Marienlied

[295] Wenn ins Land die Wetter hängen

Und der Mensch erschrocken steht,

Wendet, wie mit Glockenklängen

Die Gewitter dein Gebet,

Und wo aus den grauen Wogen

Weinend auftaucht das Gefild,

Segnest du's vom Regenbogen –

Mutter, ach wie bist du mild!


Wenn's einst dunkelt auf den Gipfeln

Und der kühle Abend sacht

Niederrauschet in den Wipfeln:

O Maria, heil'ge Nacht!

Laß mich nimmer wie die andern,

Decke zu der letzten Ruh

Mütterlich den müden Wandrer

Mit dem Sternenmantel zu.


Quelle:
Joseph von Eichendorff: Werke., Bd. 1, München 1970 ff., S. 295.
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