Kein Tod die Sehnsucht niedermäht

[272] Der Tod geht in donnernden Wolken ums Dach.

Wenn sein feuriger Atem die Gesichter anweht,

Dann werden im Blut dir alle Frühlinge wach.


Die Augen fahren den Schnörkeln der Blitze nach,

Manches Geheimnis dann mit Feuerschrift dasteht,

Der Mensch erschrickt und wird beim Lesen schwach.


Der Donner durch die Wolken würfelschüttelnd geht,

Der Menschen Kartenhäuser leicht ein Blitz umweht,

Doch ihre Sehnsucht wandelt fort, kein Tod die Sehnsucht niedermäht.


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Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 272-273.
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