Bismarcklied

[623] Nun tummle, Germania, dich stolz auf dem Pferd,

Darauf dich dein Bismarck geschwungen,

Auf dem Haupte den Helm, in der Rechten das Schwert

Und den Geist und den Mut unbezwungen.

So sprenge durch Wetter und Stürme dahin,

Du walkürenverschwisterte Reiterin.

Wohl Feinde ringsum! Doch »viel Feind', viel Ehr'«,

Du vertraue getrost deinen Sternen;

Dein Bismarck zählte der Feinde noch mehr,

Konnte doch das Fürchten nicht lernen.

Und wir Deutschen haben getreu bewahrt

– Es gruselt uns nicht! – die Siegfried-Art.[623]

Und ward er vom Steuer hinweggedrängt,

Wohl muß es dich grämen und schmerzen;

Doch es steht sein Bild, tief eingesenkt,

Sein gewaltiges Bild dir im Herzen.

Es zerbröckelt der Stein, es verrostet das Erz,

Treu wahrt seine Schätze das deutsche Herz.

Der den Staat dir schuf und geschirmt dein Recht

Und dich hob zum Ruhm – aus der Schande, –

Fort lebt er, dein Held, von Geschlecht zu Geschlecht,

Von den Alpen zum Bernsteinstrande,

Von Erwins wiedergewonnenem Dom

Bis zum wiederbefreundeten Donaustrom.

Und sein Bild nicht nur, – sein Vorbild soll,

Ob er lebt, ob er starb, dich erheben.

Heil Bismarck, heil! Schenkt die Becher voll:

Unsterblich soll er uns leben.

Ja unsterblich, wie da hoch in Walhall

Aufleben die Helden nach Tod und Fall.

Quelle:
Felix Dahn: Gesammelte Werke. Band 5: Gedichte und Balladen, Leipzig 1912, S. 623-624.
Lizenz:
Kategorien: