Der verliebte Maiwald

[250] Die weiße Waldanemone, wie vom Wind hergeweht,

In leichten Scharen den Buchen vor den Füßen steht.

Waldwicken und wilde Waldveilchen stellten sich auf,

Sie sehen nicht zu den Bäumen hinauf, zu den hohen,

Sie sehen insichversunken wie die Stillfrohen.

Noch kühl duftet Holz und Halm und Luft,

Und noch selten der versteckte Kuckuck ruft.

Nur der Buchfink singt an den sonnigen Plätzen;

Dazwischen schweigt der verliebte Maiwald in langen Sätzen.


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Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 250-251.
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