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Du weißt, was das bedeuten will? Du wirst sie mir nicht streichen?

Es sind ja nur unschuldige – vier kleine Fragezeichen.

Die wurzeln tief, die ragen hoch; wie die gerühmten Eichen

Des freien deutschen Volkes stehn vier kleine Fragezeichen.[185]

Du wolltest sie zwar nimmer sehn in deinen weiten Reichen,

Doch drängen sie sich immer auf, vier kleine Fragezeichen.

Wer wird denn so erschrocken sein und scheu vom Wege weichen,

Wenn einem nichts begegnet als vier kleine Fragezeichen?

Gekrümmt, gebeugt erscheinen sie, Hofräten zu vergleichen,

Im Säcklein eine Handsupplik, vier kleine Fragezeichen;

Du wiesest sie hinweg von dir, nun schlüpfen sie und schleichen

Umher im Volk und murmeln leis, vier kleine Fragezeichen.

Zwar was sie wollen werden sie wohl nimmermehr erreichen,

Allein sie bleiben, was sie sind, vier kleine Fragezeichen.

Und einst, wann sie gestorben sind, erscheinen sie als Leichen

Dir nachts im Traum und ärgern dich, vier kleine Fragezeichen,

Und einst, wann – du gestorben bist, als Stempel dann und Aichen

Stehn groß an deinem Monument – vier kleine Fragezeichen.

Quelle:
Franz von Dingelstedt: Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters, Tübingen 1978, S. 185-186.
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