Zwölftes Kapitel.

[82] Indessen lag Rickchen im Bette, ohne ein Auge zuzuthun. Sie hatte entsetzlichen Durst, und konnte sich vor Hitze nicht lassen. Der böse Graf! Seine Arznei hatte sie nur noch kränker gemacht; es half nichts, sie mußte aufstehen, und zu ihm gehen.

Gesagt, gethan! Sie schlüpfte unbemerkt zum Bette heraus, schlich auf den Gang, und stößt an jemand an. Eine Mannsperson im Hemde von der Größe des Grafen. Er muß es selbst sein. – Ach, seufzte sie leise, und drückte ihn heftig an sich – Ich sterbe noch!

Pleßy, denn er war es selbst, antwortete nichts, aber es gieng ihm eben so. Die Gräfin hatte sein Blut in Wallung gesetzt; die Wirthin sollte es abkühlen. Er erwiederte ihre Liebkosungen mit Feuer, fand die Stube des Kammermädchens offen, und führte sie hinein.[82]

Sie war zu sehr mit ihrem Entzücken beschäftigt, um ihn zu erkennen; beide Theile sprachen nur durch Küsse. Allein der beste Virtuos ermüdet; Pleßy schlief ein, und Riekchen war zu müde, um lange zu wachen.

So haben wir also den Grafen mit dem Kammermädchen, die Gräfin mit dem Offizier, Riekchen mit dem Kammerdiener verlassen. Alle sind eingeschlafen, und alle vollkommen zufrieden.

Quelle:
Christian Althing: Dosenstücke, Rom; Paris; London [o.J.], S. 82-83.
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