LXXXIII.

Ein Soldat wird durch einen Pistolschuß von einem Anfall der fallenden Sucht befreyet.

[186] Beningerus, des Herzogs von Würtemberg Leibarzt, sahe zu Montpellier einen dicken sanguinischen und starken Menschen von sechs und zwanzig Jahren plötzlich zur Erden niederfallen: er schäumte, er hatte die Fauste fest eingezogen, und schien in einen tiefen Schlaf verfallen zu seyn, den er bisweilen durch einiges von Zeit zu Zeit ausgestossenes Aechzen unterbrache; nachdem er einige Zeit lang in diesem Zustand zugebracht hatte, öffnete er die Augen, und bemühete sich aufzustehen, verfiel aber alsobald wieder in seinen vorigen Schlaf. Ein Soldat befreyete ihn auf eine ganz besondere Art davon: er hielte ein sehr stark geladenes Pistol dem Kranken so nahe als er konnte, an die Ohren, und druckte es loß; kaum war solches geschehen, so stunde der junge Mensch auf, und gieng nach Haus. Kann denn also ein plötzlich heftig erregter Schall zu einem Mittel dienen, einen Anfall der fallenden Sucht zu hemmen?

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 186-187.
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