Was war es?

[65] Um Mitternacht, der Regen fiel

Und schlug ans Fenster, tropf und tropf,

Und ohne Schlaf und schwer und schwül

Lag ich auf meinem heißen Pfühl

Und reckte mich

Und streckte mich

Und wälzte Welten um im Kopf.


Um Mitternacht, da kam es her.

Kling, sprang der Schlüssel, kling das Schloß.

Und übern Gang, durchs Zimmer nun,

Jetzt durch den Saal, auf plumpen Schuhn,

Da klappte es

Und tappte es,

Daß kalt mirs übern Rücken floß.[65]


Um Mitternacht, da trat es ein,

Und ging ein Wehen vor ihm her,

Und näher kam es, nah, ganz nah,

Und schweißgebadet lag ich da

Und zitterte

Und witterte,

Daß nun mein letztes Stündlein wär.


Um Mitternacht, da fiel ein Wort,

Das klang so bang, das klang so tot.

Und war kein Licht, ein Dunkel nur,

Und schlug im Saal die alte Uhr,

Schlug ruck und ruck

Und zuck und zuck

Und schnurrte ab. Schwer fiel das Lot.


Um Mitternacht, und wie es kam,

Jetzt Zimmer, Saal, jetzt Korridor,

So ging es wieder. Schritt vor Schritt.

Und in Gedanken ging ich mit,

Klapp klapp, tapp tapp,

Die Trepp hinab,

Und unten knarrte leis das Tor.


Quelle:
Gustav Falke: Ausgewählte Gedichte. Hamburg 1908, S. 65-66.
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