Braut-Tantz, auff Hn. Barthel Michels und Jungfraw Barbara Rohtthausen, Hochzeitlichem EhrenTag

[221] Den 25. Januarii 1649.


Laßt uns meiden

Was nur leiden

Einem schaffen kan,

Außerwehltste Freuden

Gebt euch bey uns an,

Liebste Sachen,

Spiel und Lachen,

Kompt gesampt zu hauff,

Steck uns Kertzen

In den Hertzen,

Süsser Amor, auff!


Der mein Leben

Sich ergeben,

Die mich meiner Pein

Gnüglich kan entheben,

Wird nun gäntzlich mein.

Ihre Wangen,

Mein Verlangen,

Ihrer Vnschuld Ruhm,

Ihre Jugend,

Zucht und Tugend

Sind mein Eigenthum.


Laßt mir weichen

Alle Reichen,

Alles Gut und Geld,

Nichts ist Ihr zu gleichen,

Sie ist meine Welt.

Gläntzt, jhr Sterne,

Schön von ferne,

Die mein Hertz mir brennt,

Meine Wonne

Ist mir Sonne,

Mond und Firmament.


Seyd selbs Richter,

Himmels-Liechter,

Weil jhr auch geliebt,

Wie die Schaar der Tichter

Von euch Nachricht giebt,

Sagt zusammen,

Wolcken-Flammen,

Ob was Liebers mir

Hie auff Erden

Könne werden

Weder jhre Zier?
[222]

Ihrentwegen

Halt ich Regen

Vnd Gefahr zur See

Niemals mir entgegen,

Liebe Frost und Schnee,

Schätz' erkohren

Selbs die Mohren

Vnd den Nilus-Strand,

Geht für allen

Mein Gefallen,

Sie, mir nur zuhand.


Himmels-Güte,

Halt in Blüte

Vnsrer Liebe Saat,

Gründ uns das Gemüthe

Stets auff Gott und Raht!

Nur ein Wille,

Demuth, Stille,

Krön' uns iederzeit,

Laß uns fahren

Alt an Jahren

In dein' Ewigheit!

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 1, Halle a.d.S. 1936, S. 221-223.
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