Gebet des Arabers in der Wüste

[224] Einsam in der weiten Wüste!

Fern der Atlas, starr und stumm,

Ohne Pfad und ohne Wasser,

Fehde, Feinde, Tod ringsum!


Weit versprengt von meinem Stamme,

Einz'ger Freund mein treues Roß,

Meine Heimat ist der Sattel,

All' mein Hausrat mein Geschoß!


Dennoch zagt nicht meine Seele,

Jedem Schrecknis biet' ich Spott:

Denn es wölbt auch ob der Wüste

Mir ein Himmelszelt mein Gott.


Und sein Auge sieht mich auf dem

Teppich des Gebetes stehn:

Allah, du bist mein Beschirmer,

Und dein Wille muß geschehn!


Dich bekennt einst alle Menschheit

– In den heil'gen Büchern steht's! –

Und es wird die ganze Erde

Zu dem Teppich des Gebets!

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 224-225.
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