leibe

Der MannElypse einst getrennt?

Du sagst, wir sind nicht weit vom Weibe,

Ich glaub, man hats, wo man es nennt!«

»Fürwahr, Du bist nicht leicht zu bessern,

So stürm Ihr nach, wenn Dus vermagst,

Wenn Du in blassen Sumpfgewässern

Die Taube ohne Pfeil erjagst.

Doch hehrer wärs, beim dumpfen Waten,

Wo Du nichts Flügges haschen kannst,

Du läßt den Seelenwurf gerathen,

Indem Du Dich zum Flug ermannst!

In Geistelypsen aufzuspüren,

Ist schrecklich schwer, doch wonnehell:

Es giebt das grellste Lusterglühen,

Erfahrs aus Deinem Strahlenquell!«

So hatte Ra zu mir gesprochen,

Und wieder stammte jedes Wort:

»Es schlängelt, ewig ungebrochen,

Das Leben sich zur Sonne fort.

Es sucht im Grund die runde Ruhe,

Doch lichtwärts führts sein Sonnenzwang.

Daß sich das Muß nicht schlaff verthue,

Sorgt stets der Sonnenmutterstrang,

Denn nie verrunzeln Nachtplaneten,[119]

Von ihrem Urlicht ganz getrennt:

Sie bleiben, mit empfundenen Nahten,

So lang das Heben dumpf verbrennt,

Mit ihrem Mutterstern verbunden:

Und wenn sich Sonnenhöh erkennt,

Wird sich das Muß als Macht bekunden,

Indem es Zwänge Schöpfer nennt!

Ein Kind hat Freuden und Gedanken

Der Mutter immer zugewandt

Und seine ersten Schritte schwanken

Zur hilfbereiten Menschenhand.

So kommts, daß sich der Erdenkinder

Urstamm dem Kult der Sonne weih,

Dann kommen schlaue Gotterfinder

Und fühlen sich, begeistert, frei!«

»Ein freier Gott ist Menschenfreiheit!«

So jauchzt ich in die Rede ein:

»Und das Gelingen zeigt die Dreiheit,

In der es stets in uns erscheint.

Was Du mir zeigst, ist ramechanisch,

Es ist da Uhrwerk nur von Gott,

Doch was ich fühl ist überpanisch:

Erst jetzt wird mein Beginnen flott!

Nicht nur der Mutter urverbunden

Scheint mir ein Mensch, der wirkt und liebt,

Er hat in langen Schauerstunden,

In sich versenkt, was nie zerstiebt:

Was Raum, was Zeit, wir sind erwachsen!

Ich fühle was mein eigen war:

Wann kreuzen sich die Lebensaxen?

Was schimmert dort auf dem Altar?«

»Dir werde, was Du kannst erzwingen![120]

Vermags Dus, sprenge jedes Thor,

Der Lichtwucht wird noch viel gelingen!«

Sprach Ra: »Doch höre mich zuvor,

Wohl schwingt sich fort, was Du vollbrachtest,

Doch krümmst Du selbst Dich bald zurück:

Seitdem Du ichbewußt erwachtest,

Verglühte ein Elypsenstück.

Das Beste, was Du hier vollbrachtest,

Lebt fort, es war Dein größtes Glück.

Nun gilts, daß Du Dich selbst betrachtest,

Und sich Dein Urlauf niederbück!

Dein zweiter Brennpunkt wird erscheinen,

Den Du in Dir fürs Menschthum siehst.

Es schafft Dein Wollen ihn, Dein Meinen,

Vom Standpunkt, dem Du nie entfliehst.

Bald brennt in Deinem Busen Theben,

Weils viel zu viele Gluthen barg.

Der andere Brand in Deinem Leben

Der Stadt, die siebenhügelstark,

Ist langst verglommen und vorüber:

Du hast ihn unbewußt entstammt,

Denn damals war Dein Wesen trüber,

Und hat halbahnungslos verdammt!

Doch hör, es strahlt beim Brand von Theben,

Der Sonnenkult mit Macht empor,

Und es versagt sein Glanzbestreben

In Rom, wo er die Schlacht verlor!

Vernimm vom Strahl der andern Schlange,

Die langsam aus der Erde reift,

Die zündend, oft im Überschwange,

Die große Brunstspirale streift.

Sie strebt viel grader und viel greller,[121]

Mit gleicher Schnelligkeit zum Licht:

Der Erdenkern, ihr Machtentschneller,

Bewirkt, daß sie den Tod durchbricht.

Sie weht in uns ganz sonnenähnlich,

Sie macht uns frei und mild und gut:

Und bleibt die Sonne stets ersehnlich,

So liebe auch die innere Gluth,

Die Flamme, die vom tiefsten Kerne

Der Erde, durch die Menschheit steigt.

