Zu hof gibt man vil händ vnd wenig hertzen.

[167] Man zeucht in den Herren höfen die jungen Herren darzů / dz sie jrer händ milt seind / vnd niemand die hand versagen. Vber diß so ists ein zeychen der vngnaden / wann man von Hofe nicht schreibt / vnnd die hand versagt. Es ist bei dē Teutschen einhandt gelübdt gehalten / als damit trew vnd glauben soll gehalten werden / als wir sagen: Er hat mirs mit der hand vnn mund gesagt / das ist / er hat mir seinn glauben vnnd trew zu pfand gesetzet.

Nun es ist erbarlich vnnd freuntlich / niemand die hand versagen. Man gibt zu hof vil händ vnd wenig hertzen / dann Judas kuß ist noch ein groß stuck bei der Herrn diener zu hof bliben. Joab ist noch nit todt /der den Abner kußte / vnd im kuß ein schwerdt durch jhn stieß Von frommen leuten sag ich nit / aber võ denen sag ich / welche hübsch grüssen / vnd im hertzen anders gedencken / dann die selbigen geben vil händ vnd wenig hertzen.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 167.
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