Selbstleuchtend steht der Mond groß an den Rampen

[273] Der Halbmond hat die Wolken aufgerissen

Und baute ein Theater mit Kulissen,

Die Bühne fliegend und gleichwie erhellt von Lampen.

Selbstleuchtend steht der Mond groß an den Rampen,

Agiert sein Stück die ganze Nacht allein.

Mit weiter Geste flößt er Sehnsucht ein,

Spricht zu der unsichtbaren Liebsten Reden hin,

Und noch der Schlafende fühlt seines Pathos Sinn,

Und auch geschlossene Augen richten sich auf ihn.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 273.
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