Germanenmarkung

[268] Siegvater schickte den Adler aus,

Der Germanen Gebiet zu umfliegen:

Doch flugmatt kehrte der Vogel nach Haus:

»Weiß nicht, wo die Grenzen liegen: –

Sie erweitern sie ewig durch Siegen.«


Siegvater sandte den Nordwind aus,

Der Germanen Gebiet zu umfahren:

Doch atemlos kam der Brauser nach Haus:

»Ich konnte die Mark nicht erfahren: –

Weil sie immer voraus mir waren.«


Da fuhr Siegvater selber hinaus,

Daß er ganz ihr Gebiet durchbahne:

Doch lächelnd kehrt' er nach Asgardhs Haus:

»Wo ich hinkam, flog ihre Fahne: –

Denn: Ich bin ja selbst ein Germane!«


Und so pflanzt über die ganze Welt,

So weit Adler und Nordwind streichen,

So weit der Himmel die Erde hält,

Siegvater in allen Reichen

Der Germanen Siegeszeichen.

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 268.
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