Ein mensch wie ein ander saw.

Homo suis in morem.

[43] Er geb einn menschen / wenn gleich ein saw ein mensch were.

Die Physici sagen auch / der mensch lige auch innwendig wie ein saw in all seinem gedärm. Nun laß ich das stehn / vnnd gehe auff[43] die art der saw vnd des menschens. Zum ersten ist ein saw in all jrem leben vnnütz / Sie singet nicht wie ein Zeißlin / sie gibt nicht woll wie ein Schaaff / noch milch wie ein Kü /ihr mist tünget nicht / sie nützt niemand in all jrem leben / fahet nit meuß / hüt nit des hauß / ist weder lustig noch kurtzweilig / zeucht in keinem pflůg / tregt nicht / ist ein vnrüwigs wildes thier / das nur näschet /wült / gräbt / verderbt vnd greint / Ligt nit gern in lauter wasser / oder auff grüner heyd / sonder mitten im kat vnnd dreck / vnnd das nit alleyn / sonder issets auch. Dreck / klei / vnd kat ist sein mastung / zucker vnd rosengart / Fahet alleyn im tod jr ehr vnd glori an / Deren todt erfrewet alle nachbaurn / da ist alles nütz was inn / auß / vnnd an jr ist / die bürst / die schwart vnd haut / Da machet mann fleysch / speck / vnnd dreierley würst von jr / vnd besingen die liebe saw alle nachbaurn mit freuden. Ihr leben ist ein Requiem, jr todt ein Gaudeamus.

Gerad also durchauß ein mensch / das wüst thier /der drumb ein saw genant / vnnd einer saw verglichen. Zum ersten ist der mensch von natur wie ein saw / in all seinem leben der vnnütz vogel / der nur auß eygner lieb in seinn sack zerret / scharrt / alleyn sich selbs liebet / sůchet vnd meynet / Dient alleyn wie die Saw / dem Gott Ventri / daß sein pfeiff voll /vnn sein wāst vnn balg glat werd. Laßt sich nit niessen / er begert aber genieß von iederman / Zeucht er schon im pflůg / so zeuchter nit wie der ochß seinem herren / sonder jm selbs / Dienet er iemand / so thůt ers von sein selbs wegen / hoffende des zwifach zugeniessen / Aller erbarkeyt / zucht und warheyt von natur feind / ein vnrüwigs feindseligs wilds thier /hasset auch seins gleichen / wie ein Saw die andern beißt / allein sich selbs liebt. Also dz ein mēsch des andern wolff vnnd fegteuffel ist / Nur zu verderben vnnd schenden / so vil an jhm ist / all Creaturn / geborn.

Daher dann die schrifft so hart drauff tringet / daß wir ein newe creatur / auß Gott anders geborn müssen werden / vnd die erst geburt / als vnnütz / hinwirfft /vnd außzuziehen gebeut. Item / daß wir vns selbs müssen verleugnen / hassen / als vnsern grösten feind / vnd nicht mehr gesinner sein als ein mensch / Matthei 16. Roma. 6. 8. Col. 3. Ephe 4. Jaco. 3. An disen orten findestu / wo wir gesinnet sein wie ein mensch /so müssen wir sterben. Petrus wirt ein teufel genant /da er gesinnet war wie ein mensch. Drumb můß Adam / der alt natürlich mensch / mit all seinem willen /worten vnnd wercken / getödt vnnd außgezogen sein. Das deut auch die Tauffe / nemlich die ertrenckung des menschen / so der můtter leib gebirt / Roma. 6. Vnd ist ein Christ nicht / dann ein gestorben mensch /der mit Christo begraben / jetz nit mehr lebt / sonder in jm Christus. Daher wirt auch die menschliche weiß heyt[44] teufelisch / Jac. 3. vnd menschlich gesinnet sein teuflisch gesinnet sein / genennet / Matth 26. Paulus sagt auch / so er den menschen gefiel / so möge er kein diener Christi sein / Galat. 1. Item / der natürlich mensch verneme nichts Göttlichs / künns auch nit verstehn / 1. Cor 2. Item / er wirt fleysch vnnd blůt / ein vaß des zorns / ein kind des vnglaubens vnnd welt / in der schriffe genant / drumb füge hieher was die schrifft dauon zeuget / daß im argen lige. 1. Joan. 5. Daß sie den geyst der warheyt nit mag annemen. Joan. 14. Das liecht haß / das eitel von natur lieb / vnd lügen sůche. Drumb ist so gar auff allen seiten kein nutz da / daß Christus die selig zelt / die den menschen also mißfallen / daß sies biß inn todt verfolgen /Luc. 6.

Zum andern / ist dem von natur sewischen menschen nur wol im kat / in lug / trug / vnnd ligt vil lieber in der stinckenden pfül der sünd / dann in einem reynen bett / trinckt auch lieber auß der faulen cistern menschliches geyfers / dann auß den lebendigen brunnquellen Götliches worts / hasset wie ein Saw vnnd Eul / das lauter vnd liecht.

Zum dritten ist auch klei menschlichs tands sein mästung vnd zucker / vnd gienet nach vnflat auff / wie ein Storck nach fröschen vnnd schlangē. Das recht himelbrot / Gottes wort ist jm ein vnwill vnd grewel.

Zum vierdten / ist allein des menschen wie der saw / grab vnnd todt / ehrlich / denn der mensch hat kein lob in der schrifft / er sei dann todt / Daher sie auff die tödtung des alten Adams so hart tringet / Nemlich so wir durch den geyst des fleysches werck tödten / so werden wir leben / Roman. 8. Item / der todt ist gerechtfertiget von sünden / Rom. 6. 1. Petri. 4. Vnd von Christo vnnd den seinn in jm / steht Esai. 33. Ihr grab ist alleyn herrlich / ihr leben gantz verachtlich /vnnd nicht dann ein ewige bůß / sterben vnd todt /Roman. 6. 8. 13. Col. 3. Nach dem todt fahet das Christ ist erstanden an / das leben ist nichts dann ein ewiger Tauff vnd Carfreitag. Nach dem tod sagt mann: Er lebt / Er ist da jm wol ist / er ist bei Gott. Dargegen mitten hie im leben ist der mensch mit tod vmfangen / vnd hat nicht vom leben / dann den namen. Vnd ist jr todt / wie der saw / allen heiligen ein ewigs Gaudeamus, jr leben ein Requiem.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 43-45.
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