Sie freue Dich, habe sie gerne,

Wo sie im Nächsten sich verzweigt!

Die Erde streift den Schwang der Seelen,

Beim Sonnumkreisen ewig ab:

Nach Rhythmen, die sich da entschälen,

Ists, als ob Chaos gierig schnapp.

Die meisten sind für uns verloren,

Nur wenige werden festgeschweist,

Und leiblich angepackt, geboren,

Weil sie die Erde niederreißt,

Die ihre Are rasch umschwingend,

Noch Abgewetztes stark ergreift

Und, unsere Flucht mit Wucht bezwingend,

Uns leiblich wieder niederschleift.

Von zwei Bewegungen erschaffen,

Wo sich zwei Richtungen erraffen,

Kommt auch ein Wesen nur zur Welt,

Was die Geschlechtlichkeit erhält!

Du siehst auch die Natur auf Erden,

Wie sie den Samen voll verpraßt,

Wie selten nur die Wesen werden,

Weil ihre Keimlust Kraft erfaßt.

Doch fruchtlos scheint mir keine Liebe,[122]

Denn Seele ist sie selber nur.

Und glaubt man auch, ihr Rausch zerstiebe,

So läßt sie dennoch eine Spur.

Und was dem Ball, im All, entwuchtet,

Ist anderer Welten Keimgewalt,

Und was im Dasein nichts befruchtet,

Wird herrlich noch zu Gluth geballt.

Und um die Pole glüht der Same,

Den unsere Erde üppig streut,

Ein Wink, daß nie die Macht erlahme,

Die Wechselordnung sich gebeut!«

Da fiel ich ein mit sanfter Stimme:

»Jetzt fühl ich wohl, daß ich nun bald

Die Höhe eines Seins erklimme,

Da jeder Laut mich hold umhallt.

Ich bin befreit von jedem Grimme.

Ich habe selbst mich in Gewalt.

Mir ists, als ob das Leid verschwimme,

Ich fühl mich leicht und gluthdurchwallt!«

»Du weißt was heute sich begegnet,«

Hat Ra nun freundlich eingestimmt:

»Was flammenhändig alles segnet,

Und um die Pole kalt erglimmt:

Doch ohne Schreck ists nicht entstanden!

Du weißt: der Erde Kerngluth kreist,

Stets rüttelnd an den starren Banden,

Womit der Rundball sie umschweißt,

Da zum elyptischen Beharren,

Sie selbst ihr Flammenwesen weist:

Doch Lavakrusten, die erstarren,

Der Kugelschädel, der vereist,

Will selbst die Axendrehung ändern,[123]

Wenn eine Wechselkraft erkreist:

Es trachtet stets nach gleichen Rändern,

Was Starrsinn in die Ruhe reißt!

So dient die Kugel sich zum Schutze

Vor kosmischer Zersetzungswuth,

Die Axe ändert sie zum Trutze,

Denn ihr ist Gleichheit ewige Hut.

Doch stört sie stets ein aufgeblähter,

Schnell schwingender Äquatorreif:

Denn innere Gluth, verwandt dem Äther,

Wirkt urelyptisch, ruhereif.

Das Mittelding von Fels und Helle,

Umkämpft den alten Axenstand,

Und sprengte oft, als Wechselschnelle,

Die innere starre Kugelwand.

Doch jetzt ist dieser Ball gegossen.

Der Makrokosmos schrumpfte ein.

Urfremdes hat sich angeschlossen

Und schafft das Leben im Verein!«

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . . . .


»Das mystische Suchen, das Mythenverbuchen,

Der Packt der Eunuchen, die Kraft zu verfluchen,

Die Inbrunst beim Besten, das Wunschkrautentjäten,

Das Werk der Asketen, die Sehnsuchtsraketen

Verflachen am Ende: Du stehst an der Wende,

Empfange die Spende verschwendender Brände!«

So hörte ich plötzlich die Stimme von Ra.

Nun war es ergötzlich, was vor mir geschah,

Ich fiel in die Rede des Herren des Lichtes:

»Am Ende der Fehde, des EigenVerzichtes,[124]

Wo bald die Elypse des Uebergewichtes

Den Leib sich erschwingt, der den Aufschwung vollbringt,

Den Formguß erringt, der selbstherrlich erklingt.

Durchbraust mich und winkt mir, was traumhaft gelingt!

Wo nichts als die Nacht den Altar mir enthüllte,

Und flimmernde Pracht sich dann langsam verknüllte,

Da seh ich nun Schleier ein Bildniß umwallen,

Es öffnet ein Weib seine goldenen Schnallen,

Nun werden die Hüllen den Hüften entfallen!«

Jetzt hör ich mich selber, mein Rufen erschallen,

Mein eigener Name erbebt in den Hallen,

Schon sind Leib und Leib ineinander gefallen

Und fühlen an Liebe, am Dasein Gefallen.

