Es ligt vil am überreden.

[43] Mann gibt offt eim ein kindt / wer es ein gans / es wer nicht ein feder dran sein. Mann überredt offt einen daßer tantzet / der lieber weynet. Mann schwertzt offt einn von eim polster / vnd setzt sich an sein statt drauff. Mit gelerten worten überredt mann baurn. Das pferd überredt den wolff / er were der best artzet / er solt jhm einn dorn auß den füssen ziehen / Als sich dises der wolff / das er nie gelernet / vnderstůnde /schlůg jm das pferd den hals ab. Eselohrn seind aller menschen wapen / die lassen wir vns gern ansetzen /melckē / ziehen / vnnd wil die welt betrogen / vnnd mit wohn regiert sein. Es ist kein grösser gewalt /denn der wortgewalt / Nicht bessers / denn wo er recht / nicht bösers / dann wo er falsch ist.

Darumb spricht mann / Es sei nicht vber ein böse zungen / kein scherpffer schwerdt. In summa / kein ärger vnnd kein besser fleysch ist / dann die zung. Mit gsatz vnd worten regiert vnd leytet mann die welt /fůrt mann die hertzen / heylt mann die gewissen. Widerumb bezaubert / verwundet / ketzert / vnnd tödt mann die hertzen mit worten. Darumb sich die schrifft ob der wort Tyrannei vnnd seelmord mehr klagt /denn von der tyrannei der waffen / so alleyn auff leib vnd gůt gerichtet sein. Mit worten lert / mit worten verfürt mann die leut / darumb ists der best vnnd bösest streit / vnnd gilt hie eben auffsehens / daß der wort gewalt recht gebraucht / auß Gottes mund gehe.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 43.
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