CXVI.

Eine Frau, die an den Pocken krank lage, genasse von den Speisen, die sie während des Suppurations-Fiebers zu sich nahme.

[249] Manche Kranke sind bisweilen glücklich gewesen, wenn sie ihren Arzt hintergangen haben: Eine Frau von vornehmen Stand, die an den Pocken krank lag, bekam zu der Zeit, da sie das Suppurations-Fieber hatte, eine ausserordentliche Lust zum essen. Sie bat ihre Wächterin so sehr, daß solche ungeachtet des wiederholten Verbots des Arztes für einen Sol Brod in ihrer Brühe gelind aufkochen liese. Sie asse solches ganz auf, und bekam[249] kurz darauf einen guten Schlaf. Da sie erwachte, befande sie sich viel besser als vorher, das Fieber hatte sie fast gänzlich verlassen, und die Blattern, die vorhero nicht zum besten beschaffen waren, zeigten sich ganz schön und von einer guten Art. Die Kranke ließ es hiebey nicht bewenden, sondern fuhr ferners fort gut zu essen, und sich wohl zu befinden.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 249-250.
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