Mein Weib ist mir wieder in Wonne gegeben,

Ich hab es errungen, ich hab es erkämpft.

Jetzt will ich nur leben, berauschend erbeben,

Kein Glück sei verschwiegen, kein Schaudern gedämpft.

»Du hast Deine Höhe im Dasein erklommen,

Du bist an Dein Lichtziel, als Wesen, gekommen,

Nun mußt Du Dich eigenselbst immer mehr neigen,

Zurück in sich selbst wird Dein Thun sich verzweigen:

Hat einst sich die Leidenschaft völlig empfunden,

So wird auch die Lichtbrunst verstumpfen und schweigen!«

Dies konnte mir Ra noch, verdunkelnd, bekunden,

Dann ist mir der Nume für immer entschwunden.

»Das sind Deiner Augen hinsterbende Blicke,

Glückwerbende Funken im dunkeln Geschicke,

Das ist Deines Mundes lustseliges Lachen,

Wenn Freuden und Gluthen der Wangen erwachen

Und morgenzart Träume des Glückes entzünden

Und Wolken der sonnigsten Wonne verkünden.

Du schäumende Seele, Du träumende See,[125]

Dein fruchtbares Fluchen, Dein dunkelndes Weh,

Dein weichliches Wogen und furchtbares Grollen,

Dein weibliches Wähnen und funkelndes Wollen

Entschwellen dem Busen, gebähren den Lenz,

Mit dem ich Gestalten und Tempel bekränz:

Du bist meine Kraft, Du mein seliger Genuß,

Ein Sommer erglüht jedem brennenden Nuß!«

»Und Du meiner Träume kometvolle Nacht.«

So flüstert das Weib, fast unhörbar und sacht:

»Du birgst meiner Sehnsucht grellzwinkernde Zwecke

Drum weck ich der Sterne unendliche Decke,

Die Lust und Begehren beharrlich umblaut

Und tief aus der Seele den Frieden erschaut!«

»Es glühn die Gefühle, die goldenen Schwäne,

Die Löwen des Himmels mit schweifender Mähne,

Empor in die Nacht, die um uns sich verschluchtet,

Da jedes Erzittern ein Weltbild befruchtet!«

Dies jüngste Empfinden versenkt ich, bis tief,

Wo traumlos, die Seele des Weibes noch schlief.

Dann rief sie: »Dein Wirken ist Fiebern und Wittern,

Dein Rhythmenempfinden ist Liebeserzittern,

Und was Du erfaßt, das begreifst Du mit Lust,

Du fühlst was Du herrlich beseeligen mußt.

Es schmerzt Dich, Du herzt es, und rhythmisch durchpulst,

Entmerzt das Gebild sich dummstillosem Schwulst!«

»Ich lieb Dich, Dein Wittern, Du wirst zur Gestalt,

Zum Blut, das berauschend die Glieder durchwallt!«

Dies hab ich gerufen, gestammelt, gelallt,

Dann sagt ich ihr stiller, voll Freudengewalt:

»Du Lust, Du Bewußtsein, Du Lustwuth und Hunger,

Es ist ob ein Brunsthund Dich unstät umlunger,

Doch Du nur bist wahrhaft, als scheinloses Spiel,[126]

Dein Dasein ist Wirkung, ist Anfang und Ziel.

Die Erde ist erst mit den Menschen entstanden,

Die Geister beherbergend Urlust empfanden.

Nur Aberwitz zählt nach der Sonnenumkreisung,

Denn todt sind Äonen der Weltenentgleisung:

Unzählbar Epochen sonnüppiger Speisung

Stumpf niedriger Kriecher, die widrig zerstieben:

Uns sind nur Impulse, von allem geblieben!

Ein Krieg ist ein Brunstwolf, ein Weltjahr Lichtfibern,

Und liebender Menschen erzitternde Fibern,

Erzuckende Nerven empfinden der Welten

Entstehn und Vergehn, denn dumpfbrunststumpf zerschellten

Die Kegel und Gipfel, wo Menschenerkenntniß,

Ermessend nur, Anläufe annimmt und Endniß!

Ich liebe, ich herze, ich halt Dich umschlungen,

Nun werd ich vom tiefsten Ereigniß durchdrungen:

Aus unserer Umarmung entsteht eine Welt,

Durch jedes Gefühl wird ein Lustlicht geschwellt!

Wir zittern erzuckend: Jahrhunderte, dringt

Empor aus den Chaos, entsprüht uns, entspringt.

– Wir leben: – Jahrtausende, sterbt und versinkt!«


Quelle:
Theodor Däubler: Das Nordlicht. Teil 2, München; Leipzig 1910, S. 115-127.
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