An König Max II. von Bayern

[568] Im Etschtal war's; – rings Fels und Fluß: – rings Schrecken und Gefahren: –

Die deutsche Fahne schwer beschimpft von frechen Räuberscharen. –


Die Not war groß –, die Hoffnung schwach, – Verzagtheit aller Enden –:

Da scholl's: »An Euch ist's, Wittelsbach, die Schmach von uns zu wenden!«


Und Pfalzgraf Otto säumte nicht: nie pflag er lang zu feiern,

Er zog das Schwert und rief: »Wohlan, so folgt mir, meine Bayern!«


Und aller deutschen Macht voran drang er mit blanker Wehre:

Ein Weg war frei, den kor er kühn, das war der Weg der Ehre!


Die andern zagten noch im Tal: – da war's ihm schon gelungen:

Der Pfad war frei, die Schmach gerächt, der freche Feind bezwungen. – –


O König Max, o hör' in Huld, wie wir in Treu' dich mahnen:

Rings dräut Gefahr: auf, Wittelsbach, du sollst den Weg uns bahnen.


Vor einem Engpaß stehn wir all', den Schmach und Not umtürmen:

Ein Weg ist frei, der Ehre Weg: – wohlan, führ' uns zum Stürmen!

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 568-569.
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