Das Lied vom Schill

[417] »Mein Preußen zertreten, mein Deutschland tot,

Rings Schmach und Schmerzen, rings Nacht und Not:

Und die Augen der edelsten Frau der Erd',

Die Augen Luisens, vom Weinen rot – –

Nicht länger trag ich's! – Husaren, zu Pferd!

Wer reiten und fechten und sterben will, –

Der folge mir!« – so sprach der Schill.


Bei Wittenberg und bei Halberstadt,

Wie scharf er geritten, gestritten hat!

Doch tausend auf zehn sind zu viel zuletzt:

Sie haben ihn bis Stralsund gehetzt:

»Den Schrecken ohne Ende hab' ich satt:

Ein Ende mit Schrecken ich machen will,

Das soll Rache wecken!« – so tat der Schill. –
[417]

Stralsund, wie dein Markt vom Blute floß!

Die Straßen der Holländer Fußvolk schloß:

»Ergebt euch, Schill!« rief ihr General:

Doch der Schill, der hieb ihn stracks vom Roß:

Da trafen ihn Kugeln zwölf zumal:

»Hoch Deutschland!« rief er: dann sprach er still:

»O Kön'gin Luise!« – so starb der Schill. –

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 417-418.
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