Acht und dreyßigster Brief
Olivier an Reinhold

[129] Er ist gefunden! – Wohl! ganz Recht! eben weil ich im Tode noch aufopfere, will ich mir, was das Leben gewährt, noch erhalten. Ist kein Erbarmen zu hoffen; warum soll ich mich erbarmen? – Mag ich nun Schmerz hervorbringen; ich selbst leide den höchsten. Ja ich habe mich schnell und muthig entschlossen. Ich selbst will sie nicht sehen; aber dann soll auch kein männliches Auge sie erblicken.[129]

Anfangs wollte ich mich einem deutschen Klotze vertrauen; aber ich sah bald, daß nur ein Südländer meine Leidenschaft begreifen konnte.

Ich habe Einen gefunden, der mehr noch begreift als ich empfinde. Er soll sie bewachen.

Ein menschenleeres Gütchen ist gekauft, das Haus mit einem Graben umgeben, und durch eine Zugbrücke geschützt. Drey fremde Mädchen habe ich zur Aufwartung kommen lassen, und hoffe der braune Wächter wird sie gehorchen lehren.

Keine Anmerkungen! ich bitte Dich! Es war das Einzige was mir übrig blieb.[130]

Quelle:
Karoline Auguste Ferdinandine Fischer: Die Honigmonathe, Band 2, Posen und Leipzig 1802, S. 129-131.
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