Ich dulde stumm

[502] Die Welt um mich ist ein Krankenzimmer

Mit geschlossenen Läden im Zwielichtschimmer.

Ich möchte nur leise Schritte machen,

Meine Augen schmerzen vor nächtlichem Wachen.

Meine Brust ist von Sorgen eng umbunden,

Inwendig bluten mir stechende Wunden.

Ich kann noch kein Ende der Krankheit sehen.

Werd ich je froh auf den Füßen stehen?

Das Fieber des Krieges, Heimweh und Sehnen, –

Ich dulde stumm mit verbissenen Zähnen.


(Garoet 1915)


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 502.
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