Vierzehnter Auftritt.

[184] Vorige. Der Landrath in der rechten Hand einen Blumenstrauß, in der linken ein Blatt Papier.


LANDRATH für sich, im Eintreten. Auf jeden Fall muß ich mein kindisches Benehmen wieder gut machen. –[184] Sie ist nicht allein – Herr von Kiel bei ihr – verwünscht! Was thut's, ich wage es.

ELISE bemerkt ihn. Ah sieh da, lieber Vetter –

HERR VON KIEL steht auf und zieht sich etwas zurück.

LANDRATH. Ich habe um Entschuldigung zu bitten, daß ich vorher Sie so plötzlich verließ.

ELISE. O nicht doch –

LANDRATH. Ich vergaß Ihnen zu sagen, daß es mir heut in der Frühe gelungen ist, wirklich alle die Gattungen von Feldblumen zu finden, welche wir vorgestern zusammenzählten.

ELISE. Ei, da haben Sie sich ja auf recht schäferliche Weise bemüht.

LANDRATH. O die Müh' war sehr gering, ich hing dabei so meinen Gedanken nach, die ich zugleich – Er stockt, zuckt mit dem Blatte in der Hand.

ELISE. Setzen Sie mir Ihr Geschenk nicht herab, bitte, geben Sie mir den Strauß!

LANDRATH geht hastig auf sie zu, um ihr den Strauß zu reichen, bemerkt die Fußbank nicht, welche stehen geblieben, strauchelt darüber und fällt auf das linke Knie.

ELISE. Ach Gott! Sie ergreift seine rechte Hand, ihn zu halten, empfängt dabei den Strauß. Haben Sie sich weh gethan?

LANDRATH steht rasch auf, läßt das Papier fallen und hält sich das linke Knie mit der Hand bedeckt. O nein.

HERR VON KIEL ist dem Landrath zur Linken getreten. Diese Kniebeugung, Fräulein, haben Sie wohl nicht allein der Galanterie des Herrn Landraths zuzuschreiben.[185]

ELISE. Aber Sie halten sich noch das Knie, die Contusion ist doch nicht bedeutend?

LANDRATH. Gewiß, es hat gar nichts auf sich.

HERR VON KIEL. Aber warum halten Sie denn das Knie noch immer?

LANDRATH heimlich. Mein Gott, was soll ich machen? Er sagt ihm etwas ins Ohr.

HERR VON KIEL lachend. Ach so!

ELISE. Was ist's? Mein Gott, Vetter, Sie ängstigen mich, soll ich zum Arzt schicken?

HERR VON KIEL lachend. Beruhigen Sie sich, Fräulein, es ist ein ganz äußerlicher Schaden. Er hat ihm sein Schnupftuch um das Knie gebunden. So, nun ist der erste Verband an die Wunde gelegt, völlig heilen kann sie nur der Schneider.

ELISE. Ach so! Sie lacht in ihr Tuch.

LANDRATH. Erlauben Sie mir, mich zu entfernen.

HERR VON KIEL klopft ihm auf die Achsel. Ja ja, kuriren Sie sich aus, liebster Landrath.

ELISE bringt kaum vor Lachen hervor. Ich sehe Sie doch bald wieder?

LANDRATH. Gewiß, gewiß. Schlägt sich vor die Stirn. O! Geht ab.


Quelle:
Eduard Devrient: Dramatische und dramaturgische Schriften, Leipzig 1846, S. 184-186.
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