Lobgesang

[90] Wie das Meer

ist die Liebe –

unaufhörlich,

unergründlich,

unermeßlich:

Woge um Woge

drängend getrieben,

Woge in Woge

wühlend verschlungen,

sturm-und-wettergeworfen nun,

sonnelachend nun,

bebend nun dem Mond

die rastlos wechselnde Fläche,

doch in der Tiefe

leises Fluten ewiger Ruhe,

unerschüttert,

undurchdringlich dem suchenden Blick,

matt verdämmernd in nächtiges Dunkel, –

und in der Weite

sanftes Wallen ewiger Ruhe,

unbewegt,

unerfaßlich dem suchenden Blick,

still verschwimmend in Himmelslüfte, –

Ahnung der Unendlichkeit – –

ist das Meer,

ist die Liebe.

Quelle:
Richard Dehmel: Erlösungen, Stuttgart 1891, S. 90-91.
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