Beschaffenheit dessen, der des ewigen Lebens wil fähig werden

Wer wird nach diesem Leben

In Glantz und Herrlicheit

Bey Gott ohn Ende schweben

In Christo hocherfrewt,

Wer wird in Gottes Hand

Der Gnüge fähig werden,

Die noch kein Sinn auff Erden

Kein Ohr noch Aug erkant?


Der, weil er hie muß wallen

Zugleich in Lieb und Pein

GOTT suchet zu gefallen

Vnd dienen ihm allein,

Sich ihm nur schuldig hält

Mit Gutt Leib und Gemüte,

Als der durch seine Güte

Gebeut die gantze Welt.


Der seinen Neben-Christen

So wie sich selber liebt

Und niemals ihn mit Listen

Noch offentlich betrübt,

Dem Hochmuth widerstrebt,

Das Vnrecht nicht kan leiden

Sucht Geitz und Zorn zu meiden

Auch keusch und heilig lebt.


Vnd ist es wo versehen

Sein Hertz ihm wird beschwert

Sich stracks mit Buss' und Flehen

Zu seinem Gott bekehrt,

Ihm heiße Thränen schenckt,

Die allzeit ihm gefallen

Für andern Opffern allen,

Daß er sich zu uns lenckt.


Vorauß der auff sein Ende

In allen Dingen sieht,

Vnd, wenn das kompt, behende

Sich hin zu Christo zieht,

Dem rechten Gnaden-Thron

Und wird in seinen Wunden

Der Leibes-Last entbunden

Und stirbt wie Simeon.


Der wird nach diesem Leben

In Glantz und Herrlicheit

Bey Gott ohn Ende schweben

In Christo hocherfrewt,

Der wird in Gottes Hand

Der Gnüge fähig werden

Die noch kein Sinn auff Erden

Kein Ohr noch Aug erkant.

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 9-10,15.